Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Piraten verlieren zwei Vorstände: Klickt euch doch selber!
> Die Piratenpolitikerin Julia Schramm tritt von ihrem Posten im
> Bundesvorstand zurück. Sie war zuletzt im Streit um ihr Buch in die
> Kritik geraten. Auch Matthias Schrade geht.
Bild: In der Kritik und nicht mehr im Vorstand: Piratin Julia Schramm.
BERLIN taz | Die Piratenpartei ist in einer tiefen Personalkrise. Die
heftigen Spannungen im Bundesvorstand forderten am Freitag erste
Konsequenzen: Zwei Beisitzer aus dem Bundesvorstand geben auf. Julia
Schramm trat [1][mit sofortiger Wirkung] zurück, Matthias Schrade will
seine Vorstandsarbeit noch bis zum Bundesparteitag im November fortsetzen.
Der stellvertretende Bundesvorsitzende Sebastian Nerz [2][bedauerte die
Entscheidung] seiner Kollegen, „auch wenn ich sie menschlich verstehen
kann“.
Schramm begründete ihren Schritt damit, dass sie ihr Denken und Handeln
jeden Tag stärker an „eine alte Politikervorstellung“ anpassen musste.
Diese lehne sie aber ab. Schrade gab als Grund die Verwerfungen mit dem
umstrittenen politischen Geschäftsführer Johannes Ponader an. Er habe den
Schritt zum Rückzug lange hinausgezögert, schreibt Schrade [3][in seinem
Blog]. „Aber ich halte es inzwischen schlicht nicht mehr aus.“ Die
Situation im Bundesvorstand sei „durch Johannes Alleingänge zuletzt immer
schwieriger geworden“.
Schrade, der als Organisator von Parteiveranstaltungen vor allem im
Hintergrund wirkt, will sich außerhalb des Vorstands weiter für die Piraten
engagieren. Und er hält sich eine kleine Hintertür offen: Sein Rücktritt
erfolge, „sofern sich nicht kurzfristig eine grundsätzliche Änderung der
Lage ergibt oder eine turnusmäßige Neuwahl beschlossen wird“. Ponader oder
er.
Johannes Ponader wird seit einiger Zeit von seinen Vorstandskollegen offen
kritisiert. Es kam gar nicht gut an, dass er seinen Abschied vom
Hartz-IV-Bezug inszenierte und persönliche Spenden für seinen
Lebensunterhalt sammelte. In einer ausführlichen Stellungnahme auf die
Rücktrittsankündigungen räumt Ponader Fehler ein. Selbst zurücktreten will
er nicht, auch wenn ihm das von Piraten inner- und außerhalb des Vorstands
nahegelegt wird.
Nerz [4][äußerte via Twitter] sein absolutes Unverständnis über die
Äußerungen Ponaders: „Er hat nichts - aber auch absolut gar nichts -
verstanden. NULL. NADA. NICHTS. Das ist unglaublich. Einfach nur *gar
nichts*. Krass.“
## Schramm musste viel aushalten
Schramm stand zuletzt wegen ihres Buches „Klick mich. Bekenntnisse einer
Internet-Exhibitionistin“ in der Kritik, für das sie 100.000 Euro Vorschuss
bekommen haben soll. Vielen Piraten missfiel, dass Schramms Verlag gegen
die Online-Verbreitung von Buchkopien vorging. Sie sahen einen Widerspruch
zur Parteiposition. In einem Shitstorm wurde Schramm etwa als „verlogene
Kommerzschlampe“ beschimpft.
Die 27-Jährige musste überhaupt viel aushalten in ihrer Partei, wo sie als
Frau und Feministin in der Minderheit ist. Sie machte sich auch angreifbar,
weil sie online offen aus ihrem Privatleben plauderte, auch wenn sie keine
absolute Verfechterin von „Post Privacy“ mehr ist. Nach der Kritik rund um
ihr Buch hatte sie öffentliche Auftritte, die in jüngster Zeit geplant
waren, abgesagt.
Durch die Personalquerelen geraten Inhalte einmal mehr in den Hintergrund.
Am Freitag endete die Antragsfrist für den Bundesparteitag. Dort wollen die
Piraten ihr Bundestagswahlprogramm verabschieden. In jüngsten Umfragen
liegt die Partei bei um die 5 Prozent.
26 Oct 2012
## LINKS
[1] http://juliaschramm.de/wp-content/uploads/2012/10/Rücktritt.pdf
[2] http://www.tirsales.de/blog/tirsales/2012/10/26/zum-angekuendigten-ruecktri…
[3] http://kungler.wordpress.com/2012/10/26/rucktrittsankundigung-2/
[4] http://de.twitter.com/tirsales/status/261845061652844545
## AUTOREN
Sebastian Erb
Sebastian Erb
## TAGS
Piraten
Rücktritt
Piratenpartei
Piratenpartei
Piratenpartei
Anke Domscheit-Berg
Piratenpartei
Piraten
Piratenpartei
Piraten
## ARTIKEL ZUM THEMA
Kommentar Piratenpartei: Verfrühte Grabreden
Die Piraten werden zu Unrecht unter die Fünfprozenthürde gequatscht. Man
braucht sie, weil sie fehlten – und ein neues Lebensgefühl verkörpern.
Machtkampf bei den Piraten: Ponader immer isolierter
Piraten-Geschäftsführer Johannes Ponader stürzt seine Partei in eine Krise.
Trotz Rücktritten von zwei Vorstandskollegen will er im Amt bleiben.
Piratinnen führen Medien vor: Die große Entblößung
Über einen Hungerstreik von Flüchtlingen in Berlin berichteten bisher nur
wenige Medien. Deshalb kündigten Piratinnen an, sich auszuziehen.
Umfragewerte der Piratenpartei: Schlingerkurs in Richtung Parteitag
Die Zustimmungswerte der Piraten sind weiter gering. Ein Parteitag im
November soll wieder Inhalte nach vorn spülen.
Wahlkampfauftakt in Niedersachsen: Piraten kämpfen mit sich selbst
Der ungelöste Streit auf Bundesebene zerhagelt den Auftakt für
Niedersachsen-Wahlkampf. In Celle beim Landesparteitag machen die Piraten
das Beste draus.
Ponader trotz Kritik weiter im Vorstand: „Weitgehend beratungsresistent“
Zwei Vorstandsmitglieder der Piraten, Julia Schramm und Matthias Schrade,
sind auf Rückzug eingestellt. Politischer Geschäftsführer Johannes Ponader
sucht das Gespräch.
Kommentar Piraten: Piraten, entscheidet Euch!
Schramms Rückzug könnte bei den Piraten zur Einsicht führen, dass sie sich
ändern müssen. Möglicherweise bedeutet er deshalb eine Chance.
BER-Ausschusschef Martin Delius: Vorsitzender auf Bewährung
Gleich in der ersten Sitzung erleidet Ausschusschef Martin Delius eine
Niederlage. Das Gremium ist eine Bewährungsprobe für die Piraten.
Anke Domscheit-Berg über Piraten: „Kein Grund für Panikmache“
Viele Piraten seien noch PR-unerfahren, findet Anke Domscheit-Berg und
kritisiert indiret ihren Parteichef. Die Partei sei aber keine Chaostruppe.
Bundesweite Umfrage: Piraten weniger populär
Nichts mehr mit Höhenflug: Laut einer aktuellen Umfrage verliert die
Piratenpartei bei Wählern deutlich an Zustimmung. Auch FDP und Grüne
verlieren.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.