| # taz.de -- Neue Regierung in Spanien: Diesmal reicht's für Sánchez | |
| > Der Sozialist wird mit einfacher Mehrheit vom Parlament zum Premier | |
| > gewählt. Rechte Abgeordnete kritisieren ihn als „Vaterlandsverräter“. | |
| Bild: Applaus für sich und das Parlament: Pedro Sanchez nach seiner Wahl zum P… | |
| Madrid taz | Spaniens geschäftsführender Ministerpräsident und Wahlsieger | |
| vom vergangenen November, [1][Pedro Sánchez], der 2018 per Misstrauensvotum | |
| an die Macht kam, wurde am Dienstag vom Parlament erneut ins Amt gewählt. | |
| Der Sozialist erhielt in zweiter Abstimmung die Stimmen von 167 der 350 | |
| Abgeordneten und damit die erforderliche einfache Mehrheit. 165 votierten | |
| gegen ihn, 18 Abgeordnete enthielten sich. Bei einer ersten Abstimmung am | |
| Sonntag hatte Sánchez die absolute Mehrheit verfehlt. | |
| Mit Sánchez wird erstmals in den mehr als 40 Jahren Demokratie nach dem | |
| Ende der Franco-Diktatur ein Sozialist einer Koalitionsregierung vorstehen. | |
| Neben seiner PSOE gehört ihr [2][die linksalternative Unidas Podemos (UP) | |
| von Pablo Iglesias] an. Mehrere Regionalparteien stimmten ebenfalls mit Ja. | |
| Die Stimmenthaltungen stammen von den katalanischen | |
| Unabhängigkeitsbefürwortern der republikanischen Linken (ERC) und den | |
| Linksnationalisten von EH Bildu aus dem Baskenland. | |
| Um die Enthaltung von ERC zugunsten seiner „fortschrittlichen Koalition“ zu | |
| erreichen, handelten die Sozialisten einen Dialogprozess zwischen der | |
| Regierung in Madrid und Barcelona aus. Die Gespräche sollen nach einer | |
| Welle von Gerichtsverfahren, bei denen neun Unabhängigkeitspolitiker und | |
| -aktivisten wegen „Aufruhrs“ in Zusammenhang mit dem 2017 abgehaltenen und | |
| von Madrid untersagten Unabhängigkeitsreferendums zu langen Haftstrafen | |
| verurteilt wurden, das Thema Katalonien zurück auf die politische Bühne | |
| bringen. Ein Unabhängigkeitsreferendum nach schottischem Vorbild schließt | |
| Sánchez weiterhin kategorisch aus. | |
| Vertreter der spanischen Rechten – von der konservativen Partido Popular | |
| (PP) über die rechtsliberalen Ciudadanos (Cs) bis hin zur rechtsextremen | |
| VOX – unterbrachen die Parlamentsdebatte immer wieder mit beleidigenden | |
| Zwischenrufen. Sánchez gilt ihnen als „Vaterlandsverräter“. Er sei „eine | |
| Gefahr für Spanien“, weil er sich sich auf all diejenigen stütze, die | |
| „Spanien zerstören wollen“. Die drei Parteien kündigten eine „harte | |
| Opposition“ an. | |
| ## Einsatz der Armee | |
| Ein EU-Abgeordneter der rechtsextremen VOX verlangte gar ein Einschreiten | |
| der Armee. Das ganze Wochenende über wurden Abgeordnete unter Druck | |
| gesetzt, um die hauchdünne Mehrheit für Sánchez zu verhindern. Der | |
| Heimatort des Vertreters der Regionalpartei Teruel Existe, Tomás Guitarte, | |
| erwachte am Sonntag mit Sprühereien, die den Angeordneten als „Verräter“ | |
| beschimpften. Guitarte verbrachte die Nacht vor der Abstimmung an einem | |
| geheimen Ort in Madrid – aus Sorge um seine Sicherheit. | |
| Bei vielen Sozialisten gingen Drohmails ein. Hatten am Samstag die Rechten | |
| 15.000 Menschen vor das Parlament in Madrid mobilisiert, die dort Fahnen | |
| schwenkend „Sánchez ins Gefängnis“ riefen, waren es nach der Wahl der neu… | |
| Regierung deren Anhänger, die vor der Volksvertretung jubelten. | |
| Die neue Regierung wird ihre Arbeit umgehend aufnehmen. Noch diese Woche | |
| wird Sánchez die Kabinettsmitglieder – darunter fünf Linksalterantive – | |
| vorstellen. Bereits am Freitag will Sánchez eine Kabinettssitzung | |
| einberufen und erste soziale Maßnahmen ankündigen. In spätestens zwei | |
| Wochen sollen die Verhandlungen mit Katalonien beginnen. | |
| 7 Jan 2020 | |
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| ## AUTOREN | |
| Reiner Wandler | |
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