# taz.de -- Weniger Verkehrstote wegen Corona: Ohne Autos endlich sicher | |
> Corona macht's möglich: Auf den leeren Straßen von New York sterben keine | |
> Fußgänger:innen mehr. Ein guter Zeitpunkt, um Autos ganz abzuschaffen. | |
Bild: Nicht nur die Fußgänger freut's, sondern auch jugendliche BMXer auf der… | |
Die Straßen sind leer, die Vögel zwitschern, die Luft ist klar – und | |
niemand stirbt. Die Stilllegung der Welt im Zuge der Pandemie sorgt in | |
Großstädten weltweit für weniger Verkehr. Mit überraschenden und | |
durchschlagenden Folgen. | |
In New York City ist laut einer kürzlichen Erklärung [1][des Department of | |
Transportation] (DOT), der städtischen Verkehrsbehörde, innerhalb von 60 | |
Tagen seit dem Lockdown keine einzige Fußgänger:in umgekommen. Und das in | |
einer Stadt, in der 2019 insgesamt 116 Menschen getötet wurden, die zu Fuß | |
unterwegs waren. Im Vergleich zum Vorjahr war das laut einer DOT-Statistik | |
noch ein Anstieg von 21 Prozent. | |
Dennoch [2][sollten New Yorker:innen] wachsam bleiben, warnt die | |
DOT-Kommissarin Polly Trottenberg in der Erklärung, und verweist auf | |
Fahrer:innen, die die leeren Straßen vermehrt ausnützten, um daruf | |
herumzurasen. Ein Problem, das derzeit auch in der deutschen Hauptstadt | |
grassiert, wo laut einer Studie des Polizeipräsidenten im Jahr 2018 | |
insgesamt 45 Menschen verkehrsbedingt umgekommen sind, davon 20 | |
Fußgänger:innen. | |
So macht die Pandemie auch beim Universalthema Verkehr ein gern übersehenes | |
Problem wie durch eine Lupe sichtbar – gibt es doch laut der WHO jährlich | |
1,35 Millionen Verkehrstote weltweit. Das sind durchschnittlich 3.700 | |
Menschen pro Tag, also wesentlich mehr als Kriegstote und Opfer von Gewalt | |
zusammen. | |
## Autos als Tötungsmaschinen | |
Dass [3][die meisten tödlichen Unfälle] von Autos verursacht werden, ist | |
nicht überraschend für alle, die regelmäßig schnappatmen, wenn sie auf | |
dem Fahrrad wieder mal von aggressiv fahrenden Blechkisten geschnitten | |
wurden. | |
Autos sind seit jeher immer auch so was wie Tötungsmaschinen. Es ist zu | |
hoffen, dass die durch Corona ermöglichte Vogelperspektive die | |
Autoindustrien und die Verkehrsbehörden dieser Welt diese systemische | |
Gewalt erkennen lässt. | |
[4][Deren Opfer] sind zudem mehrheitlich Angehörige von Minderheiten. So | |
starben [5][nach einer Erhebung] des „Centers for Disease Control and | |
Prevention“ zwischen 2000 und 2010 in den USA viermal mehr Native Americans | |
und doppelt so viele Latinos und Schwarze als Weiße. | |
Ist es doch zynisch, dass in Zeiten ständig neu ausgerufener | |
Ausnahmezustände die Kollateralschäden des Straßenverkehrs als | |
Normalzustand gelten – und es gegen Autos als einflussreichen | |
Wirtschaftsfaktor, als narzisstisches Symbol für Status oder individuelle | |
„Freiheit“ immer noch keinen passenden Impfstoff gibt. Na ja, außer | |
vielleicht [6][ein Virus], das aber leider selbst viel zu tödlich ist. | |
15 May 2020 | |
## LINKS | |
[1] https://www.dot.ny.gov/index | |
[2] /Stillstand-in-der-US-Metropole/!5681504 | |
[3] /Verkehrstote-auf-deutschen-Strassen/!5664179 | |
[4] https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&… | |
[5] https://www.cdc.gov/motorvehiclesafety/statecosts/index.html | |
[6] /Gutachten-der-Oeko-Weisen/!5685558 | |
## AUTOREN | |
Philipp Rhensius | |
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