| # taz.de -- Parteien und Pandemie-Bekämpfung: Adieu, Impfpflicht | |
| > Eigentlich sollte die verpflichtende Impfung zeitnah kommen. Doch daraus | |
| > wird nichts – vor allem, weil Ampel-Parteien wie Union nur an sich | |
| > denken. | |
| Bild: Impfpflicht in Deutschland: Der Impfstoff steht bereit, das Gesetz noch n… | |
| Es birgt schon eine gewisse Tragik. Tapfer präsentierten Abgeordnete der | |
| hinteren Reihen von SPD und Grünen sowie die bei der Verteilung der | |
| Ministerien übergangene FDP-Vordenkerin Marie-Agnes [1][Strack-Zimmermann] | |
| ihren Entwurf einer allgemeinen Impfpflicht. Sie vertreten mit ihrem Antrag | |
| den Willen einer gemäß allen seriösen Umfragen großen Mehrheit der | |
| Bevölkerung, die der Berliner Posse um Gruppenanträge und | |
| Partikularinteressen zunehmend kopfschüttelnd und desillusioniert beiwohnt. | |
| Schon vor Wochen ergaben Umfragen eine mehrheitliche Zustimmung für die | |
| Impfpflicht ab 18, doch gleichzeitig gab es wenig Hoffnung darauf, dass der | |
| Bundestag ebenjene auch beschließt. Spätestens seitdem die Union nun ihren | |
| eigenen Antragsentwurf vorgelegt hat, ist die politische Umsetzung in weite | |
| Ferne gerückt. Drastischer formuliert: Die allgemeine Impfpflicht ist tot. | |
| Zumindest auf absehbare Zeit. Die Politik hat es vermasselt. | |
| Die Abgeordneten der Ampelparteien versammeln sich, getrieben von | |
| verschiedenen politischen Gemengelagen und Standpunkten, hinter mindestens | |
| [2][drei verschiedenen Anträgen]. Ihnen muss dämmern, dass sie auf nicht | |
| allzu viele Stimmen aus den Reihen der Konservativen hoffen können. | |
| Umgekehrt ist es schwer vorstellbar, dass die Koalitionsabgeordneten jetzt | |
| ausgerechnet der Union zum Triumph verhelfen und deren Stufenmodell | |
| mittragen. | |
| Und so landen sie alle gemeinsam in einer klassischen Pattsituation. Die | |
| erforderliche Mehrheit ist für keinen der Entwürfe in Sicht. Somit ist | |
| aktuell davon auszugehen, dass keine der Initiativen umgesetzt werden kann. | |
| Eine wie auch immer ausgestaltete allgemeine Impfpflicht wird es also erst | |
| einmal nicht geben. | |
| ## FDP in der Sinnkrise | |
| Warum ist das so? Weil alle auf sich schauen. Abgeordnete der SPD etwa | |
| nehmen Rücksicht auf Befindlichkeiten wie etwa jene des Deutschen | |
| Gewerkschaftsbunds, [3][der sich gar gegen die Pflegeimpfpflicht | |
| ausspricht]. Die Arbeitgeberverbände und die angeschlossenen Unternehmen | |
| weisen jede Verantwortung für die Abfrage des Impfstatus von sich und | |
| treiben CDU und CSU vor sich her. | |
| Und die FDP ist sowieso in einer Sinnkrise, seitdem ihre Köpfe im Wahlkampf | |
| hoch und heilig versprochen hatten, dass es mit ihnen keine allgemeine | |
| Impfpflicht geben werde. Niemanden darf es verwundern, dass viele Liberale | |
| wie etwa der streitbare Wolfgang Kubicki eine solche nicht auf einmal doch | |
| kleinlaut mittragen wollen. | |
| Offen bleibt, wer sich in diesem Spiel für offensichtlich politisch | |
| untergeordnete Themen wie ein rasches Ende der Pandemie oder die Gesundheit | |
| der Menschen einsetzen soll. Hoffnung, so viel steht fest, kommt aus Berlin | |
| dieser Tage nicht. Die Verantwortungsbewussten, sie gehen wohl leer aus. | |
| Adieu, Impfpflicht. | |
| 11 Feb 2022 | |
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| [1] /Parlaments-Debatte-uebers-Impfen/!5828810 | |
| [2] /Entwurf-zur-allgemeinen-Impfpflicht/!5834694 | |
| [3] https://www.sueddeutsche.de/politik/dgb-gewerkschaft-impfpflicht-hoffmann-1… | |
| ## AUTOREN | |
| Mirko Schmid | |
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