| # taz.de -- Schwarz-Rot berät sich in Würzburg: Harmonie trainieren | |
| > Die Fraktionsvorstände von Union und SPD bemühen sich bei ihrem | |
| > Teambuildingtreffen um schöne Bilder. Die harten Themen stehen noch an. | |
| Bild: Endlich mal in die gleiche Richtung deuten: Fraktionsspitzen Spahn (CDU),… | |
| Würzburg taz | Es ist ein Treffen, das in der Außendarstellung vor allem | |
| von Symbolen lebt. Also noch vor dem Beginn der Fraktionsvorstandklausur in | |
| Würzburg rauf auf die Alte Mainbrücke. Jens Spahn (CDU), Alexander Hoffmann | |
| (CSU) und Matthias Miersch (SPD) bestaunen, umlagert von einem Medientross, | |
| alte Gemäuer und üppige Weinberge und machen, na klar, ein Dreier-Selfie. | |
| Man habe, sagt Hoffmann kurz darauf, bewusst dieses Bauwerk zum Auftakt | |
| gewählt, die Koalition müsse Brücken bauen, um die politischen Ränder | |
| zurückzudrängen. | |
| Nötig aber ist ebenso, um einmal in der alles andere als subtilen Symbolik | |
| zu bleiben, Brücken innerhalb der Koalition zu bauen. Denn diese ist | |
| [1][nach der gescheiterten Richterinnenwahl] zerstritten in die | |
| parlamentarische Sommerpause gegangen. Es gehe in Würzburg auch um | |
| „Teambildung“, sagt Spahn, Hoffmann zieht den Vergleich zu einem | |
| „Trainingslager“. | |
| Es sind vor allem die beiden Unionsvertreter, die vor der Presse versuchen, | |
| Optimismus auszustrahlen. SPD-Mann Miersch ist verhaltener. Er betont, die | |
| Fehler der vergangenen Wochen müssten offen angesprochen und bearbeitet | |
| werden. | |
| Inhaltlich geht es bei der Klausur um all die Themen, die für die | |
| Fraktionen nun anstehen. Am Donnerstagnachmittag ist Nato-Generalsekretär | |
| Mark Rutte zu Gast, am Freitag soll es dann vor allem um die | |
| [2][Sozialreformen] gehen. Dazu ist die Präsidentin des | |
| Wissenschaftszentrums Berlin (WZB), Nicola Fuchs-Schündeln, auf Wunsch der | |
| SPD eingeladen. | |
| ## Grundlegende Reformen | |
| Diese spricht sich als Teil der „Initiative für einen handlungsfähigen | |
| Staat“ für sehr grundlegende Reformen des Sozialstaats aus, etwa die | |
| Zuständigkeiten für alle Leistungen der sozialen Sicherung in einem | |
| Bundesministerium zu bündeln. Es dürfte mit ihr eine lebhafte Debatte | |
| geben. | |
| Spahn, Hoffmann und auch Miersch sind sehr bemüht, hier Gemeinsamkeiten zu | |
| betonen. „Aus unserer Sicht sind die Schnittmengen ausreichend, um zu | |
| Reformen zu kommen, die diese Systeme zukunftsfähig machen“, sagt Miersch. | |
| Spahn betont, dass die Grundzüge der Reformen ja bereits im | |
| Koalitionsvertrag vereinbart seien. Und CSU-Mann Hoffmann teilt mit, dass | |
| der Erfolg der Reformen nicht davon abhänge, wie gravierend die Einschnitte | |
| seien, sondern ob es danach gerechter und effizienter zugehe. | |
| Das hört sich anders an als zuletzt Friedrich Merz. Der Kanzler hatte am | |
| Wochenende betont, dass er es der SPD bewusst nicht leicht machen und sich | |
| durch Begriffe wie Sozialabbau und Kahlschlag nicht irritieren lassen | |
| wolle. Brücken bauen ist nun mal seine Sachen nicht. | |
| Klar ist aber auch, dass es in Würzburg ohnehin nur um die groben Züge der | |
| Reformen gehen kann, die eigentliche Arbeit wird erst von Kommissionen und | |
| dann von den Fachleuten gemacht. Caritas-Präsidentin Eva Welskop-Deffaa, | |
| selbst CDU-Mitglied, gab der Koalition mit auf den Weg: „Der Herbst der | |
| Reformen darf kein Herbst der sozialen Ängste und des Sozialneids werden.“ | |
| 28 Aug 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Schwarz-Rot-in-der-Krise/!6102598 | |
| [2] /Merz-Reformherbst/!6106282 | |
| ## AUTOREN | |
| Sabine am Orde | |
| ## TAGS | |
| Sozialpolitik | |
| Schwarz-rote Koalition | |
| Würzburg | |
| CDU/CSU | |
| SPD | |
| Friedrich Merz | |
| Friedrich Merz | |
| Tafel | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Herbst der Reformen: Einigt Euch! | |
| Die schwarz-rote Regierung unter Kanzler Merz hatte versprochen, sich nicht | |
| so zu zoffen wie einst die Ampel. Und was macht sie? Sie zofft sich. | |
| Merz' Reformherbst: Sozialstaat zu teuer? Von wegen! | |
| Friedrich Merz sagt, der Sozialstaat sei nicht mehr finanzierbar. Die SPD | |
| kritisiert das. Und auch der Volkswirt Sebastian Dullien widerspricht. | |
| Steigende Armut in Hamburg: Tafel sucht helfende Hände | |
| Weil die Nachfrage so hoch ist, plant die Hamburger Tafel etliche neue | |
| Standorte. Lebensmittelspenden sind schwieriger zu bekommen, sagt ihr | |
| Sprecher. |