| # taz.de -- Wohnpolitische Debatte in Bremen: Verkleinern erwünscht | |
| > Wohnen symbolisiert die soziale Spaltung, so BUND und Paritätischer. Sie | |
| > fordern Maßnahmen für eine sozial gerechte und ökologische | |
| > Stadtentwicklung. | |
| Bild: 50 Quadratmeter bewohnt jede*r von uns im Schnitt. Dabei reicht zum Leben… | |
| Bremen taz | Zum Menschenrecht auf Wohnen gehört neben der reinen | |
| Verfügbarkeit von Wohnraum auch, dass dieser bezahlbar und menschenwürdig | |
| ist. Das sagen die Bremer Landesverbände des BUND und des Paritätischen. Da | |
| Wohnen – insbesondere die Schaffung von neuem Wohnraum und der Betrieb der | |
| Häuser – auch unmittelbar ökologische Auswirkungen hat, zielen [1][die | |
| jüngst aufgestellten Forderungen der beiden Verbände] auf eine sozial | |
| gerechte und zugleich ökologische Stadtentwicklung ab. | |
| „Bremen möchte in zwei Jahrzehnten klimaneutral sein“, erinnert Jasper | |
| Meya, Vorstand des BUND Bremen. Die Wohnpolitik werde aufgrund der hohen | |
| Emissionen im Gebäudesektor zur „Bewährungsprobe“ beim Klimaschutz. Da es | |
| für Natur und Mensch aber auch unversiegelte Flächen brauche, könne viel zu | |
| bauen „keine nachhaltige Strategie als Antwort auf die Anspannung im | |
| Wohnungsmarkt sein“, so Meya. | |
| Neubau muss daher die letzte Option sein, so eine der Forderungen. Primär | |
| müssten die Ressourcen in die Sanierung von Bestand und Erschließung von | |
| alten Gewerbe- und Büroflächen gesteckt werden. Und wenn neu bauen, dann | |
| möglichst nur auf bereits versiegelten Flächen wie in der Überseestadt, | |
| flächeneffizient – also Geschosswohnungen statt Einfamillien-Idyll mit | |
| Carport – und mit nachhaltigen Baustoffen wie Holz. | |
| Die Behörde prüfe alten Bestand stets auf seine Eignung für Wohnraum und | |
| wiege dabei ab, ob sich eine Sanierung langfristig rechnet, sagt Jens | |
| Tittmann, Sprecher der Bausenatorin Maike Schaefer (Grüne). Wenn ja, | |
| versuche man, den Eigentümer davon zu überzeugen, damit noch etwas | |
| anzufangen. „Bremen hat nicht das Geld, jede leer stehende Immobilie zu | |
| kaufen.“ | |
| „Soziale Themen dürfen nicht gegen ökologische ausgespielt werden“, | |
| beschreibt Anke Teebken, Sprecherin des Paritätischen Bremen, das | |
| Hauptanliegen der Verbände. Ökologisch bauen und sanieren kostet viel Geld, | |
| das dürfe aber nicht auf Mieten aufgeschlagen werden. Daher fordern die | |
| Verbände auch eine „faire Lastenverteilung“ solcher Kosten. Die | |
| Sanierungsquote im Land müsse indes deutlich wachsen: auf mindestens zwei | |
| bis drei Prozent des Bestands im Jahr. | |
| Um günstigen Wohnraum zu schaffen, fordern BUND und Paritätischer außerdem | |
| eine „deutliche“ Erhöhung der Sozialwohnungsquote. Die Quote wurde vom | |
| Senat zuletzt bereits [2][von 25 auf 30 Prozent im Neubau erhöht]. Mit den | |
| 30 Prozent ist Falk Wagner, wohnungspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, | |
| zufrieden: „Es ist ein Fortschritt.“ | |
| Im gleichen Schritt sei zudem die Bindung auf 30 Jahre verlängert worden, | |
| sagt Tittmann. Und viele Wohnungen im städtischen Eigentum, bei denen die | |
| Bindung ausgelaufen ist, würden immer noch auf ähnlichem Niveau vermietet | |
| werden. Die reine Anzahl der Sozialwohnungen sei da irreführend; die Quote | |
| nicht das Entscheidende. | |
| Mit vielen Punkten rennen die Verbände im Ressort aber offene Türen ein: | |
| „Die Forderungen sind auch die Leitlinien, an denen sich der Bremer Senat | |
| orientiert“, sagt Senatorin Schaefer, „insbesondere, was sozialer | |
| Wohnungsbau, klimaverträgliches Wohnen und die Stärkung von kommunalem | |
| Wohnungseigentum betrifft.“ | |
| Richtig identifiziert habe man, da sind sich alle einig, das Problem, dass | |
| manche Menschen einfach zu viel Fläche bewohnen. Die Verbände fordern daher | |
| eine Neuverteilung von Wohnraum über Anreize: Solche, die Singles oder | |
| Eltern, deren Kinder längst ausgezogen sind, dazu bewegen, aus ihrer | |
| Fünf-Zimmer-Immobilie auszuziehen. | |
| ## Anreize reichen bislang nicht aus | |
| „Förderung von Untervermietung oder Umzugshilfen“ schlagen BUND und | |
| Paritätischer vor. Wagner sieht die Lösung eher darin, attraktiven Wohnraum | |
| zu schaffen, der genau diese Leute anspricht: klein aber fein, am besten | |
| barrierefrei. „Dann werden Häuser frei.“ Doch dazu braucht es Neubau, sagt | |
| er deutlich. | |
| „Sehr sinnvoll und zugleich sehr anspruchsvoll“, findet auch Robert | |
| Bücking, Sprecher für Bau und Stadtentwicklung der Grünen, diese Forderung. | |
| Anspruchsvoll, weil Anreize wie eine Wohnungstauschbörse, wie Hamburg sie | |
| anbietet, dort nicht zum gewünschten Erfolg geführt hätten. Eine gute | |
| Antwort auf das Problem habe die Gewoba gefunden: [3][der Bremer Punkt]. | |
| Auch wenn dies nur ein Anfang und noch kein „Massenphänomen“ ist – genau… | |
| wenig wie Senior*innen, die eine Studi-WG in ihrem Dachgeschoss gründen. | |
| Ein Bremer Punkt entsteht, wenn die Gewoba an bestehende Häuser | |
| barrierefreie Immobilien mit kleinen Wohneinheiten anbaut. Dann können | |
| Menschen bei einem Umzug zumindest in ihrem Quartier bleiben. | |
| 26 May 2021 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.paritaet-bremen.de/nachricht-anzeigen/sozial-oekologischer-umba… | |
| [2] /Kampf-um-bezahlbaren-Wohnraum/!5666366 | |
| [3] https://www.gewoba.de/mieten-verwalten-kaufen-verkaufen/wohnen-im-neubau/br… | |
| ## AUTOREN | |
| Alina Götz | |
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