# taz.de -- Komplizierte Namenssuche für Kinder: Bruno wird immer ein Bär sein | |
> Zu beliebt oder von einem unsympathischen Namensvetter versaut, zu sehr | |
> nach Kuh klingend oder nach Urin. Namensgebung ist hohe Kunst. | |
Bild: Louis, Luca, oder doch den Enzo? Namen auf einem Marktstand | |
Saskia. Was Besseres ist ihnen nicht eingefallen. Sie waren sich aber | |
uneinig, deshalb auch noch Sophie. Mit Bindestrich. In den 80ern. Damals | |
war das noch sophisticated. Und das in Österreich – niemand heißt da | |
Saskia. „Hää, wie?“ oder „Du siehst nicht aus wie eine Saskia“, hieß… | |
Aber ja, meine Mutter hing eben an dem Namen. Hätte ich einen Penis gehabt, | |
hätte sie mich Silvester genannt. Ernsthaft. Sie hat einen Namen aus dem | |
Arabischen, mein Bruder auch. Richtig schöne Namen. Keine Ahnung, womit ich | |
das verdient hab. | |
Namen definieren natürlich nicht, wer wir sind, aber wir definieren, | |
[1][was andere von diesen Namen halten]. Wer schon mal versucht hat, einen | |
Namen für ein Kind zu finden, weiß, wovon ich rede. Es gibt im Grunde fünf | |
Kategorien: 1. Die, die nicht infrage kommen. 2. Die, die gefallen, aber | |
man kennt jemanden, der so heißt, den man lieber nicht kennen würde. 3. | |
Die, die gefallen, aber der Name ruft zu starke Assoziationen mit einer | |
bekannten Person hervor. 4. Die, die gefallen, aber jemand im Umfeld hat | |
sein Kind schon so genannt – wobei man hier irgendwann landet bei: „Nein, | |
das geht nicht, der Sekretär meiner Chefin hat eine Tochter, die so heißt.“ | |
5. Eine Handvoll Namen, die übrig bleiben. | |
Unter gar keinen Umständen sollte man diese Handvoll Namen [2][mit Freunden | |
oder Familie diskutieren]. Denn dann werden sie noch mal in deren fünf | |
Kategorien eingeteilt und man hört unter Umständen Dinge über den Namen, | |
den man am Ende wählt, die man nicht vergessen kann. Besser keine | |
Entscheidungsbeteiligung simulieren, wo man sowieso keine will. | |
Die letzte Handvoll Namen wird dann gemeinhin noch mit den [3][Top Ten des | |
Vorjahres] abgeglichen und spätestens hier fängt das Auge an zu zucken, | |
weil viele Namen, die man schön findet, natürlich auch andere Eltern schön | |
finden. Dann fängt man wiederum an zu suchen, welche Namen gerade gar nicht | |
beliebt sind, und landet bei: Gerhard, Marianne, Angelika und Jürgen. Na | |
toll. Also noch mal von Anfang. | |
## Das erste Kind hatte den Arbeitstitel Ringo | |
Wir sind für unser zweites Kind in der ernsten Phase der Namenssuche | |
angekommen, das klingt etwa so: „Theo?“ – „Nee, da sehe ich zwei riesige | |
Augenbrauen vor mir.“ „Alma“ – „Das ist doch ein Name für eine Kuh.�… | |
„Okay, Lyara?“ – „ Suchen wir einen Namen für ein Kind oder eine | |
Stripperin?“ – „Pfff. Bruno?“ – „Das wird immer [4][ein Bär sein].… | |
„Aurin?“ – „Das ist Urin mit einem weiteren Buchstaben – was hat dir … | |
Kind eigentlich getan?“ | |
Sehr kompliziert. Wir warten jetzt, bis es da ist, und gucken uns dann mal | |
die Augenbrauen an. Unser erstes Kind hatte während der Schwangerschaft den | |
Arbeitstitel Ringo. Das Problem war nur, dass wir uns so daran gewöhnt | |
haben, dass wir kurz vor der Geburt auf dem Sofa saßen und ernsthaft | |
darüber nachdachten, unser Kind Ringo zu nennen. Und vielleicht ist das ja | |
das Wichtigste: Man gewöhnt sich an jeden Namen. | |
5 Jan 2021 | |
## LINKS | |
[1] /die-wahrheit/!5151132 | |
[2] https://www.liliput-lounge.de/themen/babynamen-verraten/ | |
[3] https://www.beliebte-vornamen.de/jahrgang/j2019 | |
[4] /Braunbaer-in-Bayern-gesichtet/!5635508 | |
## AUTOREN | |
Saskia Hödl | |
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