# taz.de -- Russische Großmachtansprüche: Zu wenig Gegenwind | |
> Der lange Arm des russischen Präsidenten Putin reicht nach Armenien, | |
> Aserbaidschan und in die Ukraine. Überall mischt er mit. Und der Westen | |
> schaut zu. | |
Bild: Was für ein Mann: Putin ist gerne mal auf Eskalationskurs, hier bei der … | |
Klar möchte Wladimir Putin in irgendeiner Form der Herr des Raumes sein, | |
der einmal die Sowjetunion war. Ehemals weitgehend unabhängige Staaten wie | |
Kasachstan, Armenien oder Belarus können sich kaum noch aus der Umarmung | |
des russischen Präsidenten befreien. Doch Putins Wünsche und Putins | |
Möglichkeiten müssen nicht übereinstimmen. Nach dem Grundsatz „teile und | |
herrsche“ hat er seinen Einfluss auf die Staaten des | |
[1][Karabach-Konflikts], Armenien und Aserbaidschan, bewahrt. | |
Beide Seiten werden mit Waffen beliefert, und je nach Konjunktur stellt | |
sich Russland mal auf die Seite von Armenien, mal auf die Seite von | |
Aserbaidschan. Mit dem türkischen Präsidenten Recep [2][Tayyip Erdoğan] hat | |
sich Putin weitgehend die Zone des Karabach-Konflikts aufgeteilt. Dass das | |
so ist, liegt nicht nur an Putin und Erdoğan. Es liegt auch daran, dass die | |
westlichen Staaten den Südkaukasus vernachlässigt haben. Und das rächt sich | |
jetzt. | |
Dabei hätte man diesen Ländern so viel mehr Werte zu bieten als die beiden | |
Autokraten aus der Türkei und Russland. Auch in der [3][Ukraine] haben es | |
Russland und die staatlichen russischen Medien geschafft, schlafende Hunde | |
zu wecken und mit den Ängsten der ostukrainischen Bevölkerung Konflikte zu | |
schüren und für sich zu nutzen. In Kiew hätte eine „faschistische Junta“ | |
das Sagen, so die staatlichen russischen Medien. Viele Menschen in der | |
Ostukraine glauben das. | |
Wie leicht wäre es für die Ukraine, dieser Propaganda den Wind aus den | |
Segeln zu nehmen. Man müsste nur darauf verzichten, Straßen mit den Namen | |
bekannter Nationalisten zu benennen, die an der Seite der Wehrmacht | |
gekämpft hatten. Aber auch westliche Zivilgesellschaften könnten mit der | |
Unterstützung von Kräften, wie beispielsweise der „[4][Gesellschaft | |
Memorial]“ in Russland, die der Regierung kritisch gegenüberstehen und | |
einen militärischen Angriff auf ein anderes Land ablehnen, deeskalieren. | |
Die russische Generalstaatsanwaltschaft will Memorial verbieten. Man fragt | |
sich, wo die Solidaritätsadressen von westlichen Pazifisten für Memorial | |
bleiben. | |
18 Nov 2021 | |
## LINKS | |
[1] /Krieg-um-Bergkarabach/!5728797 | |
[2] /Militaerparade-in-Aserbaidschan/!5730525 | |
[3] /Konflikt-in-der-Ostukraine/!5813201 | |
[4] /Menschenrechte-in-Russland/!5812224 | |
## AUTOREN | |
Bernhard Clasen | |
## TAGS | |
Wladimir Putin | |
Ukraine-Krise | |
Schwerpunkt Bergkarabach | |
Kasachstan | |
Russland | |
Schwerpunkt Krisenherd Belarus | |
Memorial | |
Nord Stream 2 | |
Belarus | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Unruhen in Kasachstan: Schlechtes Timing für den Kreml | |
Russland kommt der Aufstand in seinem Nachbarland sehr ungelegen. | |
Reflexartig wird eine US-Verschwörung unterstellt. | |
Russland geht gegen NGO vor: Noch ein Warnlicht weniger | |
Ein Moskauer Gericht löst das Menschenrechtszentrum Memorial auf. Dieses | |
vermittle mit Listen politischer Gefangener ein negatives Bild der Justiz. | |
Krise an belarussisch-polnischer Grenze: Kiew sichert seine Grenze | |
Die Ukraine schickt Sicherheitskräfte an die Grenze zu Belarus. Angela | |
Merkel hat Lukaschenko dazu aufgefordert, Hilfen der EU und der Vereinten | |
Nationen zuzulassen. | |
Menschenrechte in Russland: Der Erinnerung beraubt | |
Der russischen Menschenrechtsorganisation Memorial droht das Aus. Die Opfer | |
des sowjetischen Geheimdienstes sollen vergessen werden. | |
Zertifizierung von Nord Stream 2: Gazprom schaut in die Röhre | |
Die Bundesnetzagentur stoppt die Inbetriebnahme von Nord Stream 2 aus | |
formalen Gründen. Zudem klagt die Deutsche Umwelthilfe gegen das Projekt. | |
Migranten aus Belarus: Die Ukraine macht dicht | |
Die Regierung in Kiew will die Grenze zum Nachbarn Belarus stärker | |
schützen. Sie will so verhindern, dass Geflüchtete von dort ins Land | |
kommen. |