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# taz.de -- Kritik an Tangentialverbindung Ost: Irritierende Tangente
> Keine Schienen, kein Konzept, Waldrodungen und hohe Kosten: Es gibt viel
> Kritik an der TVO, deren Planunterlagen aktuell zur Einsicht ausliegen.
Bild: UmweltschützerInnen protestieren schon seit Jahren gegen die TVO – hie…
Berlin taz | Für AutofahrerInnen und AnwohnerInnen dürfte es eine gute
Nachricht sein, dass sich [1][das fehlende Mittelstück der
Tangentialverbindung Ost (TVO)] nach Jahrzehnten endlich im
Planfeststellungsverfahren befindet. Die Berliner Umweltorganisationen,
aber auch der Fahrgastverband IGEB sind weitaus weniger glücklich damit.
Vor allem [2][nach Einsicht der Planunterlagen], die seit vergangenem
Dienstag in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung für vier Wochen
ausliegen.
„Höchst irritiert“ sei man von diesen Unterlagen, [3][teilte die IGEB am
Donnerstag mit], „denn von ‚Miteinander‘ oder gar gesamtheitlicher
Betrachtung können wir hier nichts erkennen“. Das „Miteinander“ der
unterschiedlichen Verkehrsträger war ein Mantra der jüngst ausgeschiedenen
Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU). Der Nutzen der Autostraße zwischen
Marzahn und Köpenick für den öffentlichen Nahverkehr, den sich die
Fahrgastlobby erhofft hatte, ist aus ihrer Sicht aber mehr als
überschaubar.
Zwar sind laut den Planunterlagen barrierefreie Bushaltestellen auf der gut
7 Kilometer langen Strecke zwischen Märkischer Allee und Spindlersfelder
Straße vorgesehen – laut IGEB ist das sogar ein Fortschritt, denn
ursprünglich sei gar kein ÖPNV auf der Straße vorgesehen gewesen.
Allerdings seien die Haltestellen einfach „nachträglich ohne Linienkonzept
dazugeplant“ worden. Schlimmer noch: Die seit vielen Jahren von
KritikerInnen der TVO geforderte „Nahverkehrstangente“, auf der parallel
zum Autoverkehr S- oder Regionalbahnen rollen sollen, werde „gar nicht erst
erwähnt“.
Allerdings gibt es nach aktuellem Stand immerhin die Zusage der
Senatsverkehrsverwaltung, dass ein 40 Meter breiter Korridor für die
Nahverkehrstangente freigehalten wird. Wann die geplant, gebaut und in
Betrieb genommen werden könnte, steht dabei in den Sternen. Schon die TVO
wird wohl frühestens 2032 oder 2033 fertig werden – die Bauarbeiten, die
vermutlich 2026 beginnen können, sollen 6 bis 7 Jahre in Anspruch nehmen.
Das teilte Manja Schreiner noch kurz vor ihrem Rücktritt auf einer
Informationsveranstaltung Ende April im FEZ Wuhlheide mit.
Diskutiert werden durfte dabei übrigens nicht – dafür sei der Rahmen zu
groß, hieß es. Stattdessen haben Interessierte jetzt bis zum 6. Juni Zeit,
sich die umfangreichen Unterlagen in der Bauverwaltung auf Papier oder
digital im Netz anzusehen und Einwände zu erheben. Aus Sicht der IGEB
besteht etwa die Gefahr, dass die vom Senat für die parallel verlaufende
Köpenicker Straße erwartete Entlastung nicht eintrete. Werde die Straße
dann, wie in den Unterlagen angedeutet, nach dem Mobilitätsgesetz
umgestaltet, könnte das für den Busverkehr eng werden.
## Das Märchen von der Entlastung
Das „Entlastungmärchen“ sei längst widerlegt, so die IGEB, der auf die
Dörpfeldstraße in Adlershof verweist. Auf der sollte durch den bereits
bestehenden südlichen Abschnitt der TVO eigentlich deutlich weniger
Autoverkehr unterwegs sein, nach Angaben der IGEB stieg er sogar an, weil
flankierende Maßnahmen fehlten. Jetzt brauche es daher „klare Festlegungen“
bei der Planfeststellung, sonst werde die neue Straße nur weiteren Verkehr
induzieren. Mit der Beruhigung der angrenzenden Kieze, die viele
BewohnerInnen sehnlichst erhoffen, wäre es dann doch wieder nichts.
Die IGEB ist auch eine von 15 verkehrs- und umweltpolitischen
Organisationen und Bürgerinitiativen, die sich Anfang des Monats zum
Bündnis „Schiene vor TVO“ zusammengetan haben. Beteiligt sind unter anderem
die BI Wuhlheide, der FUSS e.V., der Bund für Umwelt und Naturschutz
(BUND), der Verkehrsclub Deutschland (VCD) und Robin Wood. Gemeinsam wollen
sie Druck auf den Senat machen: Er soll von seiner „Fixierung auf eine
4-streifige Umsetzung der TVO“ abrücken, zugunsten des „Ausbaus sozial- und
umweltgerechter Alternativen durch den ÖPNV und insbesondere die Schiene“.
Im Prinzip ist es für einen „zielpolitischen Neustart des Vorhabens“, wie
ihn das Bündnis fordert, im laufenden Planfeststellungsverfahren zu spät.
Das sehen die Beteiligten durchaus anders: „Um die Klimaziele zu erreichen,
braucht Berlin eine grundlegende Wende in der Mobilitätspolitik“, betont
BUND-Geschäftsführer Tilmann Heuser. Knappe finanzielle Ressourcen müssten
darum konsequent für den Ausbau des Umweltverbunds investiert werden.
„Weiterer Straßenbau ist dagegen nicht zukunftsfähig.“
Am Mittwoch kommender Woche lädt die Bürger*inneninitiative
Wuhlheide die Öffentlichkeit zu einer großen Informationsveranstaltung im
Stadion an der Alten Försterei ein. Unter dem Motto „Neues Denken für eine
zukunftsgerechte Stadt- und Mobilitätsentwicklung im Berliner Südosten“
sollen dabei die Aspekte im Mittelpunkt stehen, die vom Senat zu wenig
thematisiert worden seien: neben den befürchteten negativen verkehrlichen
Auswirkungen auch die [4][geplante Rodung von 16 Hektar Wald], Eingriffe in
Naturgebiete und die prognostizierten Kosten von mittlerweile rund 400
Millionen Euro.
10 May 2024
## LINKS
[1] /Planungen-fuer-die-TVO/!5977874
[2] https://www.uvp-verbund.de/trefferanzeige?docuuid=157240c5-461d-4429-b245-8…
[3] https://x.com/IGEB_Berlin/status/1788326822083444938
[4] /Rodungen-fuer-Umgehungsstrasse/!5953091
## AUTOREN
Claudius Prößer
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