# taz.de -- Neue Leitlinie zu Geburten: Selbstbestimmt gebären | |
> Wenn die neue Leitlinie zu Geburten umgesetzt wird, bedeutet das eine | |
> echte Stärkung von gebärenden Frauen. Und das ist überfällig. | |
Bild: Meilenstein auf dem Weg zur Geburtshilfe: neue Leitlinie für die Gesundh… | |
Die [1][neue S3-Leitlinie] ist ein Meilenstein auf dem Weg zu einer | |
Geburtshilfe, die ihrem Namen gerecht wird und der Gesundheit von Kindern | |
und Müttern dient. Denn „gesund“ meint mehr, als eine Geburt zu überleben. | |
Medizinische Interventionen in den Geburtsablauf wie Einleitungen, PDA, | |
Kaiserschnitt und Saugglocke sind großartig im Einzelfall – aber | |
routinemäßig angewendet überwiegt der Schaden den Nutzen. Zu vermeidbaren | |
Langzeitschäden zählen auch psychische Beeinträchtigungen aufgrund von | |
Geburten, bei denen sich die Gebärende als fremdbestimmt empfindet, im | |
schlimmsten Fall sogar als Opfer verbaler oder körperlicher Gewalt. | |
Die [2][neue Leitlinie] greift – wenn sie umgesetzt wird, – an vielen | |
Stellen in eingespielte Kreißsaal-Abläufe ein, die solche Geburtsverläufe | |
begünstigen. Ein Beispiel ist der Verzicht auf permanente Überwachung durch | |
den Herzton-Wehenschreiber CTG, der, anders als erfahrene Hebammen, nicht | |
die Komplexität eines Geburtsgeschehens erfassen kann. | |
Zudem vermittelt der Einsatz des CTG, dass Geburten eine gefährliche Sache | |
sind, die nur gelingen, wenn sie technisch überwacht werden. Dass | |
[3][Gebärende] so wenig Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten entwickeln und | |
als Folge etwa Schmerzen nicht als physiologisch sinnvoll, sondern | |
unerträglich erleben, ist kein Wunder. | |
Die Basis hierfür wird in der Vorsorge gelegt. Erst ein von einer | |
Expert*in bedientes Gerät – der Ultraschall – bestätigt die | |
Schwangerschaft. So geht es weiter. Viele Tests und Eingriffe von außen | |
suggerieren eine Sicherheit, die es nicht gibt. Denn das Kinderkriegen | |
lässt sich trotz aller medizinischen Fortschritte nicht beherrschen. Das | |
ist eine empörende Wahrheit, die nicht nur für Ärzt*innen und | |
[4][Hebammen] schwer zu schlucken ist, sondern auch für werdende Eltern, | |
die von den Profis erwarten, ihnen ein gesundes Kind zu organisieren. | |
Die neue Leitlinie sagt nun unter Berufung auf den aktuellen | |
Forschungsstand, dass bei Geburten in der Regel weniger mehr ist. Und | |
definiert die Ausnahmen. | |
8 Feb 2021 | |
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## AUTOREN | |
Eiken Bruhn | |
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