# taz.de -- Reaktionen auf den SPD-Parteitag: Kein klares Signal | |
> Einen sofortigen Ausstieg aus der Koalition hat der SPD-Parteitag | |
> abgelehnt. Für Union und Grüne war das Signal trotzdem nicht eindeutig | |
> genug. | |
Bild: „In die neue Zeit“ geht die SPD zunächst weiter an der Seite der Uni… | |
Berlin afp/dpa/rtr/taz | Die [1][Beschlüsse des SPD-Parteitages] sind bei | |
den Koalitionspartnern CDU und CSU überwiegend auf Ablehnung gestoßen, auch | |
aus der Opposition gab es Kritik. Der Parteitag hatte am Freitagabend | |
beschlossen, dass die neue SPD-Parteiführung mit CDU und CSU über mehrere | |
Forderungen verhandeln soll, unter anderem ein Investitionsprogramm, mehr | |
Klimaschutz und einen höheren [2][Mindestlohn]. Einen sofortigen Ausstieg | |
aus der Koalition hatte der Parteitag aber abgelehnt. | |
CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer lehnte eine Nachverhandlung in der | |
Koalition ab. „Bedingungen nach dem Motto ‚Wenn das nicht kommt, dann gehen | |
wir‘ akzeptiere ich nicht“, sagte Kramp-Karrenbauer der Bild am Sonntag. | |
Auch CDU und CSU hätten schon ihre Vorsitzenden gewechselt und nie | |
gefordert, den Koalitionsvertrag neu zu verhandeln. „Die CDU ist | |
vertragstreu und das erwarte ich von der neuen SPD-Führung auch.“ Sie hob | |
hervor: „Ich hätte mir ein wirklich klares Signal des SPD-Parteitags zur | |
Fortsetzung der Großen Koalition gewünscht.“ | |
Auch CSU-Generalsekretär Markus Blume erteilte in der Welt am Sonntag jeder | |
Kursänderung der Bundesregierung eine Absage. „Eine [3][SPD auf Linkskurs] | |
wird nicht zu einer Regierung auf Linkskurs führen“, sagte er. In der | |
Sozialpolitik müsse es beim Prinzip des Förderns und Forderns bleiben. Auch | |
die [4][Junge Union] lehnte Nachverhandlungen zum Koalitionsvertrag ab. In | |
einer Erklärung am Samstag wandte sie sich insbesondere gegen ein Kratzen | |
an der schwarzen Null im Haushalt. | |
CDU-Vize Armin Laschet spielte in der Welt am Sonntag die Bedeutung der | |
Beschlüsse des SPD-Parteitages herunter. „Pseudophilosophische | |
Betrachtungen sind vielleicht nett für SPD-Parteitage, haben aber auf | |
Regierungshandeln keinen Einfluss“, sagte er mit Blick etwa auf die Debatte | |
über die Schwarze Null oder die Schuldenbremse. Es gebe im Haushalt genug | |
Geld für Investitionen. Das Problem sei, dass das Geld nicht abfließe. | |
Es gab in der Union allerdings auch Stimmen der Erleichterung, nachdem die | |
SPD sich nicht darauf festgelegt hatte, die Koalition zu verlassen oder | |
ultimative Forderungen zu stellen. Der Vorsitzende der CSU-Landesgruppe im | |
Bundestag, Alexander Dobrindt, sagte der FAS: „Dass die SPD sich für ein | |
Signal der Vernunft entschieden hat und damit für den Verbleib in der | |
Regierungsverantwortung halte ich für eine kluge Entscheidung.“ | |
## Kritik von Grünen und Linken | |
Aus Sicht der Grünen-Chefin Annalena Baerbock war das Signal zum Verbleib | |
in der Großen Koalition nicht klar genug. Die Frage sei: „Will die SPD | |
weiterregieren – ja oder nein? Und wenn ja, muss sie das mit ganzer Kraft | |
tun.“ Vor einer Antwort habe sich die SPD aber gedrückt: „Das ist nicht | |
passiert.“ | |
Sie befürchte nun, dass sich Union und SPD „in ihrer jeweiligen | |
Profilierung noch mehr aneinander reiben und weiter im Krisenmodus | |
agieren“, sagte Baerbock. „Dabei bräuchte es eine Koalition, die gewillt | |
ist, die so dringend anzugehenden Aufgaben zu lösen. Mit einem Jein ist | |
kein Land zu regieren.“ | |
Die Linke kritisierte die Parteitagsbeschlüsse der SPD als unzureichend. | |
„Die revolutionären Wochen in der SPD scheinen vorbei zu sein – schade, | |
eigentlich“, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der Linksfraktion, | |
Jan Korte, am Samstag der Nachrichtenagentur dpa. | |
8 Dec 2019 | |
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Kevin Kühnert | |
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