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# taz.de -- Fehlende Hebammen in der Großstadt: Eher findet man ein Einhorn
> Manche Hebammen betreuen in Berlin keine ganzen Stadtteile mehr, sondern
> ziehen Reviergrenzen. Die prekären Arbeitsbedingungen sind unverändert.
Bild: Alles muss man selbst machen, hoffentlich nicht auch noch Hebamme
Jens Spahn macht mich wütend. Nein, nicht weil er zu wenig Impfstoff
rangekarrt hat oder weil er ein Laschet-Fanboi ist. Sondern, weil er es
seit 2018 nicht gebacken kriegt, [1][dem Hebammenmangel spürbar
entgegenzuwirken]. Klar, es gab da dieses [2][neue Hebammengesetz], aber da
geht es etwa um die Akademisierung des Hebammenberufes und ja, schön und
gut, [3][aber was bringt das den Schwangeren], die etwa hier in Berlin in
diesem Jahr nach einer Hebamme suchen? Am [4][akuten Mangel auf den
Geburtsstationen] ändert sich nichts, [5][nichts an den prekären
Arbeitsbedingungen] und den [6][extrem hohen Versicherungssummen].
Eine Hebamme für die Betreuung vor und nach der Geburt findet man in
Ballungszentren nur mit viel Glück und wenn man, noch bevor der
Schwangerschaftstest trocken ist, anfängt, alle durchzutelefonieren. Warten
bis zur zwölften Woche, warten, bis man sich an den Gedanken gewöhnt hat,
warten, bis man es der Familie mitgeteilt hat: alles keine guten Ideen,
wenn man mit der Brustentzündung im Wochenbett nicht alleine dasitzen will.
Von einer Beleghebamme, die einen durch die Geburt begleitet, ganz zu
schweigen. Da trifft man in Berlin eher ein sprechendes Einhorn, als eine
Hebamme zu finden, die Kapazitäten hat, im Einzugsgebiet arbeitet und auch
noch am geplanten Geburtsort durch die Geburt begleitet. Und selbst wenn,
müsste man sich dann noch die Pauschale für die Rufbereitschaft leisten
können, die in Berlin oft um die 700 oder 800 Euro liegt, vereinzelt auch
höher. Die meisten Krankenkassen tragen davon etwa 250 Euro.
Ja, in dieser Stadt geht es so weit, dass es Hebammen gibt, die keine
ganzen Stadtteile betreuen, sondern anhand der Straßen die Grenzen ihrer
Reviere ziehen und so entscheiden, wer sich überhaupt an sie wenden darf.
Wie in so einem Gangfilm, nur ohne Waffen, dafür mit Pinard’schem Hörrohr.
Die Hebammen trifft daran keine Schuld. Aber gerade in den Außenbezirken
ist die Auswahl oft klein, und menschlich sollte es dann auch noch passen,
denn was gibt es Intimeres als eine Geburt.
## Eine Hebamme, die vier Frauen betreut
Ich hatte mal ein Gespräch mit einer Hebammme, die beiläufig ihre
Sympathien für die AfD bekundete und ja, ich saß da und schluckte, und ich
würde lügen, wenn ich sagte, dass ich nicht einen Moment abgewogen habe, ob
ich das aushalten kann. Aber nein, dann lieber alleine mit der
Brustentzündung.
Nun wird die sowieso schon sehr prekäre Lage durch die Pandemie nicht
besser. Aktuell darf meistens noch eine Begleitperson mit zur Geburt ins
Krankenhaus. Partner:innen sind eine Option, um eine Mindestbetreuung
während der Geburt sicherzustellen. Doch einige Eltern werden, wie wir,
aktuell vor dem Problem stehen, dass es pandemiebedingt an einer Betreuung
für das Geschwisterkind mangelt. Dann also vielleicht doch alleine im
Kreißsaal mit einer Hebamme, die nicht eine Frau betreut, [7][wie es sein
sollte,] sondern zwei, drei oder vier.
19 Jan 2021
## LINKS
[1] https://www.zdf.de/dokumentation/37-grad/37-keine-leichte-geburt-102.html#a…
[2] https://www.bundesgesundheitsministerium.de/hebammenreformgesetz.html
[3] https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/113494/Viel-Kritik-fuer-Spahns-zurue…
[4] https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2020/02/eisenhuettenstadt-kreisssaal-…
[5] https://www.lieberjens.de/index.html
[6] https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/96064/Haftpflichtpraemie-fuer-Hebamm…
[7] https://www.dggg.de/presse-news/pressemitteilungen/mitteilung/erste-s3-leit…
## AUTOREN
Saskia Hödl
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