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# taz.de -- Unterstützung für Studierende: Bafög-Zahlen weiter auf Talfahrt
> Die versprochene Trendwende bei der Unterstützung für Studierende ist
> ausgeblieben. Dafür werden die Rufe nach einer umfassenden Reform lauter.
Bild: Die Trendwende beim Bafög wird seit Anfang der 80er Jahre eingefordert, …
Berlin taz | Der Abwärtstrend hält an: Immer weniger Schüler:innen und
Studierende erhalten [1][Bafög]. Wie das Statistische Bundesamt am
Donnerstag mitteilte, sank die Zahl der Bafög-Empfänger:innen im
vergangenen Jahr um 41.000 auf nun rund 639.000 Personen. Das ist ein
Rückgang von 6 Prozent. Gleichzeitig stieg der durchschnittliche
Förderbetrag: Bafög-Empfänger:innen erhielten 2020 im Schnitt 556 Euro pro
Monat – 53 Euro mehr als noch 2019.
Die Zahl der Bafög-Empfänger:innen schrumpft seit langem: Vor zehn Jahren
hatten noch über 900.000 Schüler:innen und Studierende Geld für die
Ausbildung erhalten. Diese Entwicklung setzt sich also weiter fort, obwohl
die Große Koalition für die aktuelle Wahlperiode eine „Trendumkehr“
angekündigt hatte. Die sollte spätestens mit der jüngsten Bafög-Reform
eintreten: 2019 waren die Freibeträge für das Einkommen der Eltern sowie
für das Vermögen der Studierenden angehoben worden, um mehr jungen Menschen
Zugang zur Förderung zu ermöglichen.
Das ist offensichtlich nicht gelungen – dabei wären viele Studierende und
Schüler:innen auf das Geld angewiesen. Gerade die Coronapandemie [2][hat
die finanzielle Not vieler junger Menschen verstärkt.] Da hilft es wenig,
dass mit der Reform die Beitragssätze und die Wohnpauschale erhöht wurden.
Viele, die eigentlich einen Anspruch auf die Förderung hätten, stellen gar
keinen Antrag, erklärt Andreas Keller von der Gewerkschaft Erziehung und
Wissenschaft (GEW): „Die Aussicht, nach dem Studium mit einem Schuldenberg
ins Erwerbsleben zu starten, schreckt insbesondere Kinder aus
nichtakademischen Familien von einer Hochschulausbildung ab.“ Er dringt
auf eine „Rundumerneuerung“ der Ausbildungsförderung.
## Karliczek macht zögerlich weitere Vorschläge
Der studentische Dachverband fzs sieht das ähnlich: „Anpassungen reichen
nicht, es braucht eine grundlegende Neustrukturierung“, fordert Vorsitzende
Carlotta Kühnemann. „An erster Stelle steht für uns, dass die
Elternfreibeträge weiter erhöht werden. Außerdem müssen wir zum
Vollzuschuss zurückkehren, sodass die Empfänger:innen das Geld nicht
zurückzahlen müssen.“
Vergleichbare Vorschläge kommen von den Bundestagsfraktionen: Der
hochschulpolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, Kai Gehring, will „einen
Neustart mit einer Grundsicherung für Studierende und Auszubildende“, die
bedarfsunabhängig ausgezahlt wird. Es soll außerdem an den Bedarf
gekoppelte Zuschüsse geben. Beide Zuschüsse müssten nicht zurückgezahlt
werden. Auch der bildungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Oliver
Kaczmarek, will die Freibeträge erhöhen und weg vom Darlehensmodell – und
macht Bildungsministerin Anja Karliczek (CDU) verantwortlich für die
schrumpfende Zahl der Empfänger:innen.
Karliczek hatte erst am Montag weitere Anpassungen beim Bafög versprochen.
Sie will die Altersgrenze für Studierende verlängern und die Förderung
nicht mehr automatisch mit der Regelstudienzeit enden lassen. Das sind gute
Ideen, meint Carlotta Kühnemann vom fzs, kritisiert aber: „Das fordern wir
seit Jahren. Und die CDU besetzt seit 2013 das Bildungsressort. Diese
Vorschläge kommen also viel zu spät.“
5 Aug 2021
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## AUTOREN
Hanno Fleckenstein
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