| # taz.de -- Streit im UN-Sicherheitsrat: USA scheitern mit Iran-Vorstoß | |
| > Trump forderte eine unbefristete Verlängerung des Waffenembargos gegen | |
| > Iran. Dem widersetzten sich nicht nur Russland und China. | |
| Bild: Der UN-Sicherheitsrat beugt sich nicht dem Druck der USA | |
| Genf taz | Die USA sind mit ihrem Versuch gescheitert, das im Oktober | |
| auslaufende Waffenembargo der UNO gegen Iran vollumfänglich und auf | |
| unbestimmte Zeit zu verlängern. Ein entsprechender Antrag der | |
| Trump-Administration stieß am Freitag im UN-Sicherheitsrat in New York | |
| nicht nur auf Ablehnung der beiden Vetomächte Russland und China. Auch die | |
| vier EU-Staaten Frankreich, Großbritannien, Belgien und Deutschland sowie | |
| Südafrika und Indonesien missbilligten ihn. Damit war klar, dass der Antrag | |
| Washingtons bei der für Freitagabend vorgesehehen formalen Abstimmung nicht | |
| einmal die zur Annahme erforderlichen Ja-Stimmen von mindestens neun der 15 | |
| Mitglieder des Sicherheitsrates erhalten würde. | |
| Vor 13 Jahren hatte der Sicherheitsrat in einer für alle | |
| UNO-Mitgliedsstaten völkerrechtlich verbindlichen Resolution die Lieferung | |
| jeglicher Art von Waffen an Iran untersagt, weil die Führung in Teheran | |
| unter Verdacht stand, ein Programm zur Entwicklung von Atomwaffen zu | |
| betreiben und damit gegen den 1976 auch von Iran ratifizierten NPT-Vertrag | |
| zum Verbot der Weiterverbreitung atomarer Massenvernichtungsmittel zu | |
| verstoßen. Darüber hinaus verhängten die UNO, die USA und die EU seit 2006 | |
| auch Wirtschaftssanktionen gegen Iran. | |
| Im Juli 2015 vereinbarte Iran mit den fünf ständigen Mitgliedsstaaten des | |
| Sicherheitsrates USA, China, Russland, Frankreich, Großbritannien und | |
| Deutschland ein Abkommen, das strikte internationale Kontrollen und | |
| weitreichende Beschränkungen für Teherans ziviles Nuklearprogramm vorsieht, | |
| um jegliche Nutzung der Atomtechnologie im Iran zu militärischen Zwecken zu | |
| verhindern. | |
| Das seinerzeit im Wesentlichen zwischen der damaligen Obama-Regierung und | |
| der iranischen Führung ausgehandelte Nuklearabkommen sieht die schrittweise | |
| Aufhebung aller Sanktionen und das Auslaufen des Waffenembargos im Oktober | |
| dieses Jahres vor, solange sich Teheran an die Bestimmungen des Abkommens | |
| hält. Das war bis Anfang 2019 auch der Fall. Doch 2018 brüskierten die | |
| Trump-Administration die anderen sechs Vertragsstaaten [1][mit dem | |
| einseitigen Austritt der USA aus dem Nuklearabkommen]. | |
| ## US-Administration will Atomabkommen schnell beenden | |
| Zudem verhängte Washington neue Sanktionen nicht nur direkt gegen Iran, | |
| sondern auch sogenannte Sekundärsanktionen gegen Wirtschaftsunternehmen und | |
| Banken aus Drittländern, um diese von Handels- und Wirtschaftsbeziehungen | |
| mit Iran abzuhalten. Unter diesem Druck der USA haben inzwischen fast | |
| sämtliche Unternehmen und Banken aus der EU, die auf dem US-Markt vertreten | |
| sind, ihre Geschäftsbeziehungen zu Iran eingestellt oder geplante, bereits | |
| vertraglich vereinbarte Milliardeninvestitionen wieder abgeblasen. | |
| In Reaktion auf diese Entwicklung hat Iran seit Frühjahr 2019 in bislang | |
| drei angekündigten Schritten [2][gegen einige Bestimmungen des Abkommens | |
| verstoßen]. Mit diesen Verstößen rechtfertigt die Trump-Administration ihre | |
| Forderung nach Verlängerung des UNO-Waffenembargos. Für den Fall eines | |
| Scheiterns im Sicherheitsrat drohte Washington, den sogenannten | |
| „Snap-back-Mechanismus“ aus dem Nuklearabkommen anzuwenden. | |
| Der Mechanismus besagt, dass mit einer 30-Tage-Frist alle in den | |
| vergangenen Jahren aufgehobenen Sanktionen gegen den Iran automatisch | |
| wieder inkrafttreten, wenn ein Vertragsstaat die Auflagen durch den Iran | |
| nicht länger erfüllt sieht und deshalb Beschwerde erhebt. Russland, China | |
| und auch die vier EU-Staaten im Sicherheitsrat reagierten auf diese Drohung | |
| mit dem Hinweis, dass die USA seit ihrem Austritt im Jahr 2018 nicht mehr | |
| Vetragsstaat sind und daher diese Vertragsmechanismus auch nicht anwenden | |
| können. | |
| „Letztlich geht es dieser US-Administration darum, vor den | |
| Präsidentschaftswahlen im November das gesamte Iran-Atomabkommen zu | |
| beenden“ erklärte ein EU-Diplomat im Vorfeld der gestrigen Beratungen im | |
| Sicherheitsrat. Nicht ausgeschlossen wurde in New York, dass der Rat sich | |
| in weiteren Verhandlungen auf eine deutlich abgespeckte Version eines | |
| Waffenembargos nur gegen bestimmte, besonders gefährliche Waffen für einen | |
| begrenzten Zeitraum einigt. | |
| 15 Aug 2020 | |
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| ## AUTOREN | |
| Andreas Zumach | |
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