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# taz.de -- #unkürzbar-Demo: Protestieren, bis es quietscht
> Rund 1.500 Menschen demonstrierten am Freitag gegen die im
> Haushaltsentwurf 2026/2027 vorgesehenen Kürzungen bei Bildung, Kultur und
> Sozialem.
Bild: Gegen Kürzen, für Handeln: DemonstrantInnen auf der #unkürzbar-Kundgeb…
Berlin taz | „Bye bye, Kai, du mieser Kürzungshai“, schallt es am
Freitagnachmittag über die Trabis und Touristen am Checkpoint Charlie
hinweg. Im Nieselregen versammeln sich Demonstranten. Das Motto der
Kundgebung: „Berlin ist [1][unkürzbar].“
Die Zimmerstraße hinunter reicht der Blick bis zum Martin-Gropius-Bau.
Geplant war ursprünglich, die Demonstration dort zu starten – also auch
gegenüber dem Berliner Abgeordnetenhaus. Für den „störungsfreien Ablauf“
mussten die Organisatoren dann jedoch einen weiteren Treffpunkt in der
Zimmerstraße angeben.
Rund 1.500 Personen aus den Bereichen Bildung, Soziales und Kultur sind
gekommen, um gegen die aktuell im Parlament debattierten Kürzungen des
[2][Haushaltsentwurfs 2026/2027] zu protestieren. Vor dem Wagen der
Organisatoren hält Carsten ein buntes Gemälde von Berlin. „Sparen bis es
quietscht“, steht darauf. „Ich würde mich freuen, wenn ich nicht hier sein
müsste. Aber die Sparpolitik des Senats betrifft uns alle“, sagt der
53-Jährige. Er spüre die Auswirkungen der Kürzungen in seinem Alltag
deutlich. Das Familienzentrum, in das er geht, habe aus Geldmangel einen
Raum geschlossen, und es werde immer schwieriger, mit seiner Tochter
kulturelle Aktivitäten zu unternehmen.
„Ein Wahnsinn“ seien die drohenden Schließungen des Theaters o.N. und des
Englischen Theaters, die Verunsicherung im Jahr 2025 und die gesamte
Realität des Berliner Kulturbetriebs, wettert Ulrich Schneider vor den
Demonstrierenden. „Insgesamt sollen im Kulturbereich jährlich 110 Millionen
Euro zusätzlich eingespart werden. Bereits 2025 sind 130 Millionen Euro aus
dem Kulturetat gestrichen worden“, so der langjährige Geschäftsführer des
Paritätischen Wohlfahrtsverbands.
Mit ihren selbstgemachten bunten Vogel- und Wolfsmasken fallen die
Mitglieder der Initiative „Kiez-Etage Karlsgartenstr. 6“ in der Menge
sofort auf. Viele von ihnen sind aufgrund ihrer Herkunft, ihrer
Geschlechtsidentität und ihrer finanziellen Situation persönlich von den
Kürzungen betroffen, erklärt Stefanie Battisti, Vorstandsmitglied des
Vereins Schillerwerkstatt, der die Initiative trägt. Bereits im vergangenen
Jahr war der Verein gezwungen, seine Räumlichkeiten zu verkleinern. Jetzt
sind seine politischen Bildungsprojekte gefährdet. „Die Fonds für dieses
Jahr wurden uns unter Vorbehalt gegeben. Was 2026 sein wird, ist unklar, im
aktuellen Haushaltsentwurf steht nichts davon“, sagt Battisti.
## Es fehlt an allen Enden
„Arm war nie sexy“, sagt das Plakat, das der drei Jahre alte Cosmo in den
Händen hält. „Ich finde diesen Spruch von Klaus Wowereit ganz hässlich“,
erklärt sein Vater Christophe Baum. Der Lehrer für Kunst und
Mediengestaltung an einer Reinickendorfer Schule kritisiert: „Das Potenzial
dieser Stadt und ihrer Subkultur mit ihren kleinen Projekten und
Initiativen wird nicht gesehen.“
An Baums Schule fehlten die Gelder für Klassenfahrten, für Material zur
politischen Bildung und für Angebote in der Sozialarbeit, berichtet er.
„Die jungen Menschen merken auch, dass man keinen Wert auf sie legt. Man
muss in sie und ihre Lernbedingungen investieren.“ Zwischendurch versucht
er, all das seinem Sohn zu erklären. Im Moment begeistert sich der kleine
Demonstrant in der violetten Regenjacke aber vor allem für die Motorräder
der Polizei, die Trommeln und die Performance der Elektro-Band Hitzefrei.
„Wir wollen eine andere Bildung, eine andere Stadt!“, ruft Philipp Dehne
ins Mikrofon. Der Mitbegründer der Initiative „Schule muss anders“ zählt
auf: In Marzahn-Hellersdorf und Steglitz-Zehlendorf seien Schulstationen
weggekürzt worden, in Neukölln die Schwimmbusse und die Schulreinigung. Mit
der Bewegung #unkürzbar hofft er, Druck auf CDU und SPD auszuüben: „Wir
brauchen kein Geld für Olympia oder American Football. Ich wünsche mir,
dass die CDU beispielsweise durch die Touristensteuer mehr Geld einnimmt
und es in die öffentliche Daseinsvorsorge investiert.“
Die Demonstranten ziehen über die Friedrichstraße und Unter den Linden bis
vor das Rote Rathaus. „Hurra, die Welt geht unter“ von K.I.Z ertönt durch
die Lautsprecher. Von der Dachterasse des Humboldt-Forums weht ein
Tranparent von #unkürzbar.
11 Oct 2025
## LINKS
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## AUTOREN
Gabrielle Meton
## TAGS
Kultur in Berlin
Haushaltsdebatte
Demonstration
Kulturpolitik
Schwarz-rote Koalition in Berlin
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Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
Kürzungen
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