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# taz.de -- Post-Gender K-Pop-Konzert von XLOV: „Niemand kann euch daran hind…
> Vier veröffentlichte Songs, Konzert ausverkauft: Die Post-Gender
> K-Pop-Band XLOV begrüßt im Berliner Columbia Theater ein
> extravagant-friedliches Publikum.
Bild: Die TikTok-Performance funktioniert auch life auf der Bühne: XLOV beim K…
Zehn Sekunden, dann waren alle Tickets für Berlin und Köln ausverkauft und
die Website des Eventportals abgestürzt. Kurz darauf kam Warschau und Sofia
dazu, wenige Minuten später waren auch diese Karten weg. Niemand hatte
damit bei XLOV, gerechnet, einer neuen K-Pop-Group mit nur vier
veröffentlichten Songs.
Samstag Mittag, Stunden vor Einlass, versammeln sich schon über hundert
Fans vor dem Columbia Theater in Berlin. Sie kommen aus ganz Deutschland,
einige aus Polen und Tschechien. Sie tragen verspielte Outfits und Make-up,
manche halten selbstgemachte Lightsticks mit XLOV-Logo in der Hand, von
einem Fan entworfene Banner werden für das Konzert verteilt.
Der Club fühlt sich familiär an. Die Bühne ist schlicht, keine Dekoration
oder LED-Wände. Als das Saallicht ausgeht, jubeln die Fans, dann treten die
Mitglieder auf die Bühne. Ihre Outfits sind komplett in schwarz gehalten,
elegant, cool und soft zugleich. Sie tragen Röcke über Hosen und eng
geschnittene Oberteile. Bevor ein einziger Song gespielt wird, spricht
Wumuti, Leader von XLOV, fast zehn Minuten über eine Entscheidung des
Managements, keinerlei Flaggen auf der Bühne zu erlauben. Fans reagierten
online zuvor irritiert und verletzt. Er spricht ruhig, zugewandt und auf
Englisch, er will einen direkten Kontakt zu den Fans aufbauen. „Niemand
kann euch daran hindern, ihr selbst zu sein,“ sagt er. „Wir wissen, was wir
euch bedeuten. Und wir wollen, dass ihr immer so kommt wie ihr wirklich
seid und zeigt, wie stolz ihr darauf seid. XLOV wird für euch immer ein
sicherer Ort sein.“
## Die Fanchants werden geschrien
Danach erklingt die Melodie von „I’mma be“. Das Licht der Scheinwerfer
taucht die Bühne in vibrierende Farben. XLOV tanzen mit präzisen und
kraftvollen Bewegungen, ihre Energie und Bühnenpräsenz ist überwältigend.
Sie singen und rappen, die Fans staunen, bisher kannten die meisten sie nur
aus Tiktok-Edits. Ihre Songs mischen R&B, Hip-Hop und Afropop, sie sind
mitreißend, unglaublich gut geschriebene Popmusik. Am lautesten singen, die
Fans bei „1&Only“ mit, die Fanchants werden geschrien, einige kennen jede
einzelne Strophe auf Englisch und Koreanisch. Zusätzlich covern XLOV auch
Songs von [1][Megan Thee Stallion] und Blackpink, mal als Duo, dann alle
zusammen. Zwischen den Songs geht immer wieder das Saallicht an und XLOV
sprechen zu ihrem Publikum. Sie wirken gerührt, als würden sie erst jetzt
wirklich begreifen, welche Wirkung sie auf ihre Fans haben. Rui sagt: „Die
Menschen fühlen sich frei an in Deutschland. Das passt gut zu XLOV.“
XLOV sind Wumuti, Rui, Hyun und Haru. Sie stammen aus China, Taiwan,
Südkorea und Japan, ihr Label 257 Entertainment nennt sie „die erste
gender-free K-Pop Gruppe“. Sie selbst verstehen ihr Konzept offiziell nicht
als Identitätsaussage, sondern als künstlerische Haltung. Ihr Ziel sei,
Schönheit ohne Geschlechtergrenzen auszudrücken. Wumuti, Produzent und
Gründer der Gruppe, kommt aus Xinjiang im Nordwesten Chinas, [2][einer
Region mit starker uigurischer Kultur]. Er wuchs in einer Künstlerfamilie
auf, spricht vier Sprachen und arbeitete zwei Jahre lang an der Idee, bevor
XLOV im Januar 2025 debütierten. Rui, Haru und Wumuti kannten sich aus der
Castingshow Boys Planet, Hyun war ein Freund aus früheren Trainee-Zeiten.
Kreative Entscheidungen werden von XLOV selbst getroffen. Diese Freiheit
ist auch Ergebnis ihrer Umstände. Sie stehen nicht bei einem der großen
K-Pop-Konzerne, sondern bei einem kleinen Label unter Vertrag.
Dass XLOV in Europa in ausverkauften Venues spielen, wirkt fast wie ein
kleiner Kulturwandel. In Südkorea werden sie wenig besprochen. Andere
K-Pop-Boygroups der fünften Generation, etwa Boynextdoor oder Cortis, sind
dank großer Labels regelmäßig in Mainstream-Medien präsent. Die
Sichtbarkeit von XLOV hingegen entsteht über internationale Fanmedien und
Social Media.
## Kraft durch Weichheit und Liebe
Auch bei den typischen Tiktok-Dance-Challenges, wo Idols Choreografien
anderer Gruppen tanzen, machen sie nicht mit. Ihre eigenen seien „zu
kompliziert“, sagen sie, und sie wollten „keinen Druck auf andere Idols
ausüben“. Zwischen den Zeilen spürt man ihre Zurückhaltung, nicht
ungewöhnlich in einem Land, das konservative Erwartungen an Idols stellt.
Seit ihrem Erfolg in Europa haben sich die Posts von XLOV auf Social Media
verändert. Sie sind direkter, spielerischer, lebendiger. Vielleicht, weil
sie spüren, dass ihr Publikum sie nicht nur toleriert, sondern versteht und
liebt. An diesem Abend zeigen XLOV, wie viel Kraft darin steckt, mit
Weichheit und Liebe in dieser Welt zu existieren und damit eine Zukunft zu
gestalten.
13 Oct 2025
## LINKS
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## AUTOREN
Samantha Bohatsch
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