# taz.de -- Machtkampf bei den Piraten: Ponader immer isolierter | |
> Piraten-Geschäftsführer Johannes Ponader stürzt seine Partei in eine | |
> Krise. Trotz Rücktritten von zwei Vorstandskollegen will er im Amt | |
> bleiben. | |
Bild: Mittendrin und doch isoliert: Johannes Ponader auf dem Parteitag der Nied… | |
BERLIN taz | Die Piraten erleben die größte Krise seit ihrer Gründung, und | |
ihre Führung ignoriert sie. Drei Tage nachdem zwei Vorstandsmitglieder | |
ihren Rückzug ankündigten tut sie so, als könne alles weitergehen wie | |
bisher. | |
Dabei ist nichts geklärt. Der massiv kritisierte Politische Geschäftsführer | |
Johannes Ponader will auf seinem Posten bleiben, die kurzfristige Neuwahl | |
des Bundesvorstands ist rechtlich nicht möglich. Wie die orientierungslose | |
Partei es schaffen will, sich auf ihrem Bundesparteitag Ende November auf | |
ein Wahl- und Parteiprogramm zu einigen, ist völlig unklar. | |
Aus Sicht vieler Piraten ist der Politische Geschäftsführer das größte | |
Problem. Vorstandsmitglied Matthias Schrade begründete seine | |
Rücktrittsankündigung am Freitag damit, sein Vorstandskollege Ponader sei | |
„weitgehend beratungsresistent und absolut nicht teamfähig“. Sofern sich | |
„nicht kurzfristig eine grundsätzliche Änderung der Lage ergibt“, werde er | |
nach dem Bundesparteitag Ende November sein Amt niederlegen. Die Botschaft | |
war klar: Entweder er oder ich. | |
Von solchen Ultimaten hält Martin Delius wenig. „Weitere Rücktritte bringen | |
gar nichts“, sagte der Berliner Piraten-Abgeordnete der taz. „’Personelle | |
Konsequenzen‘ umzusetzen, ist Teil einer überkommenen Medienstrategie der | |
starken Hand. Das wirkt in den offenen Netzwerken der Partei und nach außen | |
bei Piraten nicht glaubwürdig.“ Es sei für eine „bundesweit vertretene | |
Partei nicht hinnehmbar, dass einzelne Mitglieder ihres Bundesvorstands die | |
Zusammenarbeit aufkündigen“. | |
Anstatt Personen abzuurteilen, so Delius, müssten die Mitglieder auf einem | |
Programmparteitag Inhalte festlegen. Dabei dürften sie „auch nicht vor | |
schwierigen Richtungsentscheidungen“ zurückschrecken. | |
## Sebastian Nerz unterstützt Schrade | |
Doch wie das gehen soll, solange der Bundesvorstand nicht arbeitsfähig ist? | |
Nach Schrades Ultimatum an Ponader schlug sich auch Vizeparteichef | |
Sebastian Nerz auf die Seite des bisherigen Cheforganisators der Partei. | |
Nerz erklärte, er habe mit Schrade „immer sehr gut zusammengearbeitet“ und | |
er würde sich über seinen „Verbleib im Bundesvorstand freuen“. Schon vor | |
zwei Wochen hatte Parteichef Bernd Schlömer den 35-jährigen Ponader | |
öffentlich scharf kritisiert, weil dieser seinen Lebensunterhalt seit | |
Monaten durch private Spenden finanziert. | |
Ponader will seinen Posten behalten. Am Montag verwahrte er sich erneut | |
gegen Kritik an seinem spendenfinanzierten Lebensstil. Durch | |
Kurzmitteilungen beim Onlinedienst Twitter erklärte er, zwar habe er Fehler | |
begangen, dies aber auch öffentlich zugegeben. Wahrscheinlich gewinnt | |
Ponader damit nur etwas Zeit. Die nächste reguläre Wahl des Bundesvorstands | |
soll im Frühjahr 2013 stattfinden. | |
Ob Ponader genug Rückhalt unter Parteimitgliedern hat, um wiedergewählt zu | |
werden, ist ungewiss. Die Stimmung unter den Piraten verdüstert sich. In | |
Meinungsumfragen rutscht die Partei immer häufiger unter die Marke von fünf | |
Prozent. Am Montag [1][twitterte] das Vorstandsmitglied Klaus Peukert | |
lakonisch: „Einatmen. Ausatmen.“ | |
29 Oct 2012 | |
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[1] http://twitter.com/tarzun/status/262856091677908993 | |
## AUTOREN | |
Matthias Lohre | |
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