| # taz.de -- Meuterei vor der Räumung: Polizist*innen beschäftigen | |
| > Die Kneipe Meuterei soll am Donnerstag geräumt werden. Zuvor wird | |
| > demonstriert; so mancher Aufruf zielt auf Militanz. | |
| Bild: Farbenfrohe Drohungen | |
| Berlin taz | Wie es einmal war – und in einer gerechteren Welt weiter sein | |
| könnte –, zeigt ein Video der [1][Meuterei] von vor einem Jahr. Die Tür zur | |
| Kneipe in der Reichenberger Straße geht auf, am Tresen prosten sich die | |
| Autonomen zu und aus den Boxen dröhnt der Oidorno-Schlager „Halt die | |
| Fresse, ich will saufen / Ich will euern Scheiß nicht hören“. | |
| Es ist ein Rückblick auf bessere Tage der Alternativkneipe, die mehr als | |
| zehn Jahre der Domestizierung der Umgebung trotzte. Doch fast zwei Jahre | |
| nach Auslaufen des Mietvertrages und ein Jahr nachdem Corona dem | |
| Kneipenbetrieb ein Ende setzte, soll es am Donnerstag endgültig vorbei sein | |
| mit der Meute. Die Polizei hat sich zur Zwangsräumung angekündigt. | |
| Für die Autonomen und andere Freunde von Sterni und Pfeffi bedeutet das in | |
| den Kampfmodus zu schalten. Zumindest verbal geht es dabei durchaus radikal | |
| zu. Für den Morgen des Räumungstags rufen in Kreuzberg massenhaft verklebte | |
| lila-gelbe Plakate zu dezentralen Aktionen im ganzen Stadtgebiet auf. | |
| Das Interkiezionale-Bündnis der bedrohten oder bereits geräumten Projekte | |
| will „Chaos für die Meute“. In ihrem Aufruf für eine abendliche Tag-X-Demo | |
| heißt es: „Wenn es kaum mehr Orte gibt, die wir verteidigen wollen und | |
| können, gibt es keinen Grund nicht die Orte anzugreifen, die uns tagtäglich | |
| verdrängen.“ Die Polizei soll also mehr zu tun bekommen, als die Sperrzone | |
| zu verteidigen, die sie um die Meuterei errichten wird. Kümmern muss sie | |
| sich wohl auch um eine Demo, die um 6 Uhr am Neuköllner Herrfurthplatz | |
| starten soll. | |
| ## Demo am Dienstag | |
| Schon am Dienstagabend will die Szene in den Kampfmodus schalten: „Wir sind | |
| unregierbar – Meuterei & Rigaer 94 verteidigen!“, so das Motto einer Demo, | |
| die von Kreuzberg nach Friedrichshain ziehen soll. Beklagt wird der „von | |
| R2G begonnene Eskalationskurs“, dem bereits die Kneipe Syndikat, das | |
| Jugendzentrums Drugstore, die Liebig 34 sowie Wagen- und Obdachlosenplätze | |
| in der Rummelsburger Bucht [2][zum Opfer gefallen sind]. | |
| Zoomt man näher an den Ursprung der Verdrängung, stößt man im Fall der | |
| Meuterei auf einen Immobilienspekulanten – [3][Goran Nenadic und seine in | |
| Zossen registrierte Firma Zelos Properties GmbH] –, der 2011 die | |
| Reichenbeger Straße 58 kaufte, dann das Haus aufteilte, die Wohnungen | |
| sanierte und verkaufte – und nun die Kneipe beseitigen lässt. | |
| Der Ohnmacht trotzend, zumal auch die Räumung des Köpi-Wagenplatzes und des | |
| Jugendzentrums Potse absehbar sind, haben Autonome für den Fall der Räumung | |
| bereits vor einer Woche Randale angekündigt. Als Freitagfrüh 15 Autos in | |
| Mitte brannten, frage die B. Z.: „Wie viel Hass zünden die Chaoten noch?“ | |
| Sie zitierte aus dem Aufruf, der auch den Flughafen als mögliches Ziel | |
| benennt – ließ dabei aber die Passage aus, in der es heißt: „Auch wenn die | |
| B. Z. es gerne hätte: Wir sind keine neue RAF und wir werden kein Haus und | |
| keinen Wagenplatz militärisch verteidigen können.“ | |
| Die Räumung, das wissen auch hart gesottene Verteidiger, wird kommen. Ein | |
| bisschen was kosten soll sie in ihren Augen aber schon. | |
| 23 Mar 2021 | |
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| ## AUTOREN | |
| Erik Peter | |
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