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# taz.de -- Vogelgrippe greift um sich: Kein Freiland-Ei vom Osterhasen
> Wegen der Vogelgrippe müssen Hühner vielerorts in die Ställe gesperrt
> werden. Daraus ergibt sich ein Vermarktungsproblem für
> Freiland-Eier-Erzeuger.
Bild: Nur im Schutzanzug: Ein Nationalparkranger sammelt einen Seevogel-Kadaver…
Hamburg taz | Vor der [1][Vogelgrippe] können sich Geflügelhalter nur
schwer schützen, denn sie fällt bisweilen buchstäblich vom Himmel. Im
Landkreis Segeberg sei eine infizierte Wildente einem kleinen
Geflügelhalter auf diese Weise ins Gehege gekommen, erzählt Nicolai Wree,
Geschäftsführer des [2][Geflügelwirtschaftsverbandes Schleswig-Holstein].
Wegen der Gefahr durch infizierte Wildvögel gilt in ganz Schleswig-Holstein
seit November eine [3][Stallpflicht] für Gänse, Puten und Hühner. Trotzdem
mussten in dem Bundesland bereits mehr als 130.000 Vögel getötet werden.
Und nach dem jüngsten Ausbruch in einem Betrieb im [4][Kreis Plön] kommen
demnächst noch 50.000 Kadaver dazu. „Dass innerhalb nur weniger Tage erneut
so viele Tiere getötet werden müssen, macht mich persönlich sehr
betroffen“, sagte [5][Landwirtschaftsminister Jan Philipp Albrecht
(Grüne)].
In dem zuletzt heimgesuchten Betrieb im Kreis Plön waren vermehrt Tiere
verendet. Das Veterinäramt entnahm Proben und leitete sie zur Untersuchung
an das Landeslabor weiter. Am Freitag bestätigte das
Friedrich-Loeffler-Institut diese Fälle. Der Ausbruch war bereits der
zweite im Landkreis binnen einer Woche.
In Schleswig-Holstein, vor allem an der Nordseeküste, sind zwar
[6][besonders viele an Geflügelpest verendete Wildvögel gefunden] worden,
die Zahl der Ausbrüche in Betrieben ist gleichwohl etwas geringer als in
Mecklenburg-Vorpommern und dem ungleich größeren Niedersachsen.
Ein Schwerpunkt des Infektionsgeschehens ist der Landkreis Cloppenburg. Wie
der Landkreis am Dienstag mitteilte, wurden in der Gemeinde Bösel und der
Stadt Cloppenburg zwei weitere Vogelgrippe-Ausbrüche mit dem Erreger H5N8
festgestellt. Die Bestände in Bösel mit 18.600 Puten und in Cloppenburg mit
15.900 Puten seien tierschutzgerecht getötet worden. Damit steigt die Zahl
der getöteten Tiere in dem Landkreis auf insgesamt 523.700 Tiere auf 35
Höfen.
Die zum Infektionsschutz angeordnete Stallpflicht gilt in Niedersachsen im
Gegensatz zu Schleswig-Holstein nicht landesweit. In vier der 45 Kreise und
kreisfreien Städte gilt das sogenannte „Aufstallgebot“ nicht, in vier
weiteren, darunter dem Heidekreis und dem Landkreis Rotenburg (Wümme), nur
für einzelne Betriebe.
Zwar schützt die Stallpflicht die Geflügelhalter vor einer Ausbreitung des
Virus, bei Hühnerhaltern birgt sie aber zugleich eine Gefahr für die
Vermarktung. Wer seine Hühner im Freien hält, wirbt in der Regel auch
damit, dass deren Eier „aus Freilandhaltung“ stammen.
Zwar gibt es Übergangszeiträume für den Fall von Epidemien. in diesen
dürfen die Eier eingesperrter Hühner weiter als Freiland verkauft werden,
doch diese Frist, [7][die die EU nach der letzten großen Epidemie von zwölf
auf sechzehn Wochen verlängert hat], ist mittlerweile abgelaufen.
Die Betriebe, auf deren Verpackungen die Hinweise auf Freilandhaltung meist
vorgedruckt sind, müssen diese nun überkleben. Der Zentralverbrand der
Deutschen Geflügelwirtschaft empfiehlt „Vorübergehend zum Schutz unserer
Legehennen – Eier aus Bodenhaltung (mit Wintergartenauslauf)“ als Text.
„Gleichzeitig haben wir unsere Mitglieder dazu angehalten, mit ihren
Vermarktern vor Ort und ihren Kunden zu sprechen, um die besondere
Situation zu erläutern“, sagt Wree vom schleswig-holsteinischen
Landesverband. Ob sich der Preis für die Eier deshalb verringere, sei
Verhandlungssache. In den meisten Fällen werde er sich wohl nicht ändern,
prognostiziert Wree. Schließlich änderten sich ja die höheren Fixkosten,
die die Landwirte wegen der Freilandhaltung hätten, nicht, nur weil ihre
Hühner nicht raus dürfen. Hier sei auch die Solidarität der Verbraucher
gefragt. „Die Alternative wäre, dass die Betriebe aufgrund des Risikos in
Zukunft keine Freilandhaltung mehr betreiben“, warnt Wree.
Sorge um das Geschäft mit den Ostereiern hat der Verbandsgeschäftsführer
aber nicht. „Die Tiere, die die Ware produzieren, sind ja gesund“, sagt der
Verbandsgeschäftsführer. „Und das weiß der Verbraucher eigentlich auch.“
Erfahrungswerte gibt es aus der Geflügelpest-Epidemie von November 2016 bis
Frühjahr 2017, der schlimmsten Tierseuchenwelle dieser Art in Deutschland
seit Jahrzehnten. Mehr als 900.000 Tiere mussten damals bundesweit gekeult
werden. Allein in Schleswig-Holstein waren es etwa 65.000.
19 Mar 2021
## LINKS
[1] /Experte-zu-Angst-vor-Vogelgrippepandemie/!5750288
[2] https://zdg-online.de/c/landesverbaende/
[3] /Vogelgrippe-im-Landkreis-Aurich/!5670722
[4] https://www.kreis-ploen.de/B%C3%BCrgerservice/Pressedienst/
[5] https://www.schleswig-holstein.de/DE/Landesregierung/V/_startseite/Artikel2…
[6] https://www.fli.de/de/aktuelles/tierseuchengeschehen/aviaere-influenza-ai-g…
[7] https://www.laves.niedersachsen.de/download/125066/Delegierte_VO_EU_2017_21…
## AUTOREN
Gernot Knödler
## TAGS
Tierhaltung
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Niedersachsen
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