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# taz.de -- Polizeigewalt bei Protesten in Chile: Eingequetscht zwischen Polize…
> Ein junger Demonstrant wird mit Wucht zwischen zwei gepanzerten
> Polizeiwagen gedrückt. In Chile löst das eine neue Welle der Wut aus.
Bild: Santiago: Die Wut der Demonstrierenden in Chile auf die Polizeigewalt wir…
Berlin taz | Neue Eskalation der [1][Polizeigewalt] gegen die anhaltenden
Proteste in Chile: In Santiago wurde am Freitag der 20jährige Demonstrant
Óscar Pérez von zwei gepanzerten Polizeiwagen eingequetscht. Das Video der
Szene verbreitete sich schnell in sozialen Medien.
Das Lateinamerika-Büro der UN-Hochkommissarin für Menschenrechte drückte
seine „Sorge“ über den Vorfall aus, der deutlich mache, dass weiterhin
Personen bei Demonstrationen verletzt würden.
Gegen den Polizisten, der das Auto fuhr, mit dem Pérez gegen den anderen
Wagen gedrückt wurde, wird inzwischen ermittelt. Das Nationale
Menschenrechtsinstitut Chiles hatte verlangt, den Polizisten wegen
versuchten Totschlags anzuklagen und in Untersuchungshaft zu nehmen.
## Demonstrationen gehen weiter
Dem folgten die Behörden jedoch nicht – der am Samstag festgenommene Beamte
muss sich nur wegen fahrlässiger Körperverletzung verantworten, ist wieder
in Freiheit und muss sich lediglich während der geschätzt 150 Tage
audauernden Ermittlungen einmal monatlich bei einer Polizeistation melden.
Aus den Videoaufnahmen und der Darstellung der Polizei ergäben sich keine
Hinweise auf eine vorsätzliche Tat, hieß es zur Begründung.
Zunächst die Sozialistische Partei, später aber auch Abgeordnete aller
anderen Oppositionsfraktionen, forderten den Rücktritt des Intendenten der
Hauptstadt, Felipe Guevara von der rechten Partei Renovación Nacional und
des Chefs der Carabineros, Mario Rozas. #FueraGuevara (Guevara raus!)
entwickelte sich übers Wochenende zum Hashtag dieser Forderung, die auch
bei weiteren Demonstrationen am Samstag auf der Straße aufgenommen wurde.
Guevara selbst versuchte über [2][Twitter], sein Mitgefühl für den
verletzten Demonstranten auszudrücken. Solche bedauernswerten Vorfälle
ließen niemanden kalt, schrieb er. Pérez befinde sich im Krankenhaus, er
habe ein gebrochenes Becken, sei aber stabil. Die Regierung werde die
Umstände des Vorfalls untersuchen, vor allem aber weiterhin an der
Wiederherstellung der öffentliche Ordnung arbeiten.
Weder auf der Straße noch im Netz kam Guevara damit gut an. Die
Protestierenden warfen ihm vielmehr eine direkte Schuld vor und forderten
umso vehementer seinen Rücktritt. Für Sonntag sind weitere Demonstrationen
angekündigt.
## Zahl der Augenverletzungen steigt weiter
Bei den seit inzwischen über zwei Monaten andauernden Protesten, die mit
Verärgerung über eine Fahrpreiserhöhung begonnen, sich aber schnell zum
Protest gegen die rechtskonservative Regierung und das neoliberale
Wirtschaftssystem ausgeweitet hatten, sind inzwischen Tausende
Protestierende verletzt worden.
Mehrere internationale Menschenrechtsorganisationen haben die exzessive
Polizeigewalt verurteilt. Und obwohl die Polizei [3][angekündigt hatte],
auf den Einsatz von Gummigeschossen zukünftig weitgehende verzichten zu
wollen, nachdem über 200 junge Leute durch solche Geschosse ein Augenlicht
verloren hatten, steigt die Zahl der schweren Augenverletzungen
kontinuierlich – inzwischen sind es schon über 350.
In der vergangenen Woche, nachdem immer wieder unerklärliche Verletzungen
bei Demonstrierenden festgestellt worden waren, die von Wasserwerfern
getroffen worden waren, musste die Polizei zugeben, dem Wasser [4][ätzende
Natronlauge beigefügt] zu haben.
22 Dec 2019
## LINKS
[1] /Proteste-in-Chile/!5642451
[2] https://twitter.com/FelipeGuevaraSt/status/1208207899991957506
[3] /Gewalt-gegen-Proteste-in-Chile/!5643053
[4] https://www.cnnchile.com/pais/colegio-medico-quemaduras-carros-lanzaguas-gr…
## AUTOREN
Bernd Pickert
## TAGS
Schwerpunkt Polizeigewalt und Rassismus
Protest
Chile
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Sebastián Piñera
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