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# taz.de -- Teilnehmerin über Grundeinkommenprojekt: „Ich konnte aus dem Ham…
> Im Rahmen eines Pilotprojekts erhielt Elisabeth Ragusa drei Jahre
> monatlich 1.200 Euro – bedingungslos. Und tat, was sie sich ohne nie
> getraut hätte.
Bild: Kündigte mit 30 Jahren ihren Job und begann zu studieren: Elisabeth Ragu…
Eine Studie zeigt, dass 107 Beziehende von Grundeinkommen ihre
Erwerbstätigkeit nicht reduziert haben – im Vergleich zu einer Testgruppe,
die kein Grundeinkommen bekam. Die wöchentliche Arbeitszeit und die
Bruttomonatslöhne lagen minimal unter denen der Vergleichsgruppe, was die
Forschenden für statistisch nicht relevant halten. Lesen Sie den gesamten
Text dazu [1][hier].
taz: Frau Ragusa, was hat Ihnen die [2][Teilnahme am Pilotprojekt
Grundeinkommen] gebracht?
Elisabeth Ragusa: Möglichkeiten und Gedankengänge, die ich sonst nicht
gehabt hätte. Ich konnte aus dem Hamsterrad aussteigen.
taz: Sie nahmen während des Projekts ein Studium für das Lehramt an
Grundschulen auf. Ohne die zusätzlichen Mittel des Grundeinkommens hätten
Sie das nicht getan?
Ragusa: Garantiert nicht. Mit fast 30 Jahren den Job kündigen, studieren
und einige Jahre nur knapp über die Runden kommen, das muss man erst mal
wollen. [3][Studieren ist teuer], selbst mit [4][elternunabhängigem Bafög].
Außerdem hat man dann Schulden, diesen Gedanken mochte ich nie. Deshalb
habe ich früher versucht, mich mit meiner ersten Ausbildung zufrieden zu
geben, und mir nicht erlaubt, über einen anderen Beruf nachzudenken. Erst
durch das Grundeinkommen konnte ich im Kopf ausreichend Geld freimachen, um
in meinen zweiten Bildungsweg zu investieren.
taz: Sie haben vorher als Industriekauffrau beispielsweise in einer
Druckerei gearbeitet. Da war es nicht möglich, genug zurückzulegen, um sich
Ihren Traum zu erfüllen?
Ragusa: Ich lebte alleine, das ist wahnsinnig teuer, selbst wenn man 3.000
Euro brutto verdient. Die Miete, das Auto, um zur Arbeit zu kommen, und die
anderen Fixkosten fraßen den größeren Teil meines Verdienstes auf. Was
übrig blieb, war zu knapp, um Geld für ein Studium anzusparen.
taz: Sind Sie jetzt zufriedener als früher?
Ragusa: Mein früherer Bürojob war einfach die falsche Berufswahl – jeden
Tag die gleichen Abläufe. Das ist in der Schule anders, dort fühle ich mich
am richtigen Platz. Die Charaktere der Kinder sind so unterschiedlich, ihre
Antworten überraschend. Und zu lernen macht mir Spaß, mit den Kindern lerne
ich immer weiter. Das hält den Kopf jung.
taz: Wie haben Freunde und Bekannte reagiert?
Ragusa: Meine engen Freunde fanden, dass ich mich richtig entschieden
hätte. Von anderen gab es aber auch Kommentare wie: „Ich könnte das Geld
besser gebrauchen als Du.“ Oder: „Komisch, dass man es ohne Gegenleistung
bekommt.“ Und: „Wer soll das bezahlen?“
taz: Was halten Sie von Grundeinkommen als gesellschaftlichen Entwurf für
viele Bürgerinnen und Bürger – oder alle?
Ragusa: Ich finde, es ist eine gute Idee. Als ich jung war, hatte meine
Familie wenig Geld. Wir mussten immer sparen. Das bleibt im Kopf, da kommt
man nicht raus. Das Grundeinkommen gibt aber Sicherheit und Ruhe. Dann
verhalten sich die Menschen anders, sie haben die Möglichkeit, sich selbst
zu entscheiden. Besonders die Bedingungslosigkeit gefällt mir – im
[5][Gegensatz zum Bürgergeld, wo viele Einschränkungen existieren]. Das
Grundeinkommen würde die Freiheit verleihen, das zu tun, was man möchte und
gut kann, zum Beispiel auch als Erzieher oder Erzieherin zu arbeiten – also
in Berufen, die normalerweise zu wenig Geld bringen.
9 Apr 2025
## LINKS
[1] /Bedingungsloses-Grundeinkommen/!6077746
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[3] /Semesterstart-in-Berlin/!6039801
[4] /Oekonom-ueber-geplante-Bafoeg-Reform/!6013412
[5] /Sanktionen-fuer-Buergergeldempfaenger/!6037127
## AUTOREN
Hannes Koch
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