# taz.de -- Umfragen vor der Berlin-Wahl: Alles klar, alles unklar | |
> Drei Tage vor der Wahl deutet alles auf einen CDU-Sieg hin. Aber viele | |
> Wähler*innen sind noch unentschieden. Giffey würde Rot-Grün-Rot | |
> fortsetzen. | |
Bild: Meldet sich von Platz zwei: Giffey, hier am Donnerstag im Abgeordnetenhau… | |
BERLIN taz | Die Wahlforscher*innen der Republik stehen bei der | |
Berlin-Wahl am Sonntag vor einem Dilemma. Zwar deuten auch die jüngsten | |
seriösen Umfragen erneut darauf hin, dass [1][die CDU auf einen klaren Sieg | |
hoffen kann]. Gleichzeitig waren allerdings 33 Prozent der Befragten | |
weiterhin nicht sicher, wen oder ob sie überhaupt wählen wollten, wie das | |
am Donnerstagabend veröffentlichte ZDF-Politibarometer ergab. Eindeutige | |
Prognosen werden daher vermieden – zu groß ist noch die Möglichkeit, dass | |
sich [2][Umfragen] und das Ergebnis am Sonntag stark unterscheiden. | |
Laut der Forschungsgruppe Wahlen, die die Umfrage für das ZDF erstellt hat, | |
liegt die CDU bei 25 Prozent, dahinter folgen die SPD mit 21 und die Grünen | |
mit 17 Prozent. Die Linken würden elf Prozent, die AfD zehn und die FDP | |
sechs Prozent erreichen. Die Änderungen zur Vorwoche beschränken sich auf | |
die CDU, die einen Prozentpunkt gewann, und die Grünen, die einen Punkt | |
verloren – auch daraus lässt sich nichts seriös ableiten. | |
In der am Donnerstag veröffentlichten repräsentativen Erhebung des | |
Meinungsforschungsinstituts Insa für die Bild-Zeitung kommen die | |
Christdemokraten ebenfalls auf 25 Prozent. Dahinter folgen – leicht | |
schwächer als bei der Forschungsgruppe Wahlen – die SPD mit 19 Prozent und | |
die Grünen – etwas besser – mit 18 Prozent. Die Linke landet in dieser | |
Befragung bei zwölf Prozent, die AfD bei zehn Prozent. Die FDP steht auch | |
hier bei sechs Prozent, würde also den Sprung ins Abgeordnetenhaus knapp | |
schaffen. Sonstige Parteien kommen zusammen auf zehn Prozent. | |
Schon seit einigen Wochen haben alle [3][Umfragen einen Höhenflug der CDU | |
ergeben], SPD und Grüne wiederum lagen mit je rund 20 Prozent nah beisammen | |
– mit zuletzt leichten Vorteilen für die Sozialdemokraten. Zumindest bei | |
diesen beiden Parteien könnten die noch unentschlossenen Berliner*innen | |
am Ende den Ausschlag geben – sofern sie überhaupt zur Wahl gehen. | |
Darauf hofft die [4][grüne Spitzenkandidation Bettina Jarasch]. „Wir | |
kämpfen auch weiter, denn es gibt bei dieser Wahl so viele Unsicherheiten | |
wie noch nie, so viele Unentschiedene wie noch nie, und ich glaube, die | |
Mobilisierung wird entscheiden“, sagte sie am Freitagmorgen im | |
ZDF-Morgenmagazin. Tatsächlich hat Jarasch auch am Samstag noch zahlreiche | |
Wahlkampfauftritte. | |
## CDU und FDP gemeinsam auf Stimmenfang | |
Derweil werben CDU und FDP gemeinsam um Stimmen. In einem Videostatement | |
sprachen sich CDU-Spitzenkandidat Kai Wegner und FDP-Fraktionschef | |
Sebastian Czaja zusammen für eine Regierung „aus der Mitte“ aus. Denn | |
tatsächlich bedeutet auch ein deutlicher Sieg der CDU nicht, dass Wegner | |
ins Rote Rathaus einzieht. | |
Rechnerisch reicht es laut allen Umfragen eben auch noch für die | |
Fortsetzung des bisherigen rot-grün-roten Bündnisses. Dass dies ihr Ziel | |
sein könnte, erklärte SPD-Spitzenkandidatin und Regierende Bürgermeisterin | |
Franziska Giffey am Freitag in einem Interview mit der Bild: „Wenn ich die | |
Wahl habe, Regierende Bürgermeisterin zu werden oder Herrn Wegner zum | |
Regierenden zu machen, nehme ich Möglichkeit 1. Das ist doch wohl klar“, | |
sagte sie. Um eine Regierung anzuführen, brauche man stabile Mehrheiten aus | |
verschiedenen Parteien: Das gelte auch für CDU-Spitzenkandidat Kai Wegner. | |
An diesem Freitag greifen zum Endspurt noch einmal zahlreiche | |
Bundespolitiker in den Wahlkampf ein. So spricht bei der CDU im | |
Konrad-Adenauer-Haus deren Bundesvorsitzender Friedrich Merz. Bei den | |
Grünen im Kino International treten am Abend Bundesaußenministerin Annalena | |
Baerbock und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck auf. Die FDP bietet | |
ihren Parteichef und Bundesfinanzminister Christian Lindner auf, die AfD | |
ihren Bundesvorsitzenden Tino Chrupalla. Die Linke – die sich in diesem | |
Wahlkampf auch explizit als „Berliner Linke“ bezeichnet hatte – kommt bei | |
ihrer Veranstaltung ohne Bundespolitiker aus. Die SPD plant keinen | |
derartigen Wahlkampfabschluss. | |
10 Feb 2023 | |
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## AUTOREN | |
Bert Schulz | |
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