# taz.de -- Trauer nach Tod von trans Mann: „Der Hass wird immer mehr“ | |
> Nach dem Tod des trans Mannes Malte C. versammeln sich in Münster und | |
> anderen Städten tausende. Auch die Bundespolitik äußert sich bestürzt. | |
Bild: Tausende Menschen gedachten am Freitag dem verstorbenen Malte C. in Müns… | |
BERLIN taz | Es waren mehrere tausend Menschen, die sich am Freitagabend | |
auf dem Prinzipalmarkt in Münster versammelten. „Der Hass wird immer mehr“, | |
[1][beklagte eine Redner*in]. Ein*e zweite gab sich kämpferisch: Man | |
werde zeigen, „dass wir uns nicht von Drohungen und Gewalt einschüchtern | |
lassen“. Anlass für die Kundgebung war der [2][Tod des trans Mannes Malte | |
C.] am selben Tag, nachdem er zuvor brutal attackiert worden war. | |
Der 25-Jährige war vor einer Woche am Rande des Christopher-Street-Day in | |
Münster [3][von einem Mann angegriffen] worden. Dieser hatte zuvor laut | |
Polizei mehrere Umzugsteilnehmer*innen als „lesbische Hure“ und | |
„verpisst euch“ beschimpft und war drohend auf sie zugegangen. Malte C. | |
habe gebeten, die Beleidigungen zu unterlassen. Darauf habe ihn der | |
Angreifer unvermittelt ins Gesicht geschlagen. C. verlor das Gleichgewicht | |
und habe noch im Taumeln einen zweiten Faustschlag ins Gesicht bekommen, so | |
die Polizei. Er sei bewusstlos geworden und mit dem Hinterkopf auf den | |
Asphalt aufgeschlagen. | |
Durch die Schläge und den Sturz erlitt Malte C. schwere Verletzungen und | |
Hirnblutungen, im Krankenhaus lag er im künstlichen Koma. Am Freitag teilte | |
die Polizei Münster dann mit, dass der 25-Jährige verstorben sei. Die | |
Nachricht löste nicht nur in der queeren Community bundesweite Bestürzung | |
aus. | |
## Tatverdächtiger am Freitag gefasst | |
Der Tatverdächtige war zunächst mehrere Tage flüchtig, konnte am Freitag | |
aber von der Polizei gefasst werden. Durch Zeugenaussagen war die Polizei | |
auf Bilder von ihm gestoßen. Am Freitagnachmittag wurde der zwanzigjährige | |
Verdächtige dann am Hauptbahnhof Münster erkannt und festgenommen. Er soll | |
bisher schweigen und am Samstag einem Haftrichter vorgeführt werden. | |
Gesucht wird noch ein zweiter Mann, der den Verdächtigen zum Tatzeitpunkt | |
begleitete. | |
Der Verein Trans-Inter-Münster, in dem Malte C. aktiv war, zeigte sich | |
„geschockt und traurig“ über den Tod. Auch Münsters Oberbürgermeister | |
Markus Lewe (CDU) erklärte, der Tod von Malte C. erschüttere ihn zutiefst. | |
„Wir sind unendlich traurig. Dieser Angriff gegen eine queere Person ist | |
schrecklich. Er geht uns alle an.“ | |
Lewe ließ alle Flaggen an städtischen Gebäuden auf Halbmast setzen. Am | |
Rathaus gab es Trauerbeflaggung, ein Kondolenzbuch wurde ausgelegt. „Dieses | |
grausame Ereignis zeigt, dass wir uns immer noch mehr einsetzen müssen für | |
Gleichberechtigung und Akzeptanz von Menschen unterschiedlicher sexueller | |
Orientierung“, trug Lewe dort ein. | |
Auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) erklärte, die Tat mache sie | |
„fassungslos und unendlich traurig“. „Solcher Hassgewalt müssen wir mit | |
aller Härte entgegentreten.“ Sven Lehmann, Queerbeauftragter der | |
Bundesregierung, zeigte sich ebenso bestürzt. „Ich hoffe, dass Maltes Tod | |
unsere Gesellschaft aufrüttelt. Wir haben auch in Deutschland ein großes | |
Problem mit Hass gegen queere Menschen.“ Henrik Wüst, Ministerpräsident in | |
Nordrhein-Westfalen, teilte mit, der Verstorbene habe Zivilcourage gezeigt | |
und sich für eine weltoffene, tolerante und bunte Gesellschaft eingesetzt. | |
„Dass er dabei sein Leben verloren hat, macht mich fassungslos und traurig. | |
Diskriminierung und Gewalt dürfen bei uns keinen Platz haben.“ Dafür gebe | |
es „Null Toleranz“, so Wüst. | |
Auch in anderen Städten wurde am Freitag dem Tod von Malte C. gedacht, | |
darunter in Berlin, Leipzig und München. Am Samstag sollten Kundgebungen in | |
weiteren Städten folgen. | |
## Gewalt gegen queere Menschen zuletzt gestiegen | |
Laut Bundeskriminalamt gab es 2021 insgesamt [4][1.051 Straftaten im | |
Bereich sexuelle Orientierung und Identität], davon 190 Gewalttaten. Im | |
Jahr zuvor waren es 782 Straftaten, davon 154 Gewaltdelikte. 2019 noch | |
wurden 576 Straftaten gezählt, davon 151 Gewaltdelikte. | |
Aufgrund der steigenden Zahlen forderte Andre Lehmann vom Bundesvorstand | |
des Lesben- und Schwulenverbands Deutschland mehr Einsatz gegen | |
queerfeindliche Gewalt. Der Tod von Malte C. müsse als „LSBTI-feindliches | |
Hassverbrechen benannt und eingeordnet“ werden. Und nicht die | |
Schlichtungsbemühungen des 25-Jährigen seien Auslöser des Angriffs gewesen, | |
sondern „die zutiefst menschenverachtende Einstellung der Täter“, so | |
Lehmann. Die Tat zeige einmal mehr, wie sehr es Aktionspläne gegen Trans- | |
und Homophobie brauche. | |
3 Sep 2022 | |
## LINKS | |
[1] https://twitter.com/SWeiermann/status/1565742823219073024 | |
[2] /Transfeindlichkeit/!5876069 | |
[3] /CSD-in-Muenster/!5874888 | |
[4] https://www.lsvd.de/de/ct/2445-Homophobe-Gewalt | |
## AUTOREN | |
Konrad Litschko | |
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