# taz.de -- Studie zur Erderwärmung: Mieses Klima für Frauen | |
> Der Klimawandel verschlechtert die Lage der Frauen weltweit. Der Grund: | |
> Mangelnde Ressourcen verstärken geschlechtsspezifische Gewalt. | |
Bild: Ein Mädchen auf dem Weg zur Trinkwasserausgabe im Südsudan im November … | |
BERLIN taz | Eine von drei Frauen weltweit erfährt Gewalt, weil sie eine | |
Frau ist. ExpertInnen nennen das geschlechtsbezogene Gewalt. Diese Gewalt | |
wird zunehmen, das zeigt eine [1][Studie], die die | |
[2][Weltnaturschutzorganisation] am Mittwoch veröffentlicht hat. Grund: der | |
Klimawandel. | |
Geschlechtsbezogene Gewalt bezeichnet neben sexuellem und emotionalem | |
Missbrauch auch Stalking, häusliche Gewalt, Kinderheirat, Menschenhandel | |
und Genitalverstümmlung, also alle Handlungen, die gegen den Willen der | |
Frau sind und auf ungleichen Geschlechternormen und Machtdynamiken beruhen. | |
Zwei Jahre lang hat die IUCN mehr als 1.000 Quellen zusammengetragen und | |
analysiert. | |
Weltweit bedeutet die Kontrolle über Wälder, Landwirtschaft, Wasser und | |
Fischerei Nahrung, Obdach, Einkommen und gesellschaftliche Identität. Der | |
Klimawandel verringert diese Ressourcen. Hinzu kommt, dass es in vielen | |
Ländern Gesetze gibt, die Frauen daran hindern, Land zu besitzen, zu | |
verwalten oder zu erben. Sie seien also vielerorts abhängig von | |
Landbesitzern, die die Situation ausnutzten, um sie zu sexuellen Handlungen | |
zu zwingen. | |
Ein Beispiel dafür sei das „Fisch gegen Sex“-Prinzip. In Teilen Ost- und | |
Südafrikas kommt es vor, dass Frauen Meeresprodukte auf dem Fischmarkt nur | |
gegen Geschlechtsverkehr erhalten.Von Extremwettern oder dem Klimawandel | |
verursachte schlechte Ernten zwängen viele Familien, ihre Töchter früh zu | |
verheiraten, schreiben die AutorInnen. Im Tausch erhielten sie meist Vieh, | |
mit dem der Rest der Familie besser ernährt werden könne. | |
## Naturkatastrophen führen zu Gewalt | |
Bereits 2015 nannte der südostafrikanische Staat Malawi Kinderehen als | |
besonderes Risiko für Mädchen nach Katastrophen wie Überschwemmungen. Durch | |
die Erderwärmung steigt das Hochwasserrisiko weltweit dramatisch. Auch in | |
anderen Regionen führten Naturkatastrophen zu Gewalt gegen Frauen. Grund | |
sind posttraumatische Belastungsstörungen, der Verlust von Lebensräumen und | |
eine angespannte gesellschaftliche Lage. | |
Die Studie listet einige Beispiele auf. Nachdem der Taifun „Haiyan“ 2013 | |
Thailand traf, stieg der Menschenhandel dort um bis zu 30 Prozent an. Im | |
westafrikanischen Sierra Leone berichteten Betroffene, dass Mitarbeiter | |
humanitärer Einrichtungen Hilfsgüter nur gegen sexuelle Handlungen ausgeben | |
würden. | |
Auch lokale Verantwortliche würden Frauen nur gegen Geld oder Sex auf | |
Lebensmittellisten setzen. Im pazifischen Inselstaat Vanuata stieg die | |
Anzahl der gemeldeten Fälle von häuslicher Gewalt um 300 Prozent an, | |
nachdem dort zwei tropische Wirbelstürme gewütet hatten. | |
Die ökologischen und sozialen Folgen der globalen Erhitzung treiben | |
unzählige Frauen in die Flucht. Doch auch unterwegs und in Lagern sind sie | |
nicht sicher, so die WissenschaftlerInnen. In Notunterkünften sei es | |
Aufgabe der Mädchen und Frauen, Feuerholz in nahe gelegenen Wäldern zu | |
sammeln. Dabei würden sie immer wieder bedroht oder gar missbraucht. Einem | |
Bericht aus Tschad zufolge fanden 91 Prozent der dort gemeldeten | |
Vergewaltigungen in unmittelbarer Nähe zu Notunterkünften statt. | |
Auch wenn Frauen gegen die globale Erhitzung kämpften, können sie | |
geschlechtsbezogener Gewalt ausgesetzt sein, so die Studie. Das Ziel: | |
Aktivistinnen einzuschüchtern und zu hindern, für ihre eigenen Rechte | |
einzustehen und sich für umweltpolitische Belange einzusetzen. | |
30 Jan 2020 | |
## LINKS | |
[1] https://portals.iucn.org/library/sites/library/files/documents/2020-002-En.… | |
[2] https://www.iucn.org/ | |
## AUTOREN | |
Sara Wess | |
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