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# taz.de -- Streit unter Tierschützern: Landwirte fordern Wolfsjagd
> Hier sind die Fronten nicht mehr klar: Geschützte Wölfe machen Jagd auf
> Schafe, Lämmer und Kälber. Bauern verlangen drastische Maßnahmen.
Bild: Der Umgang mit dem Wolf sorgt für Streit
Berlin taz | Die Konfliktlinien im Naturschutz sind meistens klar
aufgeteilt: Der Mensch ist der Täter und die Natur das Opfer. Doch auf den
grünen Wiesen Niedersachsens eskaliert momentan ein Konflikt, bei dem es
für Naturfreunde schwierig sein wird, klar Stellung zu beziehen.
Der Artenschutz einer bedrohten Tierart bedroht die artgerechte
Weidetierhaltung Tausender Tiere auf dem Land. Ganz konkret: Geschützte
Wölfe machen Jagd auf grasende Schafe, Lämmer und Kälber. „Weidetierhaltung
geht nur ohne Wölfe“ – so drastisch formuliert es nun Eckehard Niemann,
Sprecher der niedersächsischen Arbeitsgemeinschaft bäuerliche
Landwirtschaft (AbL).
In Niedersachsen sind die Wölfe seit 2012 endgültig zurück, als erstmals
wieder Wolfswelpen in freier Wildbahn geboren wurden. Das von den Grünen
geführte Umweltministerium in Hannover spricht von einem „Erfolg für den
Artenschutz“. Im vergangenen Jahr hat das Land ein Wolfsbüro eingerichtet,
das die Wolfsvorkommen managen und Nutztierhalter mit Präventionsmaßnahmen
und Entschädigungszahlungen unterstützen soll.
## „Unter den Teppich gekehrt“
Doch für Niemann ist diese Politik gescheitert: „Die Probleme mit dem Wolf
wurden unter dem Deckmantel der politischen Korrektheit immer wieder unter
den Teppich gekehrt“, sagt er. [1][So wurden 2015 bundesweit 618 Nutztieren
von Wölfen getötet.] Für Biobetriebe, die grundsätzlich auf Stallhaltung
verzichten, kann der Wolf somit zu einem ernsten Problem werden. Die AbL
fordert nun eine Aufnahme des Wolfes ins Jagdrecht und eine Anpassung der
EU-Artenschutzbestimmungen.
Reinhard Löhmer, Vorstandsmitglied des Bunds für Umwelt und Naturschutz
(BUND) in Niedersachsen, kennt die Problematik. Trotzdem gehört der Wolf
für ihn in das biologische Gesamtsystem. Die Verantwortung sieht er auch
bei den Bauern. „In vielen Fällen hätten die Nutztierrisse durch bessere
Schutzmaßnahmen verhindert werden können.“ Auch bei der Politik sieht er
Handlungsbedarf. Entschädigungszahlungen müssten schneller ausgezahlt
werden, damit bei den betroffenen Bauern der „Druck aus dem Kessel geht“.
Allerdings macht sich auch Biologe Löhmer vom BUND Sorgen. In Cuxhaven
wurden in letzter Zeit große Rinder vermutlich von einem Wolfsrudel
gerissen. Dies wäre für einen Wolf ein sehr unerwartetes Verhalten.
Trotzdem warnt er vor vorschnellen Reaktionen: „Wir müssen untersuchen,
nicht gleich eliminieren.“
15 Nov 2016
## LINKS
[1] /Artenschutz-in-Deutschland/!5350529
## AUTOREN
Luca Spinelli
## TAGS
Landwirtschaft
Nutztiere
Wölfe
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