# taz.de -- Neuer Agrar-Rat nimmt Arbeit auf: Ein Plan für die Landwirtschaft | |
> Ein neuer Expertenrat der Bundesregierung erarbeitet Empfehlungen für die | |
> Landwirtschaft. Es geht um mehr Umweltschutz und weniger Höfesterben. | |
Bild: Eine Hummel landet auf einer Büschelblume auf dem Blühstreifen eines We… | |
Berlin taz | Ab Montag arbeitet ein hochrangiges Expertengremium im Auftrag | |
der Bundesregierung an einem Plan für die Landwirtschaft der Zukunft. Etwa | |
30 Vertreter von Bauern, Lebensmittelwirtschaft, Verbrauchern, Umweltschutz | |
und Wissenschaft sollen empfehlen, wie die Branche umweltfreundlicher | |
[1][und gleichzeitig ökonomisch überlebensfähig werden kann]. Das | |
Bundeskabinett nannte in seinem Beschluss zu der „Zukunftskommission | |
Landwirtschaft“ als Ziele zum Beispiel mehr Artenvielfalt, Tier-, Klima- | |
und Umweltschutz. Kanzlerin Angela Merkel wird bei dem Auftakttreffen in | |
ihrem Amtssitz dabei sei. | |
Wissenschaftler sehen die Agrarbranche als wichtige Ursache dafür, dass | |
immer mehr Tier- und Pflanzenarten aussterben. Potenziell | |
gesundheitsschädliches Nitrat aus Düngern [2][belastet das Grundwasser, aus | |
dem Trinkwasser gewonnen wird]. Die Landwirtschaft verursacht dem | |
bundeseigenen Thünen-Agrarforschungsinstitut zufolge rund 14 Prozent des | |
Treibhausgasausstoßes in Deutschland. Und die meisten Bürger fordern laut | |
Umfragen strengere Vorschriften für die Tierhaltung. | |
Gegen schärfere Regeln gingen aber vergangenes Jahr mehrmals Tausende | |
Landwirte der Bewegung „Land schafft Verbindung“ auf die Straße. Sie | |
beklagten, dass mehr Umwelt- und Tierschutz ihre Produktion verteuere und | |
gerade kleinere Betriebe zum Aufgeben zwinge. Merkel veranstaltete | |
daraufhin im Dezember einen „Agrargipfel“ mit Verbänden der Branche. Dort | |
schlug die ökologisch orientierte Arbeitsgemeinschaft bäuerliche | |
Landwirtschaft (AbL) die Zukunftskommission vor, worauf sich die Runde dann | |
auch verständigte. | |
„Ich schätze die Chancen durchaus als realistisch ein, dass sich die | |
Kommission einigt, weil der Druck sehr, sehr stark ist“, sagt | |
AbL-Geschäftsführer Georg Janßen der taz. In den vergangenen 20 Jahren | |
hätten 160.000 landwirtschaftliche Betriebe schließen müssen. „Viele | |
Kolleginnen und Kollegen stehen nach dem dritten Dürresommer mit dem Rücken | |
zur Wand.“ Martin Kaiser, Geschäftsführer von Greenpeace Deutschland, | |
ergänzt: „Die gesellschaftliche Akzeptanz der tierquälerischen und | |
umweltzerstörischen Landwirtschaft ist nicht mehr gegeben.“ Deshalb seien | |
auch viele Bauern bereit zu Kompromissen. | |
## Im Herbst erster Bericht erwartet | |
Dass sich die klassische Agrarlobby bewegt, deutet auch ein neues | |
Strategiepapier der Landwirtschaftsexperten von CDU und CSU an. Darin | |
räumen sie ein, dass die Branche sich verändern muss, um wieder | |
mehrheitsfähig zu werden. Die Unionsparteien sind traditionell sehr eng | |
verbunden mit dem Deutschen Bauernverband, in dem die meisten Landwirte | |
organisiert sind. | |
Die Kommission soll im Herbst einen ersten Zwischen- und im Sommer 2021 | |
ihren Abschlussbericht vorlegen. Sollte sie sich zu gemeinsamen | |
Empfehlungen durchringen, stünden die Chancen nicht schlecht, dass die | |
Regierung sie umsetzt. | |
7 Sep 2020 | |
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## AUTOREN | |
Jost Maurin | |
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