| # taz.de -- Regierungserklärung vor Nato-Gipfel: Merz wagt ein bisschen Kritik… | |
| > Der Kanzler stellt sich im Iran-Israel-Konflikt klar an die Seite | |
| > Israels, ermahnt Netanjahus Regierung aber auch zur Waffenruhe in Gaza – | |
| > mehr nicht. | |
| Bild: Liest Friedrich Merz dem israelischen Ministerpräsidenten tatsächlich d… | |
| Berlin taz | „Stärke“. Ein Wort, das Friedrich Merz in seiner | |
| Regierungserklärung am Dienstag mehrfach verwendet. Deutschland solle zur | |
| „Stärke“ zurückfinden und die Bundeswehr künftig zur stärksten | |
| konventionellen Armee Europas werden. | |
| Der Kanzler redet im Bundestag, kurz vor seiner Abreise zum Nato-Gipfel. | |
| Die 32 Mitglieder werden dort mehrheitlich beschließen, künftig 5 Prozent | |
| ihrer Wirtschaftsleistung für Militärisches auszugeben. Laut Merz ist das | |
| auch geboten. Man habe es mit einer neuen Realität zu tun, in der es gelte, | |
| die eigenen Interessen zu vertreten. | |
| Und er betont: „Wir müssen gemeinsam so stark sein, dass niemand es wagt, | |
| uns anzugreifen.“ Als Bedrohung nennt Merz zum einen Russland. Der | |
| russische Präsident, Wladimir Putin, so die Überzeugung des Bundeskanzlers, | |
| verstehe nur die Sprache der Stärke und man müsse befürchten, „dass | |
| Russland den Krieg über die Ukraine hinaus fortsetzen wird.“ Deshalb, und | |
| nicht etwa, weil man den USA und ihrem Präsidenten einen Gefallen tun | |
| wolle, habe man sich auf das neue Ziel geeinigt. Eine vorauseilende | |
| Begründung, die während der Debatte vielleicht einmal zu oft von anderen | |
| Unionspolitikern wie Fraktionschef Jens Spahn wiederholt wird. | |
| Sowohl AfD als auch Linke kritisieren das 5-Prozent-Ziel, für die Linke | |
| spricht Fraktionschef Sören Pellmann gar von „Rüstungswahnsinn“. | |
| ## Mahnung für Waffenstillstand in Gaza | |
| Eine Bedrohung für Europa und die ganze Welt sei laut Merz aber auch der | |
| Iran. Im gegenwärtigen Konflikt, der vor 12 Tagen mit israelischen | |
| Angriffen auf iranische Atomanlagen begann, stellt er Deutschland klar an | |
| die Seite Israels. Israel habe ein Recht, seine Existenz und die Sicherheit | |
| seiner Bürger zu verteidigen, betont Merz. Das Mullah-Regime wolle Israel | |
| hingegen auslöschen, so der Kanzler. „Unsere Staatsräson ist die | |
| Verteidigung des Staates Israel in seiner Existenz“. | |
| Merz begrüßt zugleich die Vorschläge der US-Regierung für einen | |
| Waffenstillstand und fordert vom Iran und Israel, diesen zu folgen. | |
| Gleichzeitig appelliert er auch an die Regierung Netanjahu, jetzt sei auch | |
| der Moment gekommen, einen Waffenstillstand in Gaza abzuschließen. Er | |
| erlaubt sich sogar, „kritisch nachzufragen, welches Ziel Israel im | |
| Gazastreifen erreichen will“ und mahnt einen menschenwürdigen Umgang mit | |
| Menschen im Gazastreifen an. | |
| Doch Taten will Merz den Worten dann doch nicht folgen lassen: Eine | |
| Aussetzung oder Annullierung des Assoziierungsabkommens der EU mit Israel, | |
| wie sie eine Mehrheit der EU-Länder wollen, lehnt er ab. Das Abkommen | |
| gewährt Israel Zugang zum Binnenmarkt und zu EU-Programmen, verpflichtet es | |
| aber auch zur Einhaltung der Menschenrechte. | |
| Zur Einhaltung des Völkerrechts mahnt der Fraktionsvorsitzende der SPD, | |
| Matthias Miersch. Gerade die liberalen Demokratien hätten ein | |
| „Rieseninteresse“, dass nicht das Recht des Stärkeren, sondern Regeln für | |
| alle gelten. Israel oder die USA nennt er dabei nicht explizit. Dass deren | |
| Raketenangriffe auf den Iran im [1][Einklang mit dem Völkerrecht stehen, | |
| ist mindestens umstritten]. | |
| ## Bei der Wirtschaft hört der Schmusekurs auf | |
| Auch Grünen-Fraktionschefin Britta Haßelmann fordert eine Rückkehr zur | |
| Diplomatie. Gleichzeitig äußert sie Unverständnis für den Vorstoß einiger, | |
| meist älterer SPD-Genoss:innen, die in einem Manifest Gespräche mit Putin | |
| fordern. | |
| Und auch an der Union dürften ihre Grünen, die beim Thema Verteidigung eher | |
| Team Merz sind, noch genug zu kritisieren finden. Der Kanzler kündigte an, | |
| sich in der EU für weniger Regulierung und mehr Handelsabkommen einzusetzen | |
| – Abkommen, „die nur noch der Zustimmung der EU-Kommission bedürfen.“ Al… | |
| TTIP, ohne dass Bundesrat und Bundestag gefragt werden. Soviel exekutive | |
| Stärke dürfte vielen dann doch nicht gefallen. | |
| Nach dem Nato-Gipfel wird Merz weiter zum Treffen der EU-Staatschef:innen | |
| nach Brüssel reisen. Diese werden vor allem darüber reden, wie sie die von | |
| Donald Trump angedrohten Zölle abwehren. Merz hofft [2][im Zollstreit auf | |
| eine Lösung bis Anfang Juli]. „Falls nicht, sind wir darauf vorbereitet, | |
| mit einer ganzen Reihe von Optionen“, bemüht er sich um Schärfe. Beim Thema | |
| Wirtschaft endet der Schmusekurs mit Trump offenbar. | |
| 24 Jun 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Anna Lehmann | |
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