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# taz.de -- Umstrittenes Straßen-Projekt TVO: Wuhlheide jetzt noch kahler
> Für das Straßenprojekt TVO zwischen Marzahn und Köpenick soll viel mehr
> Wald gerodet werden als bislang bekannt – das hat der Nabu ausgerechnet.
Bild: Das war nur eine Probe: Räumung einer Wuhlheide-Besetzung im Mai 2023
Berlin taz | Für den [1][Bau der umstrittenen Tangentialverbindung Ost
(TVO)] zwischen Marzahn und Köpenick würde laut dem Naturschutzbund Nabu
deutlich mehr Wald zerstört werden als bekannt. War bislang von rund 15
Hektar die Rede, die für das größte landeseigene Straßenprojekt seit Langem
gerodet werden müssen, spricht der Nabu nun von rund 22 Hektar.
Das habe die eingehende Prüfung der Planungsunterlagen ergeben, teilte der
Verband am Montag mit. Zusammen mit anderen anerkannten
Naturschutzverbänden wollte der Nabu noch am selben Tag eine offizielle
Stellungnahme im Rahmen des seit Mai laufenden Planfeststellungsverfahrens
einreichen.
Die Differenz von sieben Hektar ergibt sich laut Nabu daraus, dass die
Zahlen bisher nur die Fläche abbildeten, auf der künftig die vierspurige
Straßenverbindung verlaufen soll. Hinzu kämen aber viele Flächen, auf denen
für die Zufahrt zu den Baustellen oder für Materiallager Bäume gefällt
werden müssen. Diese würden zwar nach Abschluss der Arbeiten wieder
aufgeforstet, der über lange Zeiträume dort gewachsene Wald sei aber erst
einmal verloren.
„Eine Wiederaufforstung dauert Jahrzehnte“, sagt Juliana Schlaberg,
Teamleiterin Naturschutz beim Nabu-Landesverband Berlin, zur taz. „Wir
haben es schließlich mit einem intakten Ökosystem zu tun: Da sind
Nisthöhlen in den Bäumen, da leben Insekten. Das kann man nicht ersetzen,
indem man eben mal neue Bäumchen pflanzt.“ Von einer intakten Waldfläche
werde man „frühestens in 50 Jahren“ wieder reden können, so Schlaberg.
Hinzu komme, dass es sich bei mehr als drei Hektar des Walds in der
Wuhlheide um alte und geschützte Eichenbestände handele.
Was die Verbände und Gruppen, die sich mit der
[2][Bürger*inneninitiative Wuhlheide] zum [3][Bündnis „Schiene vor
TVO“ zusammengeschlossen] haben, besonders aufregt: Dass der schwarz-rote
Senat die von den Vorgängerregierungen fest zugesagte „Nahverkehrstangente“
nicht mehr mit Nachdruck verfolgt. Dabei handelt es sich um eine Trasse für
S- oder Regionalbahnen, die parallel zur TVO verlaufen soll. Bei der
Prüfung der Unterlagen habe sich nun auch noch herausgestellt, dass ein
Teil der gesetzlich vorgeschriebenen Ausgleichsflächen für den Waldverlust
auf der potenziellen Trasse der Nahverkehrstangente liegen soll, so der
Nabu.
## „Wertvolle Zeit verloren“
Das führe die Ausgleichs-Idee ad absurdum, so Juliana Schlaberg: „Wenn die
dort gepflanzten Bäume in absehbarer Zeit wieder den Schienen weichen
würden, müsste dieser Verlust zwar erneut ausgeglichen werden. Aber dann
wird auch wieder wertvolle Zeit für die Waldentwicklung verloren sein.“ Ein
weiterer Kritikpunkt: Nach bisherigen Planungen würde die
Nahverkehrstangente zum großen Teil auf dem ebenfalls parallelen
Bahnaußenring (BAR) verlaufen, der dann wiederum verschoben gen Westen und
dort Biotope gefährden würde.
Der Nabu fordert nun die Prüfung einer „qualifizierten Nullvariante“ –
einer Lösung, die die Verkehrssituation in den umgebenden Ortsteilen ohne
massive Eingriffe in die Natur verbessere.
8 Jul 2024
## LINKS
[1] /Kritik-an-Tangentialverbindung-Ost/!6009656
[2] https://bi-wuhlheide.de/
[3] /Buendnis-gegen-Tangentialverbindung-Ost/!6007797
## AUTOREN
Claudius Prößer
## TAGS
Straßenbau
Schwarz-rote Koalition in Berlin
Naturschutz
Nabu
CDU Berlin
Straßenbau
Manja Schreiner
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