| # taz.de -- Pläne der EU-Kommission: Digitalrechte im Schredder | |
| > Die EU-Kommission will mehrere Digitalgesetze ändern und spricht von | |
| > einer Vereinfachung. Doch für Nutzer:innen gibt es schlechte | |
| > Nachrichten. | |
| Bild: Hier werden viele persönliche Daten gespeichert: Apps auf einem Smartpho… | |
| Wie tief ist eigentlich der Einblick, den Handy-Bewegungsdaten in unseren | |
| Alltag erlauben? Also Daten darüber, wann sich eine Person wo aufgehalten | |
| hat, wie sie Mobilfunkanbieter und viele Apps sammeln? Die Antwort auf | |
| diese Frage – sehr tief! – gab vor Jahren erstmals der Grünen-Politiker | |
| Malte Spitz einer breiten Öffentlichkeit. Und zwar mit seinen eigenen | |
| Daten, die er sich von seinem Mobilfunkanbieter erstritten hatte. | |
| Wenn es nach der EU-Kommission geht, soll so etwas in Zukunft nicht mehr | |
| möglich sein. Die Kommission hat diese Woche den [1][Entwurf für eine | |
| Reform] mehrerer Digitalgesetze vorgelegt. Ihre [2][Vertreter:innen | |
| sprechen von einer Vereinfachung] – doch die Liste liest sich eher, als | |
| wäre sie von einem Weihnachtswunschzettel der Industrie inspiriert. | |
| Da sind zum Beispiel die Auskunftsrechte. Momentan haben Nutzerinnen, | |
| Bürger, Arbeitnehmer:innen das Recht, von speichernden Stellen darüber | |
| Auskunft zu erhalten, welche persönlichen Daten dort über sie liegen. | |
| Dieses Recht soll weitgehend geschreddert werden. Will jemand etwa vom | |
| Hersteller seines Autos, vom eigenen Arbeitgeber oder einem Online-Händler | |
| wissen, welche Daten dieser über einen gespeichert hat, darf das Ansinnen | |
| abgelehnt werden. Dafür reicht schon die Vermutung, der:die Betroffene | |
| könnte mit der Anfrage mehr verfolgen als Datenschutzzwecke: zum Beispiel | |
| eine Veröffentlichung oder einen Nachweis der geleisteten Arbeitsstunden, | |
| die gerade in prekären Arbeitsverhältnissen gerne nicht vollständig bezahlt | |
| werden. | |
| ## Aufschub für KI | |
| Weitere Beispiele: Die Regeln für Anwendungen mit Künstlicher Intelligenz | |
| (KI) aus dem Hochrisikobereich, etwa Medizin oder Justiz, sollen später | |
| gelten als geplant. Die Nutzung von sensiblen persönlichen Daten für das | |
| KI-Training könnte für Unternehmen einfacher werden. | |
| Und auch an die Grundfesten des Datenschutzes will die Kommission ran: etwa | |
| an die Frage, wann Informationen überhaupt als personenbezogene Daten | |
| gelten. Klingt nach juristischem Kleinkram? Ist es aber nicht. Momentan | |
| sind persönliche Daten auch dann geschützt, wenn sich ihnen nicht direkt | |
| ein Name zuordnen lässt. Also: ein Social-Media-Profil mit Geburtstag, | |
| Wohnort, Vorlieben und Freundeskreis, aber ohne Klarname – das sind | |
| Informationen unter dem Schutz der Datenschutz-Grundverordnung. | |
| Das soll sich ändern. Den Schutz soll es nur noch geben, wenn das | |
| Unternehmen selbst den Namen herausfinden kann. Datenhändler und | |
| Trackingnetzwerke dürfen sich freuen: Sie ordnen den riesigen Datensätzen | |
| mit persönlichen Informationen nämlich in der Regel keine Namen zu, sondern | |
| nur Identifikationsnummern. | |
| Die Vorschläge der Kommission kommen zu einem merkwürdigen Zeitpunkt. | |
| Politiker:innen der EU und auch Deutschlands betonen immer wieder, was | |
| das Alleinstellungsmerkmal hiesiger Technologie sein kann: Werte. | |
| Menschenrechte, Nachhaltigkeit, Ethik als zentrale Abgrenzung zu | |
| Entwicklungen aus den USA und auch China. Gerade jetzt, wo Europa endlich | |
| einen [3][Schritt hin zu digitaler Souveränität] gehen will, wäre es fatal, | |
| dieses Alleinstellungsmerkmal fallen zu lassen. Im Gegenteil: Ziel sollte | |
| sein, es zu stärken. Das geht aber nur, wenn Werte nicht nur Worte sind – | |
| sondern auch Taten. | |
| 21 Nov 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://germany.representation.ec.europa.eu/news/vereinfachung-der-digitalg… | |
| [2] /Lockerung-von-Datenschutzregeln/!6131136 | |
| [3] /Ergebnis-des-Digitalgipfels/!6126351 | |
| ## AUTOREN | |
| Svenja Bergt | |
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