| # taz.de -- Braunbär in Bayern gesichtet: „Nicht die Stulle auspacken“ | |
| > In Bayern ist wieder ein Bär unterwegs. Eine Wildtierexpertin rät: Nicht | |
| > in Panik geraten. Und bloß nicht füttern. | |
| Bild: Nicht erschrecken! Der Braunbär ist wieder da | |
| taz: Frau Rodekirchen, haben Sie sich gefreut, als Sie gehört haben, dass | |
| wir wieder einen Bären haben? | |
| Anna Maria Rodekirchen: Ich bin da eher vorsichtig und warte ab, wie sich | |
| die Dinge entwickeln. Die Erfahrungen mit Bruno waren ja nicht so positiv. | |
| Noch sieht es so aus, als ob sich dieser Bär ganz normal und unauffällig | |
| verhält, er hält sich fern von Siedlungen, sucht keinen Menschenkontakt und | |
| ernährt sich von dem, was er im Wald findet. Deshalb bin ich jetzt einfach | |
| mal gespannt, wie das weitergeht. | |
| Haben Sie ihm schon einen Namen gegeben? | |
| Nein, das machen wir auch nicht. Wenn die Identität des Tieres anhand der | |
| Genetik festgestellt wurde, bekommt er vom Labor eine offizielle Kennung in | |
| der Datenbank. Das ist dann aber nur eine Buchstaben-Ziffern-Kombination; | |
| bei Bruno war das beispielsweise JJ1. | |
| Was wissen Sie bislang über den Neuankömmling? | |
| Aktuell noch nicht allzu viel. Wir haben ein Foto und weitere Spuren | |
| gesichert, die aktuell ausgewertet werden. | |
| Sie wissen also auch nichts über Alter oder Geschlecht? | |
| Nein. Aber natürlich gibt es Vermutungen. Wir schätzen ihn so auf zwei bis | |
| drei Jahre. Es ist allerdings sehr schwer, auf der Grundlage von Fotos das | |
| Alter von Bären zu bestimmen. Wir vermuten außerdem, dass es ein Männchen | |
| ist, weil Weibchen normalerweise nicht so weit wandern, und sich die | |
| nächste Bärenpopulation im Trentino befindet, das ist also schon eine ganze | |
| Strecke. | |
| Das ist die Population, aus der Bruno stammte. Sie denken, dass auch der | |
| neue Bär von dort kommt? | |
| Das wäre zumindest naheliegend. Theoretisch ist aber auch denkbar, dass er | |
| den ganzen Weg aus Slowenien bis zu uns gekommen ist. Manche Bären legen | |
| sehr lange Strecken zurück. | |
| Könnte es sein, dass er sich in Bayern niederlassen will? | |
| Wenn es tatsächlich ein Männchen ist, ist das unwahrscheinlich. Die wandern | |
| in der Regel so lange, bis sie ein Weibchen finden. Natürlich kann man | |
| nicht ausschließen, dass sich Bären hier mal niederlassen, aber das wäre | |
| erst dann der Fall, wenn auch weibliche Bären zu uns kommen. Die bleiben | |
| aber in der Regel in der Nähe der Mutter und erobern dadurch nur sehr | |
| langsam Fläche. Das wäre ein sehr langwieriger Prozess. | |
| Was haben wir aus dem Umgang mit Bruno gelernt? | |
| Man kann die beiden gar nicht vergleichen. Bruno war ein sehr auffälliger | |
| Bär, dessen Mutter ihn auf Nutztiere als Nahrungsquelle konditioniert | |
| hatte. Wichtig ist, Bären nicht zu füttern und ihnen nicht aktiv | |
| nachzustellen, denn so werden sie auf den Menschen konditioniert und es | |
| kommt zu Konflikten. | |
| Wovon ernährt sich denn ein Bär, der sich von Menschen fernhält? | |
| Zu einem ganz großen Teil ernähren sich Bären pflanzlich: Pilze, Beeren, | |
| Eicheln, auch viel Gras. Natürlich auch mal Aas oder Fisch. Dass sie ein | |
| gesundes, größeres Tier jagen, ist eher selten, weil das einen sehr großen | |
| Energieaufwand für sie bedeutet. | |
| Bei Bauern in der Garmischer Gegend soll sich schon Alarmstimmung | |
| ausbreiten. Ist die berechtigt? | |
| Natürlich kann man das verstehen – vor allem nach der Erfahrung mit Bruno. | |
| Aber man muss auch klar sagen: Momentan gibt uns der Bär keinen Anlass zur | |
| Beunruhigung. Trotzdem empfehlen wir Bauern und Imkern, ihre Herden zu | |
| schützen. | |
| Wie geht das am besten? | |
| Bei Nutztieren sind Herdenschutzhunde sehr effektiv, weil Bären ungern | |
| Risiken eingehen. Die treten sehr schnell den Rückzug an, sobald sie | |
| merken, da kommt Gegenwehr. Auch Elektrozäune leisten gute Dienste. Am | |
| besten ist natürlich die Kombination aus beidem. | |
| Und wenn man als Wanderer auf den Bären trifft – was sollte man dann am | |
| besten nicht tun? | |
| Nicht in Panik geraten. Und schon gar nicht die Stulle auspacken und ihm | |
| hinwerfen, damit man ein schönes Foto bekommt. Am besten ist es, Ruhe zu | |
| bewahren und nicht wegzurennen. Man kann mit dem Bären sprechen, damit er | |
| auf einen aufmerksam und nicht überrascht wird. Ein Bär sieht nämlich sehr | |
| schlecht, und vielleicht hat er einen ja noch nicht gewittert. Meistens | |
| wird sich der Bär zurückziehen, sobald er den Menschen bemerkt. | |
| Aber jetzt ist dann eh erst mal Winterruhe angesagt? | |
| Es gibt da keinen festen Termin, das hängt von den Temperaturen und vom | |
| Nahrungsangebot ab. Es ist durchaus möglich, dass er jetzt noch weiterzieht | |
| und gar nicht in Bayern überwintert. | |
| 4 Nov 2019 | |
| ## AUTOREN | |
| Dominik Baur | |
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