# taz.de -- Widerstand in Berlin: Aufstand mit Abstand | |
> Gewohnheit ist eine Überlebensstrategie für die einen, für die anderen | |
> ein Herrschaftsinstrument. Damit gilt es zu brechen. | |
Bild: Es findet sich immer ein Spalt für den Aufbruch | |
Keine Frage, dass die Gewohnheit viel Macht hat. Auf allen Ebenen ordnet | |
sie das Leben – im Privaten, im Sozialen, in der großen Politik. Das „man | |
gewöhnt sich an alles“ kann eine Überlebensstrategie sein für die einen, | |
für die anderen ist es ein Herrschaftsinstrument. | |
Längst sind alle Illusionen darüber geschwunden, dass das Menschenrecht auf | |
körperliche Unversehrtheit die Pandemiepolitik leitet. Man gewöhnt sich | |
auch an das Sterben und an gesundheitliche Langzeitfolgen, anders ist die | |
Forderung „mit dem Virus leben“ ja nicht zu verstehen. | |
Laute Schwurbler*innen und Lobbyist*innen, denen Berlin nur als | |
Hauptstadtbühne dient, kümmern sich nicht um gesichertes Wissen. Die | |
Entscheidenden auch nicht, sonst könnten sie dieser Minderheit mit ihren | |
unsolidarischen Demos und ihren „Lockerungsforderungen“ nicht auf den Leim | |
gehen. Doch lebensfeindliche Politik bleibt nie unwidersprochen. | |
Schon im Januar schlug die Initiative #zerocovid einen [1][solidarischen | |
Shutdown] vor, der besonders Verletzlichen, die Perspektive geben könnte, | |
nach Monaten einmal wieder das Haus verlassen zu können. Mit Verweis auf | |
die große Wirtschaft wurde vielfach versucht, die Initiative abzutun. | |
## Freiräume bewahren | |
Für die kleine Wirtschaft Berlins – Kneipen, Freiräume, Kulturorte und für | |
alles, was darin an politischer Vergemeinschaftung passiert – wäre ein | |
kurzer konsequenter Shutdown aber die Lösung. Denn die Miete wird Monat um | |
Monat eingetrieben, auch wenn kein Einkommen da ist. | |
Emanzipatorische Kneipen und Räume lassen sich über die Spendenaktion des | |
Stressfaktors unterstützen. Infos dazu gibt es [2][hier]. Spenden gehen an: | |
Stressfaktor, IBAN: DE50 1001 0010 0636 9291 03, Betreff: Covid-Soli. Zu | |
#zerocovid kann mensch sich [3][hier] informieren. | |
Es war eine Absage der Stadtgesellschaft an die Todespolitik des | |
Deutsch-Französischen Krieges: [4][Im März 1871 gingen Angehörige der | |
unteren Klassen von Paris zur Selbstverwaltung über]. Fabriken wurden | |
vergesellschaftet, Mietzahlungen ausgesetzt. 150 Jahre ist das jetzt her. | |
Nach nur zwei Monaten wurde die Pariser Kommune durch die militärische | |
Übermacht der Kaisertreuen zerschlagen. Preußen, kurz zuvor noch | |
Kriegsgegner Frankreichs, spielte hierbei die Rolle eines Kollaborateurs | |
der französischen Reaktionäre. Dennoch gilt die Pariser Kommune bis heute | |
weltweit als Vorbild. | |
## Acht geben, Aufstand machen | |
Die Initiative No War Berlin lädt zu einem offenen Treffen zur Pariser | |
Kommune ein: „Wir hören dazu ein Input-Referat und verschiedene | |
Audiobeiträge. Wie kann verhindert werden, dass fortschrittliche | |
Entwicklungen isoliert werden und die Feinde leichtes Spiel haben? Was | |
können wir daraus für heute lernen?“ Das Treffen findet im Freien statt, um | |
Mund- Nasenschutz und physische Abstände wird gebeten (Mittwoch, 31. März, | |
19 Uhr, Mariannenplatz 2a). | |
Auch die Selbstverwaltung in Rojava ist ein Gegenentwurf zur kriegerischen | |
Todespolitik. „Lasst uns einen Baum des Widerstandes pflanzen, für die | |
Freiheit von Abdullah Öcalan, für die Revolution in Rojava, gegen | |
Faschismus, Patriarchat und Krieg, gegen die Bedrohung und Räumung von | |
alternativen Räumen.“ So heißt es im Aufruf zu einer internationalistischen | |
Demo am Ostersonntag. Mund-Nasenschutz und physische Abstände sind dabei | |
Pflicht (Sonntag, 4. April, 17 Uhr, Boxhagener Platz). | |
Denn wo das Sterben und Leiden zur Gewohnheit wird, wo Räume der | |
Vergemeinschaftung schrumpfen, gilt es aufeinander Acht zu geben und | |
Aufstand zu machen. | |
31 Mar 2021 | |
## LINKS | |
[1] /Initiative-No-Covid/!5743427 | |
[2] https://stressfaktor.squat.net/ | |
[3] https://zero-covid.org/ | |
[4] /150-Jahrestag-der-Pariser-Kommune/!5754932 | |
## AUTOREN | |
Stefan Hunglinger | |
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