| # taz.de -- Lockerung von Datenschutzregeln: EU will alle Warnungen ignorieren | |
| > Die EU-Kommission will Firmen Zugriff auf sensible Daten erleichtern und | |
| > das KI-Gesetz bis zu 16 Monate aussetzen. Daran gibt es scharfe Kritik. | |
| Bild: Cookies sind kleine Dateien, die beim Surfen auf dem Onlinegerät eines N… | |
| Die EU-Kommission hat [1][alle Warnungen von Datenschützern] und aus der | |
| Zivilgesellschaft ignoriert und eine weitgehende Revision digitaler | |
| Schutzrechte eingeleitet. Die Brüsseler Behörde will die strengen | |
| Datenschutzregeln in der EU lockern und das Gesetz zur künstlichen | |
| Intelligenz (AI Act) bis zu 16 Monate aussetzen. | |
| Außerdem soll europäischen Unternehmen der Zugriff auf sensible Daten | |
| erleichtert werden – für die KI-Entwicklung, aber auch für kommerzielle | |
| Anwendungen. Die Firmen sollen zudem von einer neuartigen | |
| „Business-Brieftasche“ profitieren. Sie soll die Digitalisierung | |
| erleichtern und Verwaltungskosten reduzieren. | |
| Bis 2029 ließen sich so bis zu 5 Milliarden Euro einsparen, sagte | |
| Vizepräsidentin Henna Virkkunen am Mittwoch in Brüssel. Durch die Lockerung | |
| der Regeln werde man die Innovation fördern und die | |
| [2][Wettbewerbsfähigkeit des IT-Sektors] erhöhen. Es gehe nicht um eine | |
| Abkehr von den Regeln, sondern um die „optimale Anwendung“. | |
| Der Vorstoß ist Teil [3][der Entbürokratisierungs- und | |
| Deregulierungs-Agenda], die Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mit | |
| Hochdruck vorantreibt. Sie folgt damit Druck aus der deutschen Wirtschaft, | |
| aber auch aus den USA. US-Präsident Donald Trump macht kein Hehl daraus, | |
| daß er die EU-Regeln am liebsten komplett loswerden möchte, um US-Konzerne | |
| wie Google oder X zu begünstigen. | |
| ## Cookie-Banner verschwinden | |
| Einfache User dürften die nun geplante Reform zunächst vor allem im | |
| Internet bemerken. Dort sollen die lästigen und unbeliebten Cookie-Banner | |
| verschwinden. In Zukunft soll nicht mehr jede einzelne Webseite um | |
| Erlaubnis für die Verarbeitung persönlicher Daten fragen müssen. Vielmehr | |
| soll eine allgemeine Einstellung im Browser reichen. | |
| Die EU-Kommission schlug zudem vor, die wichtige Datenschutzgrundverordnung | |
| zu ändern, mit der Brüssel weltweit Standards gesetzt hat. Dabei gehe es | |
| nur um Anpassungen, nicht um die Abschaffung des Datenschutzes, betonte der | |
| für Verbraucherschutz zuständige EU-Kommissar Michael McGrath. Man halte an | |
| den hohen Standards fest. | |
| Dies wird allerdings durch die geplanten weit reichenden Änderungen beim | |
| kommerziellen Zugriff auf Daten infrage gestellt. Dieser Zugriff soll mit | |
| mehreren Maßnahmen deutlich erleichtert werden. Der „Digitale Omnibus“ für | |
| die Lockerung bestehender Datenschutz-Regeln wird dazu um eine neue | |
| „Datenunion-Strategie“ ergänzt. | |
| Außerdem plant die EU-Kommisssion einen „Digital Fitness Check“. Er soll | |
| bis März 2026 durchgeführt werden und könnte einen weiteren Abbau von | |
| Schutzregeln zur Folge haben. Für zusätzliche Unsicherheit sorgen die | |
| Vorschläge zum [4][erst vor einem Jahr eingeführten KI-Gesetz]. | |
| ## Vorstoß scharf kritisiert | |
| Die Vorgaben für KI-Modelle mit einem „hohen Risiko“ – etwa bei der Poli… | |
| und im Gesundheitssystem – sollen nämlich nicht wie geplant im kommenden | |
| August greifen, sondern erst bis zu 16 Monate später. Die Entscheidung über | |
| das genaue Datum will sich Brüssel noch vorbehalten. | |
| Die Grünen im Europaparlament kritisierten den Vorstoß scharf. Er schaffe | |
| Rechtsunsicherheit, sagte die grüne Digitalpolitikerin Alexandra Geese. | |
| Statt die EU-Gesetze durchzusetzen und US-Anbieter wie X (früher Twitter) | |
| zu sanktionieren, würden die Regeln gelockert. Vor allem Deutschland setze | |
| sich für „Deregulierung“ ein, so Geese. | |
| Zustimmung signalisieren die Konservativen. Der Vorschlag aus Brüssel sei | |
| ein „wichtiger Boost“ für die europäische Wettbewerbsfähigkeit, sagte die | |
| Europaabgeordnete Lena Düpont (CDU). Die neuen Regeln machten es leichter, | |
| KI-Systeme „verantwortlich“ mit Nutzerdaten zu trainieren. | |
| Das Europaparlament will bereits am kommenden Montag über die Pläne der | |
| EU-Kommission beraten. Der „Digitale Omnibus“ soll schon im kommenden Jahr | |
| in Kraft treten. | |
| 19 Nov 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Digitale-Rechte-in-Europa/!6130097 | |
| [2] /Initiative-zur-IT-Unabhaengigkeit/!6110769 | |
| [3] /DSGVO-Tod-durch-1000-Schnitte/!6130079 | |
| [4] /KI-Gesetz-in-der-Europaeischen-Union/!6012156 | |
| ## AUTOREN | |
| Eric Bonse | |
| ## TAGS | |
| Schwerpunkt Künstliche Intelligenz | |
| Digitalisierung | |
| EU-Kommission | |
| Reden wir darüber | |
| Datenschutz | |
| Verbraucherschutz | |
| GNS | |
| Digitale Souveränität | |
| Digitale Souveränität | |
| Digitalisierung | |
| DSGVO | |
| Digital | |
| Kolumne Digitalozän | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Digitale Souveränität: Die digitale Abhängigkeit jetzt durchbrechen | |
| Irgendwer muss irgendwo mal anfangen. Mit einer internationalen Allianz, | |
| Open Source und klaren Regeln für US-Konzerne könnte sich Europa von | |
| BigTech lösen. | |
| Pläne der EU-Kommission: Digitalrechte im Schredder | |
| Die EU-Kommission will mehrere Digitalgesetze ändern und spricht von einer | |
| Vereinfachung. Doch für Nutzer:innen gibt es schlechte Nachrichten. | |
| Datenschützer über EU-Vorstoß: „Tod durch 1000 Schnitte“ | |
| Mit dem „Digitalen Omnibus“ will die EU-Kommission Gesetze vereinfachen. | |
| Datenschützer Max Schrems sieht stattdessen einen Angriff auf die DSGVO. | |
| Digitale Rechte in Europa: Datenschützt euch doch selbst | |
| Die EU plant eine umfassende Deregulierung ihrer Internet-Gesetzgebung. | |
| Kritiker fürchten einen massiven Rückschritt für digitale Grundrechte. | |
| Digitalisierung im Alltag: Schlafen? Nur mit Cloud-Anschluss | |
| Eigentlich ist Schlafen eine der Technologie-unabhängigsten Tätigkeiten | |
| überhaupt. Kein Wunder, dass die Industrie auf Ideen kommt – die Folgen | |
| haben. |