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# taz.de -- Neue Fan-Kulturen: Legt euch nicht mit den Swifties an
> Ob Britney-Stans, K-Pop-Fans oder Swifties: Fans entdecken ihre
> politische Schlagkraft, wenn sie sich gemeinsam organisieren und
> hartnäckig bleiben.
Bild: Swifties werden ironisch die größte politische Macht in den USA genannt
Kürzlich wurde ich gefragt, ob ich glaube, dass sich Fankulturen im Laufe
der Zeit verändert haben. Ein Gedanke, dem es lohnt nachzugehen. Ich
glaube, es gibt in der Tat eine große Veränderung in den vergangenen
Jahren, und die ist politisch. Früher nannte man extreme Fans Groupies,
heute sind es (nach Eminems Song) Stans, doch diese oft kritiklose
Vergötterung von berühmten Personen ist nicht neu. Den Unterschied macht
das Internet.
In den 60ern etwa galt als Erfolg, wenn man ein persönliches Verhältnis zu
einem Star hatte, von dem man seinen Freund*innen und anderen Fans
erzählen konnte. Über die bestimmte Peergroup ging das aber nicht hinaus,
weil es einfach nicht die technischen Möglichkeiten gab.
Heutzutage sind Stars nicht nur viel weniger nahbar als damals, Fans können
sich über Grenzen hinweg organisieren. Und da kommt das politische Moment
hinzu. Denn Partizipation in einer Fangemeinschaft ist so genau das: etwas
Gemeinschaftliches.
Ich denke auch, dass Fangruppen die Macht, die sie haben, inzwischen
bewusst ist. Es war zum Beispiel der [1][hartnäckige Einsatz von
Britney-Stans], der schließlich dazu führte, dass die Details über ihre
Vormundschaft aufgedeckt und sie davon befreit wurde. Und erinnert ihr euch
noch daran, als K-Pop-Fans Tickets für eine Trump-Rally in Tulsa
reservierten, damit das Stadion zur Hälfte ungefüllt blieb?
## Die größte politische Macht in den USA
Deswegen bin ich auf das neueste Kapitel gespannt. Ticketmaster
beziehungsweise sein Mutterkonzern Live Nation, das
Konzertticket-Unternehmen, das in den USA quasi eine Monopolstellung hat,
hat sich nämlich mit einer sehr mächtigen Fangruppe angelegt, mit der man
sich nicht anlegen sollte: den Swifties.
[2][In der taz wurde schon darüber berichtet], dass Ticketmaster dank
„dynamischer Preise“, sprich an die Nachfrage angepasste Preise, horrende
Summen für die nächste US-Tour von [3][Über-Popstar Taylor-Swift] verlangen
konnte. Im Endeffekt wurde der Vorverkauf gestoppt, weil Ticketmaster von
Millionen von Swift-Fans komplett überrannt wurde, die unbedingt
Eintrittskarten ergattern wollten. Ticketmaster hat sich damit schön
verkalkuliert und den Zorn der Swifties auf sich gezogen. Einer Gruppe, von
der einige scherzhaft sagen, sie stelle die größte politische Macht in den
USA dar. Den Swifties traue ich wirklich zu, dass sie diesbezüglich etwas
ändern können. Sie sind unnachgiebig, sie sind viele und sie schließen sich
online zusammen. Ich wette, den CEOs von Live Nation schlottern – aus guten
Gründen! – schon die Knie.
Einen ersten Erfolg gab es bereits: Das Justizministerium schaut sich den
Fall jetzt an. Ich persönlich finde das super, denn das zeigt, dass eine
organisierte Masse, die auf ein bestimmtes Ziel hinarbeitet, potenziell
Macht hat, ein Monopol ins Wanken zu bringen. Und das könnten wir uns auch
außerhalb von Fankulturen merken und danach handeln.
29 Nov 2022
## LINKS
[1] /Vormundschaft-fuer-Britney-Spears-beendet/!5815134
[2] /Ticketmaster-stoppt-Kartenverkauf/!5896177
[3] /Pop-Superstar-Taylor-Swift/!5893921
## AUTOREN
Isabella Caldart
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Kolumne Gossip Girl
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