| # taz.de -- „Racial Profiling“ bei der Polizei: Seehofer bläst Studie ab | |
| > Die versprochene Studie zum sogenannten Racial Profiling in der Polizei | |
| > kommt nicht. Horst Seehofer hält sie für „nicht für sinnvoll“. | |
| Bild: Es geht um Rassismus: Demonstrierende in Hessen | |
| Berlin dpa | Die von der Bundesregierung geplante Studie zum sogenannten | |
| Racial Profiling bei der Polizei kommt doch nicht. Bundesinnenminister | |
| Horst Seehofer (CSU) halte eine Studie unverändert nicht für sinnvoll, | |
| sagte ein Sprecher des Innenministeriums am Sonntag. | |
| Von Racial Profiling bei der Polizei spricht man, wenn Menschen wegen ihrer | |
| Hautfarbe, Haarfarbe oder anderer äußerer Merkmale, aber ohne einen | |
| konkreten Anlass, kontrolliert werden. Die Studie war von der Europäischen | |
| Kommission gegen Rassismus und Intoleranz (ECRI) in ihrem aktuellen Bericht | |
| über Deutschland empfohlen worden. „Wir werden eine solche Studie, wie ECRI | |
| sie empfohlen hat, nicht in Auftrag geben“, sagte der Sprecher des | |
| Innenministeriums der dpa. Zuvor hatte „Zeit Online“ berichtet. | |
| Mitte Juni sah alles danach aus, als würde die Studie in Auftrag gegeben | |
| werden. Man stehe noch am Anfang, hatte ein Sprecher des | |
| Bundesjustizministeriums (BMJV) in der Regierungspressekonferenz vom 12. | |
| Juni gesagt. „Es ist aber klar, dass es diese Studie geben soll.“ Ein | |
| Sprecher des Bundesinnenministeriums (BMI) hatte damals auf Anfrage | |
| erklärt: „BMI und BMJV sind derzeit in der konzeptionellen Entwicklung für | |
| eine Studie zu Racial Profiling in der Polizei. Da das genaue Studiendesign | |
| im Einzelnen noch nicht feststeht, können noch keine konkreteren Angaben zu | |
| weiteren Details gemacht werden.“ | |
| Dass der Innenminister die Studie nicht für sinnvoll halte, wollte ein | |
| Sprecher des SPD-geführten Justizministeriums am Sonntag nicht | |
| kommentieren. Er verwies aber auf eine frühere Aussage seines Hauses: „Aus | |
| Sicht des Bundesjustizministeriums ist eine Studie zu Racial Profiling – | |
| bezogen auf den Bund und die Länder – ein wichtiger Schritt, um fundierte | |
| Erkenntnisse über das Phänomen zu erlangen und darauf aufbauend über | |
| mögliche Gegenmaßnahmen zu diskutieren.“ | |
| ## In der Praxis verboten | |
| Das Innenministerium begründete Seehofers Entscheidung unter anderem damit, | |
| dass Racial Profiling in der polizeilichen Praxis verboten ist. Das gelte | |
| im Besonderen für die Bundespolizei. „Insbesondere Personenkontrollen | |
| müssen diskriminierungsfrei erfolgen“, teilte ein Sprecher mit. „Weder die | |
| Polizeigesetze des Bundes noch die einschlägigen Vorschriften und Erlasse | |
| erlauben eine solche Ungleichbehandlung von Personen.“ Entsprechende | |
| Vorkommnisse seien absolute Ausnahmefälle. | |
| Bereits in der Sitzung des Innenausschusses am 17. Juni hatte Seehofer nach | |
| Angaben von Teilnehmern gesagt, seines Wissens sei eine solche Studie nicht | |
| von seinem Haus in Auftrag gegeben worden. | |
| Grüne, SPD und Linke kritisierten Seehofers Entscheidung. | |
| Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckhardt schrieb auf Twitter: „Statt | |
| Pauschalurteilen brauchen wir mehr Forschung & Daten zu Racial Profiling | |
| und Missständen in der Polizei.“ Das Innenministerium dürfe nicht | |
| wegschauen. SPD-Vize Kevin Kühnert sagte dem „Spiegel“, Seehofer tue der | |
| Polizei damit keinen Gefallen. „Eine Studie könnte die Diskussion durch | |
| Fakten versachlichen. Diese Chance droht Seehofer nun zu verspielen.“ | |
| Linken-Vizechefin Martina Renner sagte dem Magazin, dass die „angeblichen | |
| „Einzelfälle““ so Rückendeckung von höchster Ebene erhielten. | |
| 5 Jul 2020 | |
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