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# taz.de -- Kinderkriegen in der Pandemie: Nebenher gebären
> Mutterschutz ist eine schöne Sache, gibt es aber gerade leider nicht. Was
> einen vor einer Geburt Anfang 2021 so alles um den Schlaf bringt.
Bild: Medizinischer Grund, warum Menschen im 9. Monat vielleicht nicht voll lei…
Für uns bringt diese Pandemie ein paar Wochen vor der Geburt einige
Probleme mit sich: Wer betreut den 3-Jährigen, wenn die Kita zu hat, der
Vater arbeiten muss und ich so beweglich bin wie ein Walross? (Ich denke da
an ein sehr schönes Walross, grazil insgesamt, aber eben doch ein Walross.)
Sollte die Kita öffnen, ist es klug, ihn hinzubringen? [1][Was bedeutet
eine Corona-Infektion für eine Geburt] – Presswehen mit FFP2? Wer betreut
das größere Kind während der Geburt, wenn keine Familie da ist und er die
Freund:innen nicht mehr erkennt? Kann der Opa zum Termin anreisen und wie
lange müssen wir uns vorher isolieren?
Eine Menge Fragen, die einen vortrefflich um den Schlaf bringen können.
Aber ich bleibe mal beim akuten Problem, dem Walross-Problem. Nun haben
Bund und Länder die Kinderkrankentage für berufstätige Eltern verdoppelt,
damit sie die Kinder zu Hause betreuen können, wenn Kitas und Schulen zu
sind. Die Eltern verlieren zwar einen Teil ihres Einkommens, aber
vielleicht besser das als den Verstand.
Der Witz ist, wir sind beide berufstätig, aber ab dem Mutterschutz gelte
ich laut Krankenkasse wohl als eine Art Hausfrau und somit als in der Lage,
fünf Tage die Woche für je acht Stunden einen 3-Jährigen alleine zu
bespaßen. Ein Beruf, den sonst der Kita-Erzieher ausübt. Wir müssten nun
ein ärztliches Attest vorlegen, dass ein zusätzlicher medizinischer Grund
vorliegt, weshalb ich nicht in der Lage bin, sonst kriegt der Vater keine
Kinderkrankentage.
Nur: in welchem Universum ist eine Schwangerschaft im 9. Monat kein
medizinischer Grund? Bei diesem Thema kommen für gewöhnlich jetzt Männer
auf den Plan, die meinen, Geburten mache man seit Jahrtausenden easy
nebenbei. Und Frauen, die quasi während der Arbeit die Kinder rausgedrückt
haben. Supertoll. Ich gratuliere herzlichst. Zu diesem „Wer ist hier die
härtere Mutter“-Spiel ein andermal mehr. Ich bin auf jeden Fall nicht mehr
in der Lage, die Ganztagsbetreuung für ein Kleinkind zu übernehmen.
## Strecken, beugen, hocken, bücken
Um die Gesundheit der Schwangeren und des Kindes zu schützen, gibt es in
Deutschland ja eigentlich auch den Mutterschutz sechs Wochen vor und acht
Wochen nach der Geburt. Das Mutterschutzgesetz soll vor Benachteiligung und
Überlastung schützen. Es gibt Tätigkeiten, die für [2][Schwangere] verboten
sind: etwa regelmäßig ohne mechanische Hilfsmittel Lasten von mehr als fünf
Kilogramm oder gelegentlich Lasten von mehr als zehn Kilogramm von Hand
heben, halten, bewegen oder befördern (einen 3-Jährigen zum Beispiel, der
beschließt, er will jetzt nicht mehr laufen, und sich in den Schnee legt).
Oder Tätigkeiten, bei denen man sich häufig erheblich strecken, beugen,
dauernd hocken, sich gebückt halten oder sonstige Zwangshaltungen einnehmen
muss (wie Spielen mit einem 3-Jährigen zum Beispiel). Außerdem müssen nach
der täglichen Arbeitszeit elf Stunden ununterbrochene Ruhezeit eingehalten
werden.
(Ich lache laut.)
2 Feb 2021
## LINKS
[1] /Schwangerschaft-in-Corona-Zeiten/!5669056
[2] /Schwangerschaft/!t5011906
## AUTOREN
Saskia Hödl
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