| # taz.de -- Senat zum Enteignung-Volksbegehren: „Diffuse Bedenken“ | |
| > Eigentlich waren sich Deutsche Wohnen enteignen und der Senat einig. Doch | |
| > nun gibt es zum Unmut der Aktivisten erneut Gesprächsbedarf der Politik. | |
| Bild: Maulkorb für Deutsche Wohnen und Co enteignen? | |
| Berlin taz | Vor zwei Wochen schien alles in trockenen Tüchern. Nach einem | |
| [1][Gespräch zwischen Vertreter*innen der Initiative Deutsche Wohnen und | |
| Co enteignen und des Senats] waren scheinbar alle rechtlichen Zweifel an | |
| dem geplanten Volksbegehren ausgeräumt. Ein Jahr hatten die | |
| Mietenaktivist*innen auf die rechtliche Prüfung durch den Innensenator | |
| gewartet. | |
| Nach dem zweistündigen Gespräch, an dem unter anderen der Regierende | |
| Bürgermeister Michael Müller und der Chef des Senatskanzlei, Christian | |
| Gaebler (beide SPD), teilgenommen hatten, stand als Ergebnis, dass die | |
| rechtliche Prüfung kurzfristig abgeschlossen werden soll. Entsprechend groß | |
| war die Freude bei der Initiative. | |
| Nun ist davon nichts mehr übrig, seit ein Aktivist einen Anruf aus dem | |
| Hause von Innensenator Andreas Geisel (SPD) erhielt, in dem um ein erneutes | |
| Gespräch gebeten wurde. „Es sollen Änderungen am Beschlusstext vorgenommen | |
| werden“, sagt Initiativensprecher Ralf Hoffrogge im Gespräch mit der taz | |
| – „das hinterlässt uns ratlos“. | |
| Anders als vor allem aus der SPD behauptet, hat die Initiative kein | |
| bindendes Gesetz vorgelegt, sondern einen Beschlusstext, also die | |
| Aufforderung an den Senat, nach einem erfolgreichen Volksentscheid die | |
| Enteignung per Gesetz zu regeln. Wörtlich heißt es: Der Senat werde „zur | |
| Erarbeitung eines Gesetzes zur Überführung von Immobilien sowie Grund und | |
| Boden in Gemeineigentum zum Zwecke der Vergesellschaftung nach Art. 15 | |
| Grundgesetz aufgefordert“. | |
| ## Abgespeckte Version | |
| In einem ersten Entwurf im Oktober 2018 nannte die Initiative konkretere | |
| Punkte, etwa zu Entschädigungen oder Zeitplänen für die Erarbeitung eines | |
| Gesetzes. Nach Kritik aus dem Senat hatte die Initiative einen weniger | |
| detaillierten Text vorgelegt. „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht“, sagt | |
| Hoffrogge. | |
| Der nun wieder strittige Text liege seit anderthalb Jahren vor, „und nun | |
| kommen wieder diffuse Bedenken, die wir nicht nachvollziehen können“. Der | |
| Aktivist kritisiert, die Unzuverlässigkeit: „Wir hätten erwartet, dass die | |
| SPD sprechfähige Leute in das Gespräch schickt, und jetzt erfahren wir, | |
| dass der nicht anwesende Innensenator etwas anderes sagt als der | |
| Bürgermeister.“ | |
| Einem weiteren Gespräch werden sich die Aktivist*innen dennoch nicht | |
| verschließen. „Wir möchten aber anders reden, seriös und verbindlich. | |
| Deswegen brauchen wir schriftliche Vorlagen der verwaltungstechnischen | |
| Bedenken und der vorgeschlagenen Formulierungsänderungen“, sagt Hoffrogge. | |
| Vorgeschlagen hat die Initiative eine „transparente“, also | |
| medienöffentliche Verhandlung. Schon Tage vor dem Anruf berichtete der | |
| Tagesspiegel über die Forderung aus dem Innenressort. Demnach gehe es „um | |
| eine klarere Formulierung in dem Text, dass das Volksbegehren den Senat in | |
| einem eher appellativen Charakter auffordert“. Die Innenbehörde wollte sich | |
| zu einer Anfrage der taz nicht äußern. | |
| 24 Jun 2020 | |
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| ## AUTOREN | |
| Erik Peter | |
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