# taz.de -- Prozessbeginn in Kiel: Waffenbauer vor Gericht | |
> Fünf Mitarbeiter des Waffenherstellers Sig Sauer sollen von illegalen | |
> Waffenlieferungen nach Kolumbien gewusst haben. | |
Bild: Die Firmenzentrale von Sig Sauer im schleswig-holsteinischen Eckernförde. | |
HAMBURG taz | SP 2022 heißt die Pistole, um die sich ab Dienstag am Kieler | |
Landgericht alles drehen wird. Fünf Mitarbeiter von Sig Sauer, der ältesten | |
Waffenfabrik Deutschlands mit Stammsitz in Eckernförder, müssen sich | |
verantworten. Die Anklage wirft ihnen die Lieferung von mindestens 36.628 | |
Kleinwaffen vom Typ SP 2022 und SSG 3000 nach Kolumbien vor. | |
Dorthin hätten die Waffen, die den Recherchen der [1][„Aktion Aufschrei – | |
Stoppt den Waffenhandel“] zufolge im schleswig-holsteinischen Stammsitz | |
produziert wurden, nie gelangen dürften. Kolumbien ist Bürgerkriegsland und | |
seit 1993 dürfen deutsche Rüstungsunternehmen das Land nicht mehr | |
beliefern. | |
Doch die Handfeuerwaffen kursieren in Kolumbien. Sie wurden an das | |
US-Tochterunternehmen und von dort weiter nach Kolumbien geliefert. Genau | |
das hätte aber nicht passieren dürfen, denn Sig Sauer hatte die | |
Exporterlaubnis nur mit der Auflage erhalten, dass die Waffen in den USA | |
bleiben. Nun müssen die Richter in Kiel klären, ob die Lieferung nach | |
Kolumbien über den Umweg USA Vorsatz war oder nicht. | |
Den Fall ins Rollen gebracht haben Jürgen Grässlin und Paul Russmann von | |
„Aktion Aufschrei – Stoppt den Waffenhandel“, die 2014 Anzeigen gegen | |
Mitarbeiter von Sig Sauer erstattet haben. Damals wurde auch in Kolumbien | |
berichtet, wo nach wie vor Krieg herrscht. Die linke ELN-Guerilla sowie | |
zahlreiche paramilitärische Organisationen sind aktiv und die Zahl | |
gezielter Morde an Menschenrechtsaktivisten hat seit 2016 stark zugenommen. | |
Dabei könnten auch Produkte von Sig Sauer zum Einsatz gekommen sein, die in | |
Kolumbien recht populär sind. Historische Fotos vom von der Polizei | |
erschossenen Drogenzar Pablo Escobar zeigen eine Sig Sauer neben seiner | |
Leiche. | |
Sollte die Wirtschaftsstrafkammer des Kieler Landgerichts den | |
Sig-Sauer-Mitarbeitern im Dienstag startenden Prozess nachweisen, dass sie | |
von der illegalen Weitergabe der Pistolen gewusst haben, drohen ihnen | |
Haftstrafen von bis zu fünf Jahren. Obendrein könnte es teuer werden, denn | |
die Staatsanwaltschaft hat eine Gewinnabschöpfung über zwölf Millionen | |
Euro gegen die Waffenschmiede aus Eckernförde beantragt. | |
22 Feb 2019 | |
## LINKS | |
[1] http://www.aufschrei-waffenhandel.de/ | |
## AUTOREN | |
Knut Henkel | |
## TAGS | |
Sig Sauer | |
Waffenexporte | |
Kolumbien | |
Waffenhandel | |
Kiel | |
Schwerpunkt USA unter Donald Trump | |
Waffenexporte | |
Waffen | |
Sig Sauer | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Waffenhandelsvertrag der UNO: Trump schießt ATT ab | |
US-Präsident Donald Trump zieht die Unterschrift unter den | |
UN-Waffenhandelsvertrag zurück. Die UNO hingegen verteidigt den Vertrag als | |
„historische Errungenschaft“. | |
Kommentar Weltweite Rüstungsexporte: Waffenhandel außer Kontrolle | |
Der Prozess gegen Ex-Mitarbeiter der Waffenschmiede Heckler & Koch | |
offenbart, dass die Rüstungskontrolle in Deutschland nicht funktioniert. | |
US-Chef von Sig Sauer entgeht U-Haft: Sig-Sauer-Waffendeals mit Kolumbien | |
Ron Cohen, Chef des US-Schwesterunternehmens des deutschen | |
Waffenherstellers Sig Sauer, ist im Oktober in Deutschland verhaftet | |
worden. | |
Waffen in Mexiko: Lukrative Exporte in den Drogenkrieg | |
Große Mengen an Gewehren und Pistolen verkauft: Eine US-Schwesterfirma des | |
deutschen Rüstungskonzerns Sig Sauer liefert nach Mexiko. |