# taz.de -- Protest gegen Automesse IAA: Große Mobilisierung | |
> Vor dem Start der Automobilmesse IAA in München bringen sich auch ihre | |
> Gegner*innen in Form. Am Montag stellten sie Konzepte des Protests | |
> vor. | |
Bild: Klimaaktivisten am Samstag in München | |
HAMBURG/MÜNCHEN taz | Auf dem Odeonsplatz, am Rande der | |
Fußgänger*innenzone der Münchener Innenstadt, stehen Baukräne, | |
Dutzende Arbeiter*innen schrauben an einer Holzkonstruktion. Einer | |
seilt sich ab und installiert Windräder in Form von Mercedessternen. Hier | |
entsteht der „Open Space“ von Mercedes, eine von neun Ausstellungsflächen | |
[1][der diesjährigen Internationalen Autoausstellung (IAA)] in der | |
bayerischen Landeshauptstadt. Auf einem Schild steht: Radfahren verboten. | |
Securitys zwingen Fahrradfahrer*innen, zu schieben. Am Mittwoch | |
beginnt die Automobilmesse. | |
Auch ihre Gegner*innen sind bereits fleißig. Anstelle von Bierzelten | |
steht in diesem September auf der Theresienwiese das Klimacamp für 1.500 | |
IAA-Gegner*innen. Ob das Camp genauso aussehen darf, wie die | |
Aktivist*innen es geplant haben, ist noch nicht entschieden. Ein | |
Rechtsstreit über Zirkuszelte für Workshops und eine große Küche läuft | |
noch. | |
Die Aktivist*innen bauen derweil schon auf, am Dienstag soll das | |
Programm losgehen. Es wird wohl das letzte große radikale | |
Massenprotest-Event von Klimaschützer*innen in diesem Jahr. Neben | |
einem Alternativkongress sind Massenblockaden und klandestine Aktionen in | |
der Innenstadt geplant, sowie eine Fahrradsternfahrt aus dem Münchener | |
Umland, zu der 35.000 Menschen erwartet werden, und eine Demo mit 10.000 | |
Teilnehmer*innen. | |
Die Münchener Polizei bereitet sich auf ihren größten Einsatz seit 20 | |
Jahren vor. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) warnte vor einer | |
„europaweiten erheblichen Mobilisierung aus dem linksextremen und | |
linksautonomen Spektrum“. Mit 4.500 Beamt*innen will die Polizei „starke | |
Präsenz“ zeigen, so Herrmann. | |
## „Niemand braucht heute mehr Autokonzerne“ | |
Polizeipräsident Thomas Hampel stellte in Aussicht, dass es bereits bei der | |
Anreise nach München auf Autobahnen und an Bahnhöfen zu Kontrollen kommen | |
könne. Ein Fesselballon mit Videotechnik soll das Messegelände überwachen. | |
Zivile und uniformierte Polizist*innen sollen die Messe, die „Open | |
Spaces“ und „themenverwandte Objekte“, die Ziel von Protest werden könnt… | |
sichern. | |
„Autokonzerne entmachten“ lautet das Motto des Bündnisses Sand im Getriebe, | |
das 2019 schon den Protest gegen die IAA in Frankfurt koordinierte. | |
„Niemand braucht heute mehr Autokonzerne“, sagt Lou Winters, eine | |
Sprecherin des Bündnisses. Der Zeitpunkt für ihren Protest könne passender | |
nicht sein – [2][zwei Wochen vor der Bundestagswahl] und gleichzeitig mit | |
der Klage von Greenpeace und der Deutschen Umwelthilfe gegen BMW, VW, | |
Daimler und Wintershall Dea. | |
Neben Sand im Getriebe haben auch die linken Bündnisse „…ums Ganze!“ sow… | |
Ende Gelände bundesweit nach München mobilisiert. Außerdem gründeten sich | |
die lokalen Bündnisse Smash IAA und No Future IAA sowie das NGO-Bündnis | |
#aussteigen. | |
In drei Pressekonferenzen stellten Aktivist*innen am Montag sich und | |
ihre Pläne vor. Mit dem größten Planungsaufwand ist wohl die | |
Fahrradsternfahrt am Samstag verbunden. Seit über einem Jahr arbeitet ein | |
fünfzigköpfiges Team elf Routen aus. Die längste soll 75 Kilometer lang | |
sein. Nun, kurz vor knapp, will die Stadt wegen Behinderung des | |
Autoverkehrs Routen ändern und drei Züge untersagen. Eine gemeinsame Fahrt | |
über die Autobahn wurde verboten, eine Klage dagegen läuft vor dem | |
Verwaltungsgericht. | |
Gegen die kurzfristigen Änderungen hingegen liege den Umwelt- und | |
Fahrradverbänden noch nicht mal ein schriftlicher Bescheid vor, sagte | |
Andreas Schön vom ADFC München. „In einer demokratischen Gesellschaft so | |
mit Protesten umzugehen, ist ein absolutes Unding“, sagte Schön. Lou | |
Schmitz, Sprecherin von No Future for IAA, sagte, an den „Open Spaces“ sehe | |
man besonders gut, wie öffentlicher Raum und menschliche Lebensgrundlagen | |
Profitinteressen untergeordnet würden. „Eine echte Verkehrswende kann es | |
nur gegen die, nicht mit der Autoindustrie geben“, schlussfolgerte sie. | |
Liv Roth, die Sprecherin von „…ums Ganze!“, kritisierte, die Autoindustrie | |
stehe für neuen Kolonialismus, bediene sich einer strukturell männlichen | |
Weltordnung und zementiere die Klassengesellschaft. | |
7 Sep 2021 | |
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[1] /Greenwashing-auf-der-IAA/!5798788 | |
[2] /Vor-der-Bundestagswahl/!5792622 | |
## AUTOREN | |
Katharina Schipkowski | |
Michael Trammer | |
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