| # taz.de -- Räumung einer Kiezkneipe in Berlin: Linke fürchtet Meuterei | |
| > Die Linke will die Meuterei-Räumung nicht, kann sie aber auch nicht | |
| > verhindern. Die Polizei trat schon bei der Demo am Dienstagabend | |
| > martialisch auf. | |
| Bild: Räumung unter Protest vieler Unterstützer*innen – und der Linken | |
| BERLIN taz | „[1][Die Stadt gehört Euch]“ war das Versprechen, das die | |
| Linke vor vier Jahren auf ihre Großplakate druckte – und das ihr nun bei | |
| jeder Räumung vorgehalten wird. Mehr als für Grüne und SPD ist die Serie an | |
| Räumungen alternativer Projekte, die am Donnerstag mit der Kreuzberger | |
| Kneipe Meuterei ihre Fortsetzung finden wird, für die Partei ein Problem: | |
| es stellt ihre Glaubwürdigkeit infrage. Die Crux, Regierungsverantwortung | |
| inne zu haben, aber gegen eine Entwicklung, der immer mehr alternative Orte | |
| zum Opfer fallen, nichts ausrichten zu können, ist außerdem durchaus schwer | |
| zu kommunizieren. | |
| Die Fraktionsvorsitzenden Anne Helm und Carsten Schatz und die Landeschefin | |
| Katina Schubert haben es am Mittwoch dennoch ein weiteres Mal versucht. „Im | |
| Kampf gegen den Ausverkauf der Stadt und für den Erhalt von linken und | |
| alternativen Freiräumen ist die bevorstehende Räumung der Meuterei ein | |
| weiterer, herber Rückschlag“, schreiben sie in einem gemeinsamen Statement. | |
| Ähnliche Töne waren aus der Partei auch im Zuge der Räumungen des Syndikats | |
| und der Liebig 34 zu hören. Als Gründe verweisen die drei auf den fehlenden | |
| Kündigungsschutz für Gewerbemieter*innen und den gerichtlichen | |
| Räumungstitel. Beides habe die rot-rot-grüne Koalition nicht in der Hand. | |
| Schatz und Helm hatten sich für die Fraktion vergangene Woche mit der Bitte | |
| an Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) gewandt, [2][Zwangsräumungen für | |
| Gewerbe auszusetzen] und damit die seit elf Jahren existierende Meuterei | |
| vorerst vor ihrem Schicksal zu bewahren. Der Brief blieb folgenlos. Auf | |
| Anfrage der taz hieß es von Behrendts Sprecher lediglich: Über die | |
| Aussetzung von Vollstreckungen „entscheidet nicht der Justizsenator“. | |
| Zuständig seien „die Amtsgerichte für ihren jeweiligen | |
| Gerichtsvollzieherdienst“. | |
| ## Übergriffe auch auf die Presse | |
| An den Innensenator appellieren die Linken in ihrem aktuellen Schreiben, | |
| auf einen Polizeieinsatz hinzuwirken, der „rechtsstaatliche Prinzipien wie | |
| die Verhältnismäßigkeit“ wahrt. Angesichts der seit Mittwoch geltenden | |
| Versammlungsverbotszone in der Reichenberger und Lausitzer Straße stoßen | |
| sie auch damit wissentlich auf Granit. Was bleibt ist die verbale Kritik: | |
| „Diese Außerkraftsetzung eines wichtigen Grundrechts ist völlig überzogen | |
| und nicht akzeptabel.“ | |
| Ebenso „nicht hinnehmbar“ seien Übergriffe von Polizist*innen auf | |
| Pressevertreter*innen wie bei der [3][Meuterei-Demo am | |
| Dienstagabend]. Bis zu 1.000 Menschen waren, begleitet in einem engen | |
| Polizeispalier, aus Kreuzberg nach Friedrichshain gezogen. Der bis dahin | |
| störungsfreie Aufzug endete abrupt am Frankfurter Tor vor seinem | |
| eigentlichen Endpunkt. Dabei kam es zu Angriffen der Polizei auf | |
| Teilnehmende und später auch auf mindestens einen Fotografen. | |
| Die zu Verdi gehörende Journalist*innengewerkschaft DJU wandte sich | |
| am Mittwoch schriftlich an Polizeisprecher Thilo Cablitz. Darin schildert | |
| sie, wie ein Beamter einen eindeutig erkennbaren Fotografen zunächst | |
| geschubst und ihn kurz darauf in Gewahrsam genommen habe. „Wir sind | |
| enttäuscht und entsetzt über diese Vorfälle. So etwas darf nicht in Ihren | |
| Reihen geduldet werden“, sagt DJU-Landesgeschäftsführer Jörg Reichel. Er | |
| forderte, den Polizisten „in den kommenden Tagen nicht im Zusammenhang mit | |
| den Protesten rund um die Räumung“ der Meuterei einzusetzen. | |
| 24 Mar 2021 | |
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| ## AUTOREN | |
| Erik Peter | |
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