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# taz.de -- Konkurrenten auf Beutejagd: Wenn der Bär mit dem Wolf tanzt
> Wölfe haben in der Regel das Nachsehen, wenn Bären im selben Revier auf
> Beutejagd gehen. Die Rudeltiere kuschen, wenn ein Bär in der Nähe ist.
Bild: Wolf und Bär: Normalerweise gehen sie sich aus dem Weg
Egal, ob Elche, Hirsche oder Bisons – beim Jagen großer Tiere stehen Wolf
und Bär in starker Konkurrenz. Und meistens ist es „Meister Petz“, der sich
die fette Beute sichert. Weswegen Zoologen bislang dachten, dass Wölfe – um
den Nahrungsausfall zu kompensieren – öfter zur Jagd schreiten, wenn sie
ihr Revier mit Bären teilen müssen. Eine aktuelle US-Studie zeigt jedoch:
Die sonst so präsenten Rudeljäger werden dann geradezu schüchtern.
Das Forscherteam unter Aimee Taillan von der Utah University analysierte
die Wanderungen von 40 Wolfsrudeln in Skandinavien und dem amerikanischen
Yellowstone-Nationalpark, die mit GPS-Sendern ausgestattet waren. Um
Aufschlüsse über deren Beutequote zu bekommen, suchte man zudem die Gegend
nach Kadavern ab, sobald sich die Raubtiere für längere Zeit an einem Ort
aufhielten.
Etwa die Hälfte der beobachteten Wolfsrudel teilten sich ihr Revier mit
Bären – und genau bei diesen konnten die Wissenschaftler auch die
geringsten Jagdaktivitäten beobachten. „Wir hatten eigentlich genau das
Gegenteil erwartet“, so Taillan. So schlugen etwa die skandinavischen Wölfe
durchschnittlich nicht mehr alle zweieinhalb, sondern nur noch alle drei
Tage ein großes Beutetier, wenn Bären in der Nähe waren. Das ist ein
Rückgang von fast 20 Prozent.
„Das Ergebnis hat uns überrascht“, so die US-amerikanische Ökologin. „W…
hatten eigentlich damit gerechnet, dass Wölfe bei Anwesenheit von Bären
besonders jagdaktiv werden, um die Nahrungsverluste auszugleichen, die
ihnen dadurch entstehen.“
Bleibt die Frage, warum sie sich stattdessen so zurückhalten. Taillan
vermutet, dass die Rudeljäger zu anhänglich und unflexibel sind, was ihre
Beute betrifft. Wenn die nämlich der Bär an sich gerissen hat, würden Wölfe
trotzdem in der Nähe ausharren, anstatt sich auf die Suche nach neuem
Futter zu machen. Luchs und Pumas etwa sind da wesentlich flexibler: Wenn
man ihnen das Fressen wegnimmt, schreiten sie sofort wieder zur Jagd.
## Bären geben nichts ab
„Wölfe hingegen hoffen, dass sie wieder an den Kadaver herankommen“, so
Aimee Taillan. Was freilich in der Regel ohne Perspektive ist. Denn bei
Bärenfamilien darf man mit keinem Entgegenkommen rechnen. Die Bären
übernachten auch in der Nähe von großen Elch- oder Bisonkadavern, nur um
bloß keinen Bissen davon verloren zu geben.
In jedem Falle gilt: Wo Bären sind, haben es Wölfe schwer. Was in
Anbetracht der Klagen, die derzeit in Deutschland über marodierende
Wolfsrudel zu hören sind, bedeutet, dass man vielleicht ihre
schwergewichtigen Konkurrenten mit offeneren Armen empfangen sollte. Ihr
letzter Vertreter hierzulande war JJ1, alias „Bruno“. Nachdem der Bär
erstmals am 20. Mai 2006 in Bayern gesichtet worden war, wurde er gerade
mal fünf Wochen später von den Gewehrkugeln einer extra zusammengestellten
„Eingreiftruppe“ gestoppt.
5 Mar 2017
## AUTOREN
Jörg Zittlau
## TAGS
Bären
Raubtier
Wölfe
Bär
Lesestück Recherche und Reportage
Landwirtschaft
Landwirtschaft
Schwerpunkt Artenschutz
Bären
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