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# taz.de -- Voice Engine von OpenAI weckt Ängste: Künstlich Stimmen imitieren
> OpenAI stellt ein neues Programm vor: Mit Voice Engine lassen sich
> Stimmen imitieren. Im Superwahljahr verstärkt das Ängste vor
> Manipulation.
Bild: Auch als Donald Trump kann man sich am Telefon ausgeben, dank Voice Engine
Im März 2022 gab Präsident Selenskyj die Ukraine auf und kapitulierte vor
Russland. Im November 2023 erklärte Kanzler Olaf [1][Scholz, er werde die
AfD verbieten.] Und im Januar dieses Jahres rief [2][US-Präsident Joe
Biden] seine Wähler:innen selbst an und bat sie, nicht zu den Vorwahlen
zu gehen. Das alles ist so natürlich nie passiert. Und doch ist es Teil
unserer politischen Wirklichkeit. „Deepfakes“, die Erstellung von
gefälschten Videos durch künstliche Intelligenz, sind im in den letzten
Jahren zu einem Phänomen geworden.
Spätestens seit 2019 wird vermehrt über die Gefahren der Täuschungen
berichtet und vor ihnen gewarnt. Auch in einem Superwahljahr wie diesem
werden Deepfakes als Gefahr wahrgenommen. Sie sind ein einfaches und
niedrigschwelliges Mittel, um die Europawahl und insbesondere die
US-Präsidentschaftswahl zu beeinflussen. Ausgerechnet jetzt stellt eines
der größten KI-Unternehmen eine neue Software vor, mit der Stimmen so
leicht zu imitieren sind wie nie zuvor.
Mit dem Chatbot ChatGPT hat sich das [3][US-Unternehmen OpenAI als
Marktführer] bei künstlicher Intelligenz etabliert. Der Chatbot kann mit
den Nutzer:innen Gespräche führen, Fragen beantworten und mithilfe einer
simplen Aufgabenstellung ganze Aufsätze schreiben. Am Freitag hat OpenAI
nun erstmals die Voice Engine vorgestellt. Mit der Software soll die
perfekte Imitation einer Stimme möglich sein, auch auf mehreren Sprachen.
Dafür braucht es nicht mehr als ein 15-sekündiges Beispiel und schon kann
das Programm die Stimme in allen Lagen und mit allen Eigenheiten imitieren.
Personen des öffentlichen Lebens können sich kaum vor dem Missbrauch ihrer
Stimme schützen. Selbst bei Privatpersonen reicht schon eine
Sprachnachricht von Messengerdiensten aus, damit man ihre Stimme
zweckentfremden kann. OpenAI weiß um die Gefahren, die das eigene Programm
mit sich bringt. Auch deswegen hält das Unternehmen die Software noch
zurück und will mit einer breiteren Freigabe vorsichtig sein.
## Falscher Anruf von Joe Biden
Auch die Vereinten Nationen sehen Handlungsbedarf im Feld der künstlichen
Intelligenz. Am 21. März verabschiedete die Organisation eine Resolution
zur besseren Kontrolle von KI. Das Ziel sind „sichere und vertrauenswürdige
Systeme der künstlichen Intelligenz“ und eine nachhaltige Entwicklung der
Technik, ohne Missbrauch und Datenschutzverletzungen. Wie das umgesetzt
wird, bleibt bei der rechtlich nicht bindenden Resolution abzuwarten.
Dabei stellen [4][Deepfakes, ganz gleich ob mit dem Gesicht], der Stimme
oder gleich beidem, einen massiven Eingriff in die Persönlichkeitsrechte
dar. Durch die Fälschungen entsteht nicht nur die Gefahr der Erpressung und
des Mobbings, sondern auch die einer massiven psychischen Belastung. In den
letzten Jahren ist zudem die Deepfake-Pornografie regelrecht explodiert,
sowohl mit bekannten Stars als auch privaten Gesichtern.
Inzwischen ist es ein Leichtes, Menschen Dinge sagen und tun zu lassen, die
sie nie gesagt oder getan haben. In Teilen wirkt die Technik noch etwas
holprig, doch ihre rasante Entwicklung wird auch diese Kanten glätten. Bei
manchen Fakes, wie der Wahlbeeinflussung bei den US-Vorwahlen, braucht es
nicht einmal ein Gesicht, sondern nur ein paar Sätze. Im US-Bundesstaat New
Hampshire wurden demokratische Wähler:innen von einer gefälschten Stimme
des Präsidenten angerufen. Der vermeintliche Joe Biden bat darum, nicht zu
den Vorwahlen zu gehen.
Wer hinter der Manipulation steckt, ist noch immer unklar. Doch reicht ein
solcher Fall bereits, um Unsicherheit zu schüren. Auch wenn die Voice
Engine von OpenAI ein neues, noch schnelleres Kapitel in der
Stimmenimitation eröffnet, ist das Problem längst auch Teil des
Medienalltags. Es braucht deutlich mehr Medienkompetenz, speziell an
Schulen, um Deepfakes erkennen und einordnen zu können.
## Trump und Obama über Chipssorten
Seit einiger Zeit gibt es in den sozialen Medien, insbesondere auf Youtube
und Tiktok, auch den Trend namens „AI Presidents“: In Fake Videos
unterschiedlicher Länge unterhalten sich Joe Biden, Donald Trump und Barack
Obama miteinander über verschiedene Themen. Mal machen sie rassistische
Witze, bewerten verschiedene Chipssorten oder Videospiele, beleidigen sich
gegenseitig oder spielen UNO gegeneinander.
Manchmal hört man in den Videos auch die Stimmen von George W. Bush oder
Hillary Clinton. Während die Präsidenten meist nur mit ausgeschnittenen
Bildern in leichter Bewegung dargestellt werden, sind ihre Stimmen
täuschend echt.
Die humoristischen Videos wirken zwar kurzweilig, doch zeigen sie, wie
einfach es mittlerweile ist, Stimmen und ganze Konversationen zu fälschen.
Jeder kann Fälschungen erstellen und die Präsidenten und andere Prominente
sagen lassen, was auch immer sie wollen – von extremistischen Aussagen bis
hin zu Kapitulations- und Liebeserklärungen. Während es dafür vorher
mehrere Minuten der Originalstimme brauchte, sind es dank Voice Engine nur
noch wenige Sekunden.
2 Apr 2024
## LINKS
[1] /Zentrum-fuer-politische-Schoenheit/!5972900
[2] https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ausland/usa-biden-ki-wahlkampf-roboc…
[3] /Chaos-bei-OpenAI/!5972516
[4] /Deepfakes-und-Cyberattacken/!5840051
## AUTOREN
Martin Seng
## TAGS
Wahlmanipulation
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