# taz.de -- Proteste vor dem Sozialausschuss: Gleiche Arbeit, weniger Lohn | |
> Angestellte freier Träger im sozialen Bereich fordern Bezahlung nach dem | |
> landeseigenen Tarifvertrag. Dafür demonstrieren sie vor dem | |
> Abgeordnetenhaus. | |
Bild: Endlich gleicher Lohn für gleiche Arbeit, so die Forderung | |
BERLIN taz | „Geld her für würdige Löhne“ – das forderten rund sechzig | |
Sozialarbeiter:innen, Erzieher:innen und andere Beschäftigte aus dem | |
sozialen Bereich am Donnerstagmorgen vor dem Abgeordnetenhaus in der | |
Niederkirchstraße in Mitte. Hier wird gleich der Sozialausschuss tagen, an | |
ihn richten die Demonstrant:innen ihre Forderungen. Aufgerufen zu der | |
Kundgebung hatten Vertreter:innen der Gewerkschaften GEW, Verdi und die | |
antikapitalistische Gruppe Hände weg vom Wedding. | |
Hauptkritikpunkt der Protestierenden ist die [1][tarifliche | |
Ungleichbehandlung] von Angestellten, die bei gemeinnützigen freien Trägern | |
beschäftigt sind. „Uns sind Fälle bekannt, da bekommen Beschäftigte rund | |
600 Euro weniger im Monat als ihre beim Land angestellten Kolleg:innen“, | |
berichtet Max Bitzer, Sekretär bei der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. | |
Gehaltsunterschiede zwischen 10 und 15 Prozent seien keine Seltenheit, sagt | |
Bitzer. | |
Um die Lohnlücke zu schließen, fordern die Gewerkschaften eine Kopplung an | |
den Tarifvertrag TV-L, nach dem auch die direkt beim Land beschäftigten | |
Sozialarbeiter:innen bezahlt werden. Eine solche Kopplung der | |
Gehälter gab es bereits, sie fiel aber 2002 den Sparmaßnahmen zum Opfer. | |
Dadurch konnten die um Aufträge konkurrierenden freien Träger Kosten | |
senken, indem sie die Löhne drückten – ein deutlicher Lohnabfall war die | |
Folge. | |
Bereits 2017 forderte das Abgeordnetenhaus den Senat auf, die Löhne | |
anzugleichen, passiert ist seitdem wenig. „Gerade in diesen Tagen muss | |
soziale Arbeit gestärkt werden“, fordert eine Sprecherin der | |
Arbeiterwohlfahrt während der Kundgebung. Pandemie, Inflation und steigende | |
Gaspreise würden zusätzlichen Druck auf die Branche ausüben. „Unsere | |
Klient:innen sind massiv von den Preissteigerungen betroffen“, klagt die | |
Sozialarbeiterin, eine ausreichende Betreuung sei aufgrund des | |
Personalmangels nicht zu gewährleisten. Viele der Teilnehmenr:innen | |
berichten von Überstunden und systematischer Überbelastung. | |
Auch im Sozialausschuss ist die Situation der [2][freien Träger] Thema. | |
Auch dort forderten die zur Anhörung eingeladenen Vertreter:innen der | |
freien Träger und Gewerkschaftler:innen feste Mittelzusagen aus dem | |
Haushalt. „Eine flächendeckende tarifliche Bezahlung könnte ein einfaches | |
Mittel sein, um die zahlreichen Aussteiger:innen wieder zurückzuholen“, | |
fasst Ulrike Eichinger, Professorin für soziale Arbeit an der | |
Alice-Salomon-Hochschule am Ende der Ausschusssitzungen die Forderungen | |
zusammen. | |
15 Sep 2022 | |
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## AUTOREN | |
Jonas Wahmkow | |
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