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# taz.de -- Provisionen für Käufe in Apps: Apples Salamitaktik
> Der Tech-Konzern will auf einen Teil seiner Provisionen in App-Stores
> verzichten. Großzügig – doch warum dulden Gesetzgeber überhaupt derartige
> Monopole?
Bild: Wirkt ganz vielfältig, kann aber trotzdem auch Monopol: Apple
Die Nachricht sieht klein aus: Im Streit um die Provisionen in App-Stores
kommt Apple den App-Anbietern entgegen. [1][Anbieter wie Netflix, Spotify
oder Medienverlage dürfen ihre Kund:innen ab kommendem Jahr per Link aus
der App auf die eigene Webseite leiten]. Und sie dort darüber informieren,
dass sie Abos auch außerhalb der App abschließen können. Damit können die
Anbieter die Provision in Höhe von bis zu 30 Prozent der Einnahmen umgehen,
die Apple bei Käufen innerhalb der App verlangt.
Es ist ein klarer Fall von Anwendung der Salamitaktik: Apple probiert, wie
viele Scheiben vom eigenen optimalen Geschäftsmodell es wohl abschneiden
muss, damit der öffentliche, politische und juristische Gegenwind
nachlässt. Denn die Provisionen, die App-Anbieter an Apple und Google
zahlen müssen, geraten weltweit immer mehr in die Kritik: Prozesse in den
USA, eine kartellrechtliche Prüfung in der EU und – erst diese Woche –
[2][ein Gesetz, das die Provisionen im Ergebnis untersagt, in Südkorea].
Daher steht hinter der kleinen Nachricht eine, wenn nicht sogar die ganz
große aktuelle Frage der digitalen Welt: Wie viel Monopol darf’s denn sein?
Oder andersherum: Wie viel Monopol ist gerade noch akzeptabel?
Bei Apples neuestem Eingeständnis muss man sich schon fragen: Wie kann es
sein, dass die Knebelverträge, die jetzt minimal gelockert werden, nicht
von Anfang an die Kartellbehörden auf den Plan gerufen haben? Denn Apple
und Google haben, obwohl sie das bestreiten, sehr wohl Monopole in diesen
Bereichen: Apple hat seines sogar technisch abgesichert: Wer ein
Apple-Gerät nutzt, kann sich nicht mal eben eine App über einen anderen
App-Store herunterladen. Bei Google ist das zwar möglich, doch auf Grund
der Marktmechanismen bieten sogar staatliche Institutionen wie
Bundesministerien ihre Android-Apps ausschließlich über Googles Play-Store
an.
Die Gesetzgeber in aller Welt sollten sich mit Apples Salamischeiben daher
nicht zufriedengeben. Es braucht ein Aufbrechen der [3][Tech-Monopole].
Dann werden sich merkwürdige Praktiken, wie exorbitante Provisionen auf
In-App-Käufe, ganz von selbst erledigen.
2 Sep 2021
## LINKS
[1] https://www.apple.com/de/newsroom/2021/09/japan-fair-trade-commission-close…
[2] /Gesetz-fuer-In-App-Kaeufe/!5792985
[3] /Corona-Apps-der-Bundesregierung/!5796818
## AUTOREN
Svenja Bergt
## TAGS
Digitalwirtschaft
Google
GNS
Apple
Monopol
Apple iOS
Verbraucherschutz
Schwerpunkt Coronavirus
Arbeiterklasse
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