# taz.de -- Alternative Freiräume in Berlin: Gegen den Ausverkauf | |
> Die kapitalistische Verwertungspolitik wird zur Lawine. Es gilt, für die | |
> noch verbleibenden bunten Projekte auf die Straße zu gehen. | |
Bild: Antirassistisches Gedenken an der Rigaer 94 | |
Gentrifizierung galore. Nachdem schon das anarcha-queer-feministische | |
Hausprojekt Liebig 34 im Friedrichshainer Nordkiez unter massivem | |
Polizeiaufgebot geräumt worden ist, sind die nächsten Projekte in | |
Existenznöten. Die Vorbereitungen laufen überall auf Hochtouren. | |
Im Hausprojekt in der Rigaer Straße 94 sollte am 12. März eine | |
Brandschutzbegehung des Hauses erzwungen werden. Das Projekt in | |
Friedrichshain ist eines der wenigen noch bestehenden Orte eines | |
alternativen bunten Berlins, das mehr und mehr ausradiert wird. Die Polizei | |
bereitete sich schon auf einen Einsatz im Nordkiez vor. | |
Die Bewohner:innen kündigten von Anfang an an, sich zu wehren gegen die | |
Begehung und die sukzessive Transformation in ein unbewohnbares Haus. Im | |
Augenblick ist unklar, ob der Termin gehalten wird. Eine Anordnung zu | |
Begehung ist aktuell nicht erlassen (Stand 9. 3. 20:45 Uhr). Überraschend | |
hat am Dienstag eine Brandschutzbegehung in der Rigaer 94 stattgefunden. | |
[1][Der Bezirk hat die Prüfung fix selbst erledigt]. | |
Eine zwangsweise Begehung ist, nachdem keine Mängel festgestellt wurden, | |
offensichtlich nicht mehr nötig. Dennoch sprach sich das Landesgericht | |
nicht gegen den Beschluss von Februar aus, dass die Briefkastenfirma Lafone | |
Investments Limited das Recht habe, das Hausprojekt mit einem | |
Brandschutzgutachter zu begehen. | |
## „Finger weg von der Rigaer“ | |
In Solidarität mit der Rigaer 94 wird es vor der Anwaltskanzlei der | |
Briefkastenfirma Lafone Investments Limited eine Kundgebung geben. „Gegen | |
Räumung, Faschismus und Ausbeutung“, heißt es im entsprechenden Aufruf | |
(Mittwoch, 10.3. Potsdamer Platz 8, 16 Uhr). | |
Außerdem wird ein Konzert und eine Protestkundgebung stattfinden mit dem | |
Titel „Finger weg von der Rigaer“. Dabei sind Mal Eleve, Carmel Zoum, | |
Ostberlin Androgyn und viele mehr (Mittwoch, 10.3., Rigaerstraße/Proskauer | |
Straße, 18 Uhr). | |
Auch für den Erhalt der wenigen verbliebenen Wohn-, Kultur- und Freiräume | |
an der [2][Rummelsburger Bucht] wird seit Langem gekämpft. Gleichwohl es | |
bereits unzählige Unterschriften und Demos gab, auch gegen den | |
„Bebauungsplan Ostkreuz“, wird der Protest von der Politik nicht beachtet �… | |
im Gegensatz zu den Interessen der Großinvestor:innen. Eine weitere | |
Demonstration will nun auf die Versäumnisse der Senats- und Bezirkspolitik | |
aufmerksam machen (Sonntag, 14.3., Hauptstraße/Kynaststraße, 14 Uhr). | |
## Gegen Verwertungspolitik | |
Die kapitalistische Verwertungspolitik wird zur Lawine. Die Potse in | |
Schöneberg wartet Tag für Tag auf das Datum für ihre Räumung. Der Køpi | |
Wagenplatz in Mitte soll der Startezia GmbH weichen und Bewohner:innen | |
der V36 in Friedrichshain sollen noch im Herbst, wegen Eigenbedarf des | |
neuen Eigentümers einer Wohnung des Hauses, das Projekt verlassen. | |
Ende des Monats soll übrigens auch das Meuterei Kneipenkollektiv in der | |
Reichenberger Straße 58 geräumt werden. Das Kollektiv ruft dazu auf überall | |
sichtbar zu machen, dass es nicht hinnehmbar ist, dass Ort für Ort | |
ausverkauft wird und die Räumungskommandos überall einmarschieren, als gäbe | |
es kein Morgen (Die Räumung ist angesetzt für den 25.3, 8 Uhr). | |
10 Mar 2021 | |
## LINKS | |
[1] /Rot-Rot-Gruen-streitet-um-Rigaer94/!5756527 | |
[2] /Obdachlosencamp-Rummelsburger-Bucht/!5749823 | |
## AUTOREN | |
Desiree Fischbach | |
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