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# taz.de -- Temporäre Radinfrastruktur: Kritische RadlerInnen
> Die neuen temporären Radspuren ernten bei manchen AktivistInnen in den
> sozialen Medien Kritik. Andere wollen mehr davon und rufen zum Protest
> auf.
Bild: Oft breiter als gedacht: RadlerInnen (Symbolbild)
Bei der Anlage temporärer Radwege in Friedrichshain-Kreuzberg geht es
weiter flott voran. Am Mittwoch wurde die bislang dritte
„pandemieresiliente“ Radspur auf der Petersburger Straße in Friedrichshain
auf den Asphalt gebracht. Derweil scheint es in den übrigen Bezirken zu
haken. Eine Pankower Initiative will nun mit einer regelmäßigen Aktion im
Stile der „Critical Mass“ die sofortige Umgestaltung eines Teils der
Schönhauser Allee einfordern.
Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne) [1][verbreitete am
Mittwochvormittag per Twitter die neueste Errungenschaft] in Sachen
Pop-up-Bikelanes: „Heute wird auf Peterburger Straße temporärer Radweg
markiert. Gerade auch in #COVID19de Zeiten hilft er Abstand zu halten.
Geplante dauerhafte Radwege werden so heute schon realisiert.“ Es sei das
Ergebnis einer guten Zusammenarbeit zwischen dem Bezirksamt
Friedrichshain-Kreuzberg und ihrer Verwaltung, so Günther.
In den Kommentaren zu ihrem Tweet mischte sich Begeisterung mit Kritik:
„Mögen diese Provisorien auf immer und ewig halten“, hofft ein Nutzer. Ein
anderer mäkelt, die Parkplätze, die sich nun rechts der neuen Radspur
befänden, erzeugten lebensgefährliche Situationen: „Jeder Parksuch-, Ein-
oder Ausparkvorgang quert und blockiert die Radspur“, RadlerInnen würden
dadurch auf die verengte Kfz-Spur gedrängt. Er fordert, die Parkplätze
umgehend zu beseitigen und „mit Beton“ zu blockieren.
Der Leiter des Friedrichshain-Kreuzberger Straßen- und Grünflächenamts,
Felix Weisbrich, von dem die Initiative zur Anlage temporärer Radwege in
Coronazeiten ausging, [2][hatte der taz Ende vergangener Woche gesagt], er
hoffe auf eine Umsetzung von drei neuen Radspuren noch vor Ostern. Das hat
sich bewahrheitet: Die beiden ausstehenden Strecken – die Lichtenberger
Straße in Friedrichshain und die Gitschiner Straße entlang der Kreuzberger
Hochbahn – sollen laut Senatsverkehrsverwaltung am Donnerstag eingerichtet
werden.
In einer Mitteilung der Verwaltung hieß es, es würden derzeit mit weiteren
Bezirken Gespräche über potenzielle temporäre Radwege geführt – vor allem
dort, wo bereits neue dauerhafte Radwege geplant sind. Nach
taz-Informationen betrifft das in erster Linie Tempelhof-Schöneberg und
Pankow.
Dort – in Pankow – sind Rad-AktivistInnen allerdings ziemlich unglücklich:
Ein wichtiger Straßenabschnitt fehlt nach ihren Informationen auf der
Wunschliste des Bezirks. Es handelt sich um die Schönhauser Allee zwischen
Eberswalder Straße und Wichertstraße, wo RadlerInnen zum Teil im Slalom
über benutzungspflichtige schmale Radwege auf dem Gehweg sowie über die
Fahrbahn geführt werden.
Sie rufen nun zu einer „Critical Mass Pankow“ an Dienstagen und
Donnerstagen jeweils ab 17 Uhr auf, um das anzuprangern. RadfahrerInnen
sollen zu diesen Zeiten verstärkt auf der Strecke unterwegs sein, ohne
dabei die geltenden Abstandsregeln oder das Demonstrationsverbot zu
verletzen. Laut Tim Ullrich, der die Idee zu der Aktion hatte, nehme man
gerade auch zu der berlinweiten „Critical Mass“ Kontakt auf.
Das Problem, so Ullrich: An der Schönhauser sei zwar eine „Protected Bike
Lane“ geplant, coronabedingt dürfte deren Umsetzung sich aber bis ins
kommende Jahr verzögern. Eine provisorische Radspur anstelle des
Parkstreifens sei jetzt wichtig, sagte Ullrich der taz: „Das entlastet auch
die Fußgänger, denn gerade auf Höhe der Schönhauser Allee Arcaden staut es
sich ganz schnell.“
Sollte der Parkstreifen nicht so schnell geräumt werden können, müsse man
darüber nachdenken, diesen beizubehalten und stattdessen die rechte
Fahrspur für RadfahrerInnen zu reservieren. Was dann allerdings wieder
einiges Wutschnauben auf Twitter zur Folge haben dürfte.
8 Apr 2020
## LINKS
[1] https://twitter.com/RegineGuenther/status/1247811156502122500
[2] /Neue-Rad-Infrastruktur-gegen-Corona/!5673510/
## AUTOREN
Claudius Prößer
## TAGS
Schwerpunkt Coronavirus
Radverkehr
Mobilitätswende
Regine Günther
Grüne Berlin
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