# taz.de -- Wahlwerbespot von „Die Partei“: ZDF zeigt ertrinkendes Kind nun… | |
> „Die Partei“ wirbt in ihrem EU-Wahlspot für die Seenotretter von | |
> Sea-Watch. Das ZDF lehnte zunächst die Ausstrahlung ab – sendet ihn jetzt | |
> aber. | |
Bild: „Ertrinken dauert so lange wie dieser Film.“ Ausschnitt aus dem Werbe… | |
BERLIN taz | Die Spaßpartei „Die Partei“ um den Komiker Martin Sonneborn | |
ist fürs Provozieren bekannt – [1][meist auf ironische oder zynische | |
Weise]. Anders nun ihr Wahlwerbespot zur Europawahl: Das anderthalbminütige | |
Video zeigt einen kleinen Jungen, der im Mittelmeer ertrinkt, und wirbt für | |
die Seenotretter von Sea-Watch. Das ZDF sperrte sich deshalb zunächst gegen | |
die Ausstrahlung, will den Spot nun aber doch zeigen – in abgeänderter | |
Form. | |
Noch am Dienstag hatte der Mainzer Sender die Absage damit begründet, dass | |
es sich nicht um einen Wahlwerbespot handele, sondern um einen | |
Unterstützungsaufruf für Sea-Watch. Daher, so die Ansage des Senders, werde | |
die geplante Ausstrahlung an diesem Mittwochabend um 22.10 Uhr abgesagt. | |
Das Video, das bislang unveröffentlicht ist, aber der taz vorliegt, zeigt | |
einen kleinen Jungen mit rotem Pullover, der unter Wasser ums Überleben | |
kämpft. Er versucht, mit letzter Kraft an die Wasseroberfläche zu kommen – | |
vergeblich. Er ertrinkt. | |
Die Botschaft ist klar: Der Spot soll auf die Geflüchteten aufmerksam | |
machen, die täglich die gefährliche Fahrt übers Mittelmeer wagen, um nach | |
Europa zu gelangen. Immer wieder kommt es dabei zu Unglücken – bei denen | |
Menschen qualvoll ertrinken. Sea-Watch versucht dies zu verhindern. | |
## Wahlwerbespot oder Seawatch-Werbung? | |
Das Problem an dem Spot: Dass es sich bei dem Beitrag um Wahlwerbung von | |
„Der Partei“ handelt, wird nicht ersichtlich. Nirgendwo wird der Name | |
erwähnt, auch das Parteilogo fehlt. Dies ist der Grund, weshalb das ZDF die | |
Ausstrahlung anfangs ablehnte. | |
Doch nun die Kehrtwende: Das ZDF will den Spot heute Abend doch zeigen, wie | |
ein Sprecher des Senders der taz bestätigte. Allerdings nicht die | |
ursprüngliche Version, sondern eine leicht veränderte, in der am Ende auch | |
das Parteilogo zu sehen ist. Zudem wird auf die anfängliche Einblendung der | |
Erstversion, wonach es sich bei dem Spot um keine Wahlwerbung handele und | |
die EU für den Inhalt verantwortlich sei, verzichtet. | |
## „Scharfrichter über die Meinungsbildung“ | |
Sea-Watch hatte die ursprüngliche Absage scharf kritisiert. „Das ZDF | |
schwingt sich zum Scharfrichter über die Meinungsbildung auf“, sagte Marie | |
Naaß von der in Berlin ansässigen Organisation. Zum öffentlich-rechtlichen | |
Auftrag gehöre auch, das „massenhaften Sterbenlassen“ im Mittelmeer | |
aufzuzeigen. Auch „Die Partei“-Chef Sonneborn kritisierte den Sender. | |
Die Öffentlich-Rechtlichen sind zur Ausstrahlung von Wahlwerbung | |
verpflichtet. Sie müssen den Parteien eine „angemessene Sendezeit“ | |
einräumen. Zugleich müssen Wahlwerbesendungen als solche gekennzeichnet | |
werden. Die Sender dürfen Spots nur ablehnen, wenn sie eindeutig keine | |
Wahlwerbung darstellen oder offensichtlich gegen allgemeine Gesetze, | |
insbesondere Strafvorschriften, verstoßen. Erst kürzlich hatte das ZDF | |
einen NPD-Spot wegen Volksverhetzung abgelehnt. | |
8 May 2019 | |
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## AUTOREN | |
Daniel Godeck | |
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