# taz.de -- Nachrichten in der Coronapandemie: Erstmals über 300.000 Neuinfekt… | |
> Wieder ein Höchstwert: Erstmals in der Pandemie sind binnen eines Tages | |
> mehr als 300.000 neue Infektionen an das Robert Koch-Institut übermittelt | |
> worden. | |
Bild: Positiv? Negativ? Immer mehr Menschen sehen den zweiten Strich in diesen … | |
## Heimbewohner hatten nach coronabedingter Klinikweinweisung hohes | |
Sterberisiko | |
Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeheimen haben nach einer | |
coronabedingten Krankenhausweinweisung ein Sterberisiko von über 50 Prozent | |
gehabt. Im Durchschnitt starben 58 Prozent der Eingelieferten innerhalb von | |
90 Tagen, wie eine am Donnerstag veröffentliche gemeinsame Auswertung des | |
Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft der | |
Berliner Charité und des Wissenschaftlichen Instituts der AOK ergab. Das | |
Sterberisiko war demnach innerhalb der zweiten Infektionswelle mit 59 | |
Prozent am höchsten. | |
In der ersten und dritten Welle lag es mit 53 Prozent beziehungsweise 52 | |
Prozent etwas niedriger. Ursächlich für diese Unterschiede könnten den | |
Studienautoren zufolge die verschiedenen | |
Krankenhaus-Aufnahmewahrscheinlichkeiten in den einzelnen Wellen gewesen | |
sein. Für die Analyse wurden die Abrechnungsdaten von mehr als 440.000 | |
AOK-versicherten Pflegebedürftigen ab 60 Jahren ausgewertet. | |
Ein besonders hohes Sterberisiko hatten laut Auswertung Bewohnerinnen und | |
Bewohner mit Niereninsuffizienz, Demenz, Blutkrebserkrankungen, | |
immunsuppressiven Therapien und vorausgegangener Organtransplantation. | |
Zudem war das Sterberisiko bei Männern größer als bei Frauen. | |
Da Pflegeheimbewohner am Ende ihres Lebens stehen und im Vergleich zur | |
Gesamtbevölkerung ohnehin ein erhöhtes Sterberisiko aufweisen, verglichen | |
die Wissenschaftler die Gruppe der Eingelieferten mit Stichproben aus | |
Pflegeheimbewohnerinnen und -bewohnern ohne coronabedingten | |
Krankenhausaufenthalt. Bei diesen lag die Rate der Verstorbenen demnach | |
unter zehn Prozent. | |
„Die Pandemie hat viele Verliererinnen und Verlierer“, teilte die | |
Charité-Projektleiterin Adelheid Kuhlmey mit. Die Auswertung belege erneut, | |
dass zu ihnen insbesondere die Alten und Pflegebedürftigen in den Heimen | |
zählten. Das sei „ein ethischer Auftrag“, aus den Ergebnissen seien Lehren | |
für die zukünftige Ausgestaltung der Versorgung in den Pflegeeinrichtungen | |
zu ziehen. | |
„Die Infektion bei den Hochbetagten möglichst zu verhindern, ist die beste | |
Chance, Leben zu retten“, erklärte der Vorstand der Deutschen Stiftung | |
Patientenschutz, Eugen Brysch, zu der Auswertung. Immer wieder werde bei | |
Berichten über Sterbefälle in Heimen nachgeschoben, dass die Menschen | |
hochbetagt und „multimorbid“ gewesen seien. | |
Damit räume die Studie auf. Denn erst die Infektion steigere bei | |
Pflegebedürftigen das Sterberisiko signifikant. „Diese Fakten zeigen das | |
Versagen der deutschen Corona-Politik mehr als deutlich“, erklärte Brysch. | |
Konsequente Maßnahmen könnten „das verheerende Sterben“ eindämmen. (afp) | |
## Lauterbach wirbt weiter für Corona-Impfpflicht | |
Trotz herrlichen Frühlingswetters steigt die Zahl der Corona-Neuinfektionen | |
in Deutschland auf immer neue Rekordwerte. Bundesgesundheitsminister Karl | |
Lauterbach (SPD) sieht nur eine Möglichkeit, die Pandemie zu beenden: eine | |
allgemeine Impfpflicht, für die er am Donnerstag eindringlich im Bundestag | |
warb. Sonst drohten im Herbst erneut Corona-Beschränkungen und | |
Schließungen, warnte er. | |
Das Robert-Koch-Institut meldete am Donnerstag erstmals über 300.000 | |
Neuinfektionen an einem Tag. Binnen 24 Stunden wurden demnach 300 weitere | |
Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus registriert. | |
„Das ist keine Situation die wir akzeptieren können“, sagte Lauterbach dazu | |
im Bundestag. Er forderte dabei die Länder auf, die noch möglichen | |
Beschränkungen im neuen Infektionsschutzgesetz auch zu nutzen. | |
Das überarbeitete Gesetz sieht nur noch Basisschutzmaßnahmen wie eine | |
Maskenpflicht in medizinischen und Pflege-Einrichtungen sowie im | |
öffentlichen Nahverkehr vor. Die Länder haben aber die Möglichkeit, über | |
gesonderte Beschlüsse in „Hotspots“ schärfere Maßnahmen zu verhängen. | |
Lauterbach ging allerdings nicht auf die Länder-Kritik ein, dass diese | |
Möglichkeit kaum umsetzbar sei. | |
Den eigentlichen Hebel sieht der Minister in der von ihm angestrebten | |
Corona-Impfpflicht für alle ab 18 Jahren. „Beenden wir die Pandemie in | |
diesem Jahr“, sagte er bei der Debatte des Gesundheitsetats im Bundestag. | |
„Wir sollten diese Gelegenheit nicht verstreichen lassen.“ | |
Sonst werde im Herbst erneut die Debatte über Corona-Schutzmaßnahmen | |
beginnen: „Reicht das Infektionsschutzgesetz aus? (…) Was müssen wir | |
schließen? Müssen die Kinder Masken tragen?“, sagte Lauterbach. „Der | |
einzige zuverlässige Weg aus der Pandemie heraus ist die allgemeine | |
Impfpflicht.“ | |
Lauterbach appellierte ausdrücklich an CDU und CSU, dieser zuzustimmen. Der | |
eigene Vorschlag der Unionsfraktion für ein Impfvorsorgegesetz, das erst | |
später einen Beschluss über eine mögliche Impfpflicht vorsieht, reiche | |
nicht. „Wenn wir zu spät beginnen mit der Impfpflicht, dann haben wir die | |
Impfpflicht erst durchgezogen für das nächste Frühjahr. Das wäre zu spät.�… | |
Der CDU-Gesundheitsexperte Tino Sorge kritisierte, dass Lauterbach seine | |
Redezeit in der Haushaltsdebatte praktisch ausschließlich für das Werben | |
für die Impfpflicht nutzte. „Das zeigt mir wieder mal mehr, dass | |
offensichtlich eine sehr hohe Nervosität bei ihnen herrscht“, sagte er. Die | |
allgemeine Impfpflicht „hat in diesem Haus keine Mehrheit“. | |
Die Ampel-Koalition hat keinen eigenen Vorschlag für die allgemeine | |
Impfpflicht vorgelegt. Grund ist Widerstand aus der FDP. Die Abgeordneten | |
sollen im April über sogenannte Gruppenanträge aus dem Parlament befinden, | |
ohne dem Fraktionszwang unterworfen zu sein. | |
Lauterbach forderte angesichts der Rekordinfektionszahlen auch alle | |
Ungeimpften auf, sich wenigsten einmal impfen zu lassen. Schon dies | |
reduziere deutlich das Risiko, „intensivmedizinisch versorgt zu werden oder | |
sogar zu sterben“, betonte der Minister. „Ein großer Teil der 300 Menschen, | |
die jetzt pro Tag versterben, sind Ungeimpfte.“ | |
Der Minister warnte auch vor den langfristigen „Kosten“ durch Long Covid, | |
also noch lange nach der Infektion auftretenden Symptomen wie | |
Erschöpfungszuständen. „Long Covid wird zu den wichtigsten chronischen | |
Erkrankungen in Deutschland gehören“, sagte Lauterbach. Und dies gelte | |
„insbesondere auch bei denjenigen der mittleren Lebensphase.“ (afp) | |
## Innenministerin Faeser: Stärkung des Katastrophenschutzes wichtig | |
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hat eine Stärkung des | |
Katastrophenschutzes zugesichert. Es sei ihr sehr wichtig, dem | |
Bevölkerungs- und Zivilschutz mehr Unterstützung zukommen zu lassen, sagte | |
sie am Donnerstag bei einem Besuch einer großen Notunterkunft für | |
ukrainische Flüchtlinge auf dem früheren Berliner Flughafen Tegel. „Wir | |
sehen, dass die Krisenlagen zugenommen haben: erst die Corona-Pandemie, | |
dann das Hochwasser im Ahrtal und jetzt Flüchtlinge, die versorgt werden | |
müssen.“ | |
Faeser dankte besonders den Hilfsorganisationen wie dem Deutschen Roten | |
Kreuz (DRK), dem Technischen Hilfswerk (THW) und den ehrenamtlichen Helfern | |
und lobte die Notunterkunft für 1000 Flüchtlinge, die mit eigener Strom-, | |
Wasser- und Essensversorgung sowie einer mobilen Arztpraxis ausgestattet | |
sei. Die Verteilung der Flüchtlinge auf die EU komme voran – seit zwei | |
Tagen gebe es direkte Züge von Ankunftsstellen in Polen und Deutschland | |
nach Frankreich in die Städte Bordeaux, Lyon und Dijon. Man müsse die | |
Menschen aber überzeugen, auch in andere Gebiete zu ziehen als nur in | |
deutsche Großstädte. | |
Die Innenministerin versprach erneut Schutz für ankommende Flüchtlinge | |
durch starke Polizeipräsenz an Bahnhöfen, „damit Menschenhandel und | |
Zwangsprostitution keine Chance haben“. Gleichzeitig sei es nötig, die | |
Einreisenden durch die Bundespolizei zu kontrollieren und später auch | |
Fingerabdrücke zu registrieren. Dafür gebe es zusätzliche Unterstützung für | |
die Ausländerbehörden. | |
DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt und ihr Generalsekretär Christian Reuter | |
forderten eine „Zeitenwende“ im zivilen Bevölkerungsschutz und | |
Katastrophenschutz. Die Sicherheit der Menschen in Deutschland in | |
Krisensituationen dürfe „nicht vernachlässigt oder gar vergessen“ werden, | |
sagte Hasselfeldt. Es gehe nicht nur um die Unterbringung von Flüchtlingen, | |
sondern um eine Neuaufstellung des Bevölkerungsschutzes angesichts vieler | |
Krisen- und Notlagen. Reuter wiederholte eine kürzliche Forderung nach | |
einer Erhöhung der Ausgaben für den zivilen Bevölkerungsschutz von derzeit | |
700 Millionen auf zwei Milliarden Euro im Jahr. (dpa) | |
## Wieder neuer Höchstwert | |
Die Coronazahlen steigen auf neue Höchstwerte: Das Robert-Koch-Institut | |
(RKI) verzeichnete am Donnerstag erstmals mehr als 300.000 Neuinfektionen. | |
Binnen 24 Stunden wurden 318.387 positive Coronatests gemeldet. Das sind | |
23.456 mehr als am Donnerstag vor einer Woche, als 294.931 Neuinfektionen | |
verzeichnet wurden. | |
Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz stieg auf 1.752,0 von 1.734,2 am | |
Vortag. Das ist ebenfalls ein neuer Höchstwert. Der Wert gibt an, wie viele | |
[1][Menschen sich je 100.000 innerhalb einer Woche] nachweislich mit dem | |
Virus angesteckt haben. Die höchste Inzidenz weist Mecklenburg-Vorpommern | |
mit 2.422,5 auf. Weitere 300 Menschen starben im Zusammenhang mit dem | |
Virus. Seit Beginn der Pandemie wurden damit 127.822 Coronatote | |
registriert. Die Zahl der Intensivpatient*innen in Krankenhäuser lag | |
am Mittwoch bei 2.296. | |
Die Ampel-Parteien SPD, Grüne und FDP hatten ungeachtet der Kritik aus den | |
Reihen der 16 Bundesländer ein abgespecktes Infektionsschutzgesetz | |
beschlossen, das die rechtlich möglichen [2][Coronamaßnahmen der Länder] | |
trotz steigender Infektionszahlen in Deutschland und vielen | |
EU-Nachbarländern deutlich beschränkt. Begründung ist, dass eine | |
Überlastung des Gesundheitssystems derzeit nicht drohe. | |
Die Länder behalten die bisherigen Regeln angesichts der hohen | |
Infektionszahlen aber bis zum Ende der erlaubten Übergangszeit Anfang April | |
bei. Niedersachsen und Hamburg beispielsweise wollen eine Maskenpflicht | |
auch danach anordnen. Weitergehende Schutzmaßnahmen sollen nach dem Willen | |
der Ampel-Koalition nur noch in sogenannten Hotspots mit hohen | |
Infektionszahlen möglich sein, wenn dort gleichzeitig das Gesundheitssystem | |
überlastet ist. Die Länder halten die Regeln für nicht praktikabel. | |
Weltweit haben sich mehr als 473,4 Millionen Menschen nachweislich mit dem | |
Coronavirus angesteckt. Das ergibt eine Reuters-Zählung auf Basis | |
offizieller Daten. Mehr als 6,47 Millionen Menschen starben mit oder an dem | |
Virus, seit dieses im Dezember 2019 erstmals im chinesischen Wuhan | |
nachgewiesen wurde. Die Dunkelziffern dürften Expert*innen zufolge aber | |
weitaus höher sein. Die höchsten Zahlen weltweit weisen die USA auf. Dort | |
starben bislang fast 979.000 Menschen in Zusammenhang mit dem Virus, rund | |
79,9 Millionen Ansteckungsfälle wurden registriert. (rtr) | |
24 Mar 2022 | |
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