# taz.de -- Protest von Sozialarbeiter*innen: Ausgebrannt und unterbezahlt | |
> Über 1.000 Sozialarbeiter*innen demonstrieren in Berlin für | |
> bessere Arbeitsbedingungen und machen Druck für die beginnenden | |
> Tarifverhandlungen. | |
Bild: Dringend gesucht, aber schlecht bezahlt und chronisch überlastet: Sozial… | |
BERLIN taz | „Sie sagen: kürzen, wir sagen: stürzen“: Immer wieder war | |
diese Parole zu hören, als am Samstagnachmittag gut 1.200 | |
Sozialarbeiter*innen und ihre Unterstützer*innen vor dem Roten | |
Rathaus eintrafen. An dem milden Herbsttag wollte das Solidaritätsbündnis | |
mit der Demonstration die Beschäftigten bei den Tarifverhandlungen für die | |
öffentlichen Dienste der Länder (TV-L) unterstützen, die jetzt beginnen. | |
Gefordert wurden unter anderem Lohnerhöhungen statt Einmalzahlungen. | |
„Soziale Arbeit wird in Berlin schon lange nicht mehr bedarfsgerecht | |
finanziert. Der Arbeitsalltag ist wie in so vielen Branchen geprägt von | |
[1][Überlastung, Spardruck, schlechter Bezahlung] und Befristung“, beklagte | |
eine langjährige Sozialarbeiterin die Arbeitsbedingungen in der Branche. | |
Andere wiesen zudem auf die Rolle der Sozialarbeit in der Gesellschaft hin. | |
„Sozialarbeitende leisten eine [2][unverzichtbare Arbeit], indem sie sich | |
um diejenigen kümmern, die vom kapitalistischen System an den Rand der | |
Gesellschaft gedrängt wurden und Unterstützung brauchen“, sagte eine | |
Teilnehmerin. Wenn diese Fachkräfte aufgrund unzureichender Löhne und | |
schwieriger Arbeitsbedingungen nicht in der Lage seien, ihre Arbeit in | |
vollem Umfang zu leisten, „leidet ganz Berlin darunter“, ergänzte sie. | |
## Breit aufgestelltes Bündnis | |
Sehr zufrieden mit dem Protest zeigte sich Ulrike Eichinger. Die | |
Professorin für Theorie und Praxis der Sozialpädagogik an der | |
Alice-Salomon-Hochschule nannte es „ein historisches Ereignis“, dass sich | |
ein solch breites Spektrum, von Studierenden über Sozialarbeitende bis zu | |
den freien Trägern, in einem Solidaritätsbündnis zusammengefunden hat. | |
Sie selbst trug eine Weste der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. Andere | |
schwenkten Fahnen der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Auch | |
die Sektion Gesundheit und Arbeit der Basisgewerkschaft Freie Arbeiter | |
Union (FAU) war mit einem großen Transparent auf der Demonstration | |
vertreten. In dem Sektor habe die Berliner FAU mittlerweile drei | |
Betriebsgruppen sagte ein Gewerkschaftsmitglied. | |
Der Sozialarbeiter Marc Seilheimer, der sich seit Beginn im Bündnis | |
engagiert, kündigte unterdessen an, die Tarifverhandlungen weiter mit | |
Solidaritätsaktionen zu begleiten. Er ist Mitglied der Initiative „Hände | |
weg vom Wedding“, die vor einem Jahr den „Solidaritätstreff Soziale Arbeit… | |
initiiert hat, der sich regelmäßig im Kiezhaus Agnes Reinhold in Wedding | |
trifft. | |
Von diesem Sozialarbeiter*innen-Stammtisch ging dann auch der Impuls für | |
die Demonstration am Samstag aus. Schon im Vorfeld hatte Seilheimer zur taz | |
gesagt: „Wenn wir was ändern wollen, müssen wir uns vernetzen und | |
zusammentun.“ | |
22 Oct 2023 | |
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## AUTOREN | |
Peter Nowak | |
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