| # taz.de -- Kritik an Bremer Mietenpolitik: Wohnen soll kein Luxus sein | |
| > CDU, Linksfraktion und Diakonie halten die Mieten in Bremen für zu hoch | |
| > und fordern mehr Einsatz vom Senat. Das Bauressort weist die Kritik von | |
| > sich. | |
| Bild: Wer genügsam lebt, findet erschwinglichen Wohnraum: Mieten-Demo in Breme… | |
| Bremen taz | Die Diakonie fordert die Bremer Landesregierung auf, mehr für | |
| den sozialen Wohnungsbau zu tun. Das geht aus dem Aufruf „Bezahlbarer | |
| Wohnraum in Bremen ist Mangelware“ der Diakonie vom 17. August hervor. | |
| Darin verweist sie auf ansteigende Mietpreise und die damit einhergehenden | |
| Schwierigkeiten für Wohnungssuchende. | |
| Belegen lässt sich das durch Auswertungen beispielsweise des | |
| Immobilienportals Immowelt. Akut betroffen sind laut Landesdiakoniepastor | |
| Manfred Meyer vor allem Menschen, deren Gehälter ohnehin schon knapp sind | |
| und die Corona-bedingt in Kurzarbeit geschickt wurden. Sie fänden oft | |
| keinen angemessenen Wohnraum, der für sie finanzierbar sei. | |
| „Die soziale Ungleichheit spitzt sich weiter zu“, befürchtet Meyer. „Ger… | |
| jetzt in der Pandemie sind die steigenden Mieten existenzbedrohend.“ Es | |
| liege in der Verantwortung des Landes Bremen, allen Bürger:innen einen | |
| angemessenen Wohnraum zu sichern. Immerhin schreibt die Landesverfassung | |
| fest, dass alle Bewohner*innen Bremens „Anspruch auf eine angemessene | |
| Wohnung haben“. Die erhöhte Sozialwohnungsquote allein reicht nach | |
| Einschätzung von Meyer nicht aus, um die Entwicklung aufzufangen. | |
| Bausenatorin Maike Schaefer (Grüne) entgegnet, dass der Senat eine | |
| erfolgreiche Mietenpolitik betrieben habe. Zwar würden Mieten steigen, das | |
| betreffe aber nicht Wohnungen in der Sozialbindung. Deren Quote habe man | |
| zunächst auf 25 und zuletzt auf 30 Prozent festgesetzt. Die Bindung wurde | |
| auf 30 Jahre erhöht. Neu gebaute Sozialwohnungen müssen dementsprechend | |
| mindestens 30 Jahre lang für Menschen mit festgestelltem Bedarf reserviert | |
| bleiben. Im Vergleich zu anderen Kommunen sei man schon sehr weit. | |
| So seien eine Kappungsgrenze und eine Mietpreisbremse auf Landesebene | |
| eingeführt worden. Auch habe der Senat mehrere Wohnraumförderprogramme | |
| aufgelegt und dafür 180 Millionen Euro bereitgestellt. „Mit all diesen | |
| Maßnahmen ist es gelungen, eine Überhitzung des Bremer Mietmarktes zu | |
| verhindern“, betont Schaefer. „Dennoch müssen wir auch in Zukunft weiter | |
| alle Möglichkeiten ausschöpfen oder zur Verfügung stellen, um den Wohnraum | |
| bestmöglich zu schützen.“ | |
| Die Miete von Sozialwohnungen ist nach oben hin auf 6,50 Euro Kaltmiete | |
| gedeckelt. Den Preis hält die Fraktionsvorsitzende der mitregierenden | |
| Linken, Sofia Leonidakis, allerdings ohnehin für zu hoch. Insgesamt aber | |
| greife die Mietpreisbremse ohnehin nicht, kritisierte sie. Sie regt an, die | |
| Rekommunalisierung von Wohnraum fortzuführen. | |
| Ob man ein Anrecht auf einen Wohnberechtigungsschein und somit auf den | |
| Bezug einer Sozialwohnung hat, ist von zwei Faktoren abhängig: Von der | |
| Anzahl der Haushaltsmitglieder und der Höhe des Gesamteinkommens. | |
| „Problematisch ist an der aktuellen Praxis des sozialen Wohnungsbaus in | |
| Bremen, dass es am Ende deutlich weniger Wohnungen gibt als zunächst | |
| geplant“, bemängelt Landesdiakoniepastor Meyer. Um dem entgegenzuwirken, | |
| seien schnellere Genehmigungsverfahren für Sozialwohnungen und stärkere | |
| Kontrollen des Baus nötig. | |
| Darin trifft er sich mit den Vorstellungen der baupolitischen Sprecherin | |
| der CDU-Fraktion, Silvia Neumeyer. Auch sie plädiert dafür, mehr zu bauen – | |
| und wirft dem Senat Untätigkeit vor: Er habe in Aussicht gestellt, die | |
| Voraussetzungen für 10.000 Wohnungen zu schaffen. Mit gerade einmal 1.845 | |
| neu entstandenen Wohnungen sei 2020 aber weniger gebaut worden als noch im | |
| Vorjahr. | |
| Neumeyer fordert, die Lückenbebauung voranzutreiben, aber auch | |
| Bebauungspläne zu überarbeiten. „Die stammen teilweise noch aus den | |
| 1960er-Jahren“, so Neumeyer. Mehrere Haus- oder | |
| Wohnungseigentümer:innen seien bereit, ihren Wohnraum zu teilen. | |
| Alte Bebauungspläne stünden diesem Vorhaben jedoch im Weg. „Wichtig ist, | |
| dass auch Menschen mit kleinem Portemonnaie adäquaten Wohnraum finden – | |
| dafür müssen wir mehr bauen“, so Neumeyer. | |
| 23 Aug 2021 | |
| ## AUTOREN | |
| Pia Tönnissen | |
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