| # taz.de -- Rentenalter Debatte: FDP fordert neues Rentenmodell | |
| > Das Rentenalter steigt Schritt für Schritt auf 67 Jahre. Die FDP fordert | |
| > ein Modell des flexiblen Renteneintrittsalters. | |
| Bild: Johannes Vogel (FDP) spricht sich für ein Ende eines offiziellen Rentene… | |
| Berlin dpa | In der Debatte über den Rentenbeginn in Deutschland hat sich | |
| FDP-Vizechef Johannes Vogel für eine weitgehende Flexibilisierung | |
| ausgesprochen. „Ich bin überzeugt: Niemand muss den Menschen mehr | |
| vorschreiben, wann [1][sie in Rente zu gehen] haben – auch weil die | |
| Lebensläufe immer unterschiedlicher werden“, sagte Vogel der Deutschen | |
| Presse-Agentur in Berlin. Zuvor hatte sich Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) | |
| dafür ausgesprochen, dass künftig mehr Menschen als bisher tatsächlich bis | |
| zum geltenden Renteneintrittsalter arbeiten. | |
| Vogel sagte: „Das Land, das hier in Europa am erfolgreichsten ist, ist | |
| Schweden mit seinem Modell des flexiblen Renteneintrittsalters.“ In | |
| Schweden können die Bürgerinnen und Bürger innerhalb eines Korridors | |
| entscheiden, wann sie in Rente gehen möchten. Je früher man geht, desto | |
| weniger Rente erhält man. | |
| Vogel sagte, Schweden erreiche so das höchste faktische | |
| Renteneintrittsalter in Europa sowie mehr Selbstbestimmung für die | |
| Menschen. Dabei gelte in Schweden eine ganz einfache Regel: „Wer eher in | |
| den Ruhestand geht, erhält weniger Rente, wer später geht, erhält mehr.“ | |
| Vogel forderte: „Daran sollten wir uns auch hier orientieren.“ Die FDP | |
| fordere dies schon lange. | |
| Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil warb ebenfalls für mehr | |
| Flexibilität. „Am besten wäre ein System, in dem Menschen ab einem | |
| bestimmten Alter selbst entscheiden, wie lange und wie viel sie arbeiten | |
| wollen“, sagte der SPD-Politiker dem Tagesspiegel. „Aber wer nicht mehr | |
| weiter arbeiten kann oder will, muss auch früher gehen und von seiner Rente | |
| leben können.“ | |
| ## Ampel hat Dialog dazu vereinbart | |
| Vogel bescheinigte Bundeskanzler Scholz, mit der [2][Frage des längeren | |
| Arbeitens] eine wichtige Debatte angestoßen zu haben. Scholz hatte den | |
| Zeitungen der Funke Mediengruppe gesagt: „Es gilt den Anteil derer zu | |
| steigern, die wirklich bis zum Renteneintrittsalter arbeiten können. Das | |
| fällt vielen heute schwer.“ | |
| Vogel, der auch parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Fraktion ist, | |
| erinnerte daran, dass die Ampel diese Debatte schon während der | |
| Koalitionsverhandlungen geführt habe. Im Koalitionsvertrag sei vereinbart | |
| worden, zum skandinavischen Modell einen Dialogprozess zu führen. „Auch | |
| dieses Vorhaben des Koalitionsvertrags sollten wir diese Legislatur | |
| entschlossen angehen“, forderte Vogel. | |
| SPD, Grüne und FDP hatten damals angekündigt, mit den Sozialpartnern einen | |
| Dialog darüber zu führen, wie Wünsche nach längerem Verbleib im | |
| Arbeitsleben einfacher verwirklicht werden können. In die Debatte | |
| einbeziehen will die Ampel neben einem flexiblen Renteneintritt nach | |
| skandinavischem Vorbild auch die Situation belasteter Berufsgruppen. | |
| Verdi-Chef Frank Werneke forderte, die Finger von Regelungen zu lassen, die | |
| einen früheren Renteneintritt ermöglichen. „Viele Menschen gehen früher in | |
| Rente und nehmen dafür hohe finanzielle Einbußen in Kauf, weil sie darin | |
| den einzigen Ausweg aus einer Arbeitsbelastung sehen, die sie nicht bis zum | |
| Rentenalter stemmen können“, sagte er der Stuttgarter Zeitung. | |
| Eine weitere Anhebung des Rentenalters hatte die Ampel im Koalitionsvertrag | |
| zugleich ausgeschlossen. Nach geltender Rechtslage wird die Altersgrenze | |
| ohne Renten-Abschläge bis 2029 schrittweise von 65 auf 67 Jahre angehoben. | |
| Vor rund einem Monat hatte der Arbeitgebervertreter im Bundesvorstand der | |
| Rentenversicherung, Alexander Gunkel, verlangt, die Altersgrenze für die | |
| Rente solle neu auf den Prüfstand kommen. Gunkel verwies darauf, dass eine | |
| Regierungskommission zur Zukunft der Rente bereits 2020 empfohlen hatte, | |
| dass es 2026 eine neue Bewertung zum Thema einer möglichen Anhebung der | |
| Altersgrenzen gebe solle. | |
| Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) [3][hatte angekündigt, zeitnah | |
| ein Rentenpaket II] vorzulegen. Dies soll die Weichen für eine langfristige | |
| Stabilisierung der Rente stellen, auch wenn immer mehr Angehörige | |
| geburtenstarker Babyboomer-Jahrgänge in Rente gehen. | |
| 13 Dec 2022 | |
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